Diese Baum-Friedhöfe machen wütend... Rauchen und Lagerfeuer im Wald: Schaut genau hin, ihr Idioten!
Viele wissen unsere Wälder - so schön sie auch sind - nicht genug zu schätzen. Die Folgen sind verheerend für uns alle, findet KURIER-Autor Florian Thalmann.

Es sind Bilder des Schreckens, die uns aus verschiedenen Regionen Deutschlands erreichen. Bilder, die vor allem Naturfreunden wie mir ans Herz gehen. Bilder, die Angst machen. Seit Wochen beschäftigen uns immer wieder Meldungen über Waldbrände in ganz Deutschland. Brandenburg, die Sächsische Schweiz, seit Tagen nun auch der Grunewald in Berlin. Und wenn die Feuer gelöscht werden, kommen sie: Die Fotos der verbrannten Wälder, Baum-Friedhofe, trostlos, schwarz, traurig. Doch in diesen Bildern liegt auch eine große Chance: Sie lassen uns begreifen, wie wichtig unsere Wälder sind – und dass wir sie viel besser schützen sollten.
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Ich stamme ursprünglich aus Schmilka, einem kleinen Dorf in der Sächsischen Schweiz. Direkt an der tschechischen Grenze, die Elbe auf der einen, der Nationalpark auf der anderen Seite. 100 Einwohner lebten dort, als ich vor Jahren ging – und wenn ich davon erzählte, konnte bisher nur selten jemand etwas damit anfangen. Doch jetzt ist das Dorf überall im Fernsehen – weil Hunderte Feuerwehrleute und unzählige Helikopter von hier seit Wochen gegen die Feuer kämpfen.
Die Bilder der verkohlten Waldstücke sind einfach schrecklich
Ich habe – es versteht sich von selbst – noch einen guten Draht gen Heimat, weshalb mich auch recht schnell die ersten Fotos dessen erreichten, was das Feuer übrig ließ. In einzelnen Gebieten konnten die Flammen zurückgedrängt werden, die Bilder landeten über Whatsapp auf meinem Handy. Verkohlte Bäume in toten Wäldern, die an Friedhofe erinnern. Teilweise fallen die einst prächtigen Gewächse um wie Streichhölzer, weil sich Bodenfeuer unterirdisch durch die Wurzeln fressen – und den starken Bäumen, die etliche Jahre überdauerten, jeglichen Halt nahmen.
Im Nationalpark Sächsische Schweiz lief vieles verkehrt – meine persönliche Meinung. Hier griff seit Jahren schon, wie in anderen Regionen auch, der Borkenkäfer an. Ein Schädling, der es besonders auf die immer gleichen Monokulturen abgesehen hat. Doch anstatt einzugreifen, die Bäume zu fällen und im Wald mal ordentlich „aufzuräumen“, überließ man die Natur sich selbst.
Man wollte ja ein Nationalpark sein, um jeden Preis. Nun sorgt das Feuer dafür, dass hier mal ordentlich aufgeräumt wird: Jedes Kind versteht, dass die vertrockneten, toten Bäume, die man stehen ließ, brennen wie Zunder. Auch wenn Nationalpark-Idealisten etwas anderes behaupten.

Aber sei es drum: Für große Teile der Wälder ist es nun zu spät – auch in Brandenburg. Und auch, das ist zu befürchten, im herrlichen Grunewald. Noch gibt es hier nicht viele Einsichten, schließlich ist aufgrund der außergewöhnlichen Situation des Sprengplatzes ein Herankommen kaum möglich. Doch ich schätze, auch hier wird das Feuer Spuren hinterlassen haben. All das kann nicht rückgängig gemacht werden – was sich die Flammen holten, ist verloren. Nur: Was lernen wir daraus?
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Hoffentlich die richtigen Dinge. Zum einen: Wir sollten unsere Wälder mehr zu schätzen wissen. Ich bin ein leidenschaftlicher Spaziergänger und Wanderer, bin unterwegs in den Wäldern rund um Berlin. Ich weiß sie zu schätzen, stoße aber immer wieder auch darauf, dass einige es nicht tun. Ich treffe Menschen, die mitten im Wald sitzen und rauchen. Und ja, auch im trockenen Sommer. So etwas sollte sich verbieten – aber nicht jedem ist die Gefahr bewusst.
Wälder entzünden sich nur sehr selten spontan von selbst
Erst recht nicht jenen Leuten, die auch im Sommer im Wald übernachten, ob an legalen oder illegalen Stellen. Und dabei nicht darauf verzichten können, ein Lagerfeuer zu entzünden. Alles schon gesehen, alles schon erlebt. Und alles kaum nachvollziehbar. Wir alle wissen, dass sich Wälder nur sehr selten spontan selbst entzünden. Es ist fast immer von Brandstiftung die Rede. Ein großes Wort. Aber: Ein Brandstifter ist in meinen Augen auch der, der ein solches Risiko eingeht.
Zudem betreibe ich Geocaching, eine moderne Schnitzeljagd – und auf der Suche nach Schätzen finde ich immer wieder Dinge, die ich gar nicht finden wollte. Da wird einfach Müll abgeladen, Unrat in den Wald gekippt, Möbel abgestellt. Beim Wertstoffhof der BSR müsste man schließlich Gebühren zahlen.
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Was ist los mit diesen Menschen? Man muss kein militanter Natur- und Umweltschützer sein, um ein solches verhalten einfach nur zu verteufeln. Wir könnten es uns leicht machen und sagen: Was geht es uns an, wenn ein paar Doofe den Wald nicht respektieren? Nur funktioniert das leider nicht. Denn die Baum-Friedhöfe, die nun überall stehen, gehen uns alle an.
Florian Thalmann schreibt eigentlich jeden Mittwoch im KURIER über Tiere, aber manchmal auch montags über Berliner und Brandenburger Befindlichkeiten. Kontakt in die Redaktion: wirvonhier@berlinerverlag.com