Ein Video von Taliban auf Spielplatz-Schaukeln hat in Afghanistan Aufsehen erregt, wie die Deutsche Presse-Agentur jetzt berichtet. „Schaukle schneller, schneller, whow, whow!“, ruft ein Kämpfer seinen schaukelnden Kameraden zu. „Dieser Park gehört jetzt uns“, sagt er weiter. Die afghanische Regierung habe jede Menge Picknicke genossen. „Jetzt sind wir an der Reihe.“

Es war zunächst unklar, wo oder wann das Video aufgezeichnet wurde, das im Internet vielfach geteilt wurde. Hunderte Afghanen kommentierten es in sozialen Medien. Viele schrieben, das Video sei ein Beweis dafür, dass der jahrzehntelange Krieg im Land einer ganzen Generation des Landes einfache Kindheitsfreuden verwehrt habe. Andere kritisierten das Mitgefühl für die Taliban. Wegen der Islamisten würden Millionen Afghanen täglich in Angst leben und seien nirgendwo sicher.

Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich mit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen aus dem Land massiv verschlechtert. Seit Anfang Mai ist rund ein Viertel der Bezirke des Landes an die Islamisten gefallen. Dabei wurden Hunderte Sicherheitskräfte getötet, verwundet, gefangen genommen oder zur Aufgabe gezwungen.

Islamisten rücken auf Provinzhauptstädte vor

Nun rücken die Islamisten auch auf Provinzhauptstädte vor. Diese wurden bisher aber von den afghanischen Sicherheitskräften verteidigt. Laut US-Präsident Joe Biden soll der Abzug der US-Truppen mit Ende August beendet sein. Die Bundeswehr hat das Land Ende Juni verlassen. Unteressen hat ebenso Australien den vollständigen Abzug seiner Soldaten aus Afghanistan verkündet. Die letzten 80 australische Kräfte am Hindukusch hätten das Land in den vergangenen Wochen verlassen, sagte der australische Verteidigungsminister Peter Dutton am Sonntag dem Sender Sky News.

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Bereits 2013 hatte Australien seine Kampftruppen aus Afghanistan abgezogen und seitdem dort nur noch ein kleines Truppenkontingent unterhalten. Dennoch führte der Einsatz daheim weiter zu Diskussionen. So verlangten Veteranenverbände von der Regierung, eine formelle Untersuchung der hohen Zahl von Suiziden bei Afghanistan-Veteranen einzuleiten. Außerdem gehen Armee und Polizei Vorwürfen nach, dass australische Elite-Luftwaffensoldaten in Afghanistan Kriegsverbrechen begangen haben.