Die wilde Uschi Obermaier wird 75: „Ich habe nichts verpasst“
Mit Nacktfotos für früher ist Schluss - und mit dem Sex auch.

Es ist das versöhnliche Lebensfazit der einst unzähmbaren Revoluzzerin: „Glück bestimmte mein Leben“, sagte Uschi Obermaier der Illustrierten „Gala“ zu ihrem 75. Geburtstag am Freitag. Was ihr aktuelles Glück ist, zeigt Obermaier ab und an auf ihrem Instagram-Profil – Hunde, Natur, Einfachheit sind dort die Eindrücke von Obermaiers Leben in Portugal, wohin sie nach vielen Jahren in den USA 2019 zog.
Verkörperung des Mottos „Sex, Drugs and Rock ‚n‘ Roll“
Ob Portugal wohl die letzte Station eines unsteten Lebens wird? Und ob dort wohl auch manchmal einer der vielen Männer anklingeln wird, die Obermaier für kurze oder längere Episoden an ihre Seite ließ? „Die Männer, die ich haben wollte, habe ich alle kennengelernt – nur ein paar hätte ich mir vielleicht sparen können“, sagte die für die Verkörperung des Mottos „Sex, Drugs and Rock ‚n‘ Roll“ der 68er-Generation stehende Obermaier.
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Obermaier kam am 24. September 1946 in München zur Welt – mit einem Hüftdefekt. Lange musste sie in einer Schiene eingezwängt liegen, damit ihre Knochen nachwachsen konnten. Bis heute bekomme sie deshalb manchmal klaustrophobische Zustände, schrieb Obermaier in ihrer Biografie. „Ich denke, mein unbändiger Freiheitsdrang hat mit diesem Eingeschlossensein zu tun.“

Der Freiheitsdrang gesellte sich zu einer schwierigen Vater-Tochter-Beziehung. Ihre Mutter zog sie allein auf, doch trotz der Trennung vergötterte Obermaier ihren aus einer gehobenen Münchner Familie stammenden Vater. Um seine Aufmerksamkeit zu erhaschen, wollte sie in die Zeitungen. Eine Lehre zur Retuscheurin schmiss sie. Durch das ständige Tingeln durch Münchner Clubs wurden Fotografen auf die hübsche Heranwachsende aufmerksam. Obermaier schaffte es wie ersehnt in die Zeitungen – und das für gutes Geld.
„Zu meiner Zeit hießen Models Tausendmarkmädchen, weil man tausend Mark pro Tag bekommen hat“, erinnerte sie sich einmal in der „Süddeutschen Zeitung“. Für sie gab es allerdings zwei Unterschiede: Sie bekam sogar 1200 Mark und war damit das bestbezahlte Model Deutschlands – und sie sah sich selbst gar nicht als Model. „Ich habe mich nur fotografieren lassen.“
Zu den Fotos kam die Musik. Obermaier reiste Bands hinterher und lernte dabei auf den Essener Songtagen im Ruhrgebiet Rainer Langhans aus der Kommune 1 kennen. „Ich habe mich sofort verliebt“, sagte Obermaier. Mit den Inhalten der Kommune konnte sie sich nicht auseinandersetzen – „ich kannte nicht mal den Unterschied zwischen Kapitalismus und Kommunismus“.

Dafür hatte sie ihre sexuelle Anziehungskraft – und mit Langhans einen eifersuchtsfreien Partner. Mick Jagger, Keith Richard, Jimi Hendrix – Weltstars der Musik teilten während der Kommunenzeit das Bett mit Obermaier. Lange nach dem Ende der Kommunenjahre zerstritten sich Langhans und Obermaier – doch mittlerweile sollen sie sich ausgesprochen haben.
Auf die Kommune folgten Jahre als Hippie. Obermaier verliebte sich nach Langhans in die Hamburger Reeperbahngröße Dieter Bockhorn. Mit ihm zog sie ab Mitte der 70er Jahre um die Welt. Doch das Hippieleben zerbrach 1983 – Bockhorn verunglückte betrunken tödlich mit seinem Motorrad. „Von einem Moment auf den anderen veränderte sich alles“, erinnerte sich Obermaier.
Freunde halfen ihr, sie wurde in den USA Schmuckdesignerin. Ihr Privatleben gestaltete sie viel diskreter als in den wilden Jahren. Ihre auch im fortschreitenden Alter ungebrochene erotische Ausstrahlung ließ sie nur zu ihrem 50. und 60. Geburtstag noch einmal dokumentieren, als sie sich nackt ablichten ließ.
Doch mit Nacktfotos für die Öffentlichkeit ist Schluss – und auch mit dem Sex. Den brauche sie heute nicht mehr, sagte sie der „Gala“: „Ich habe in meinem Leben so viel geliebt, so viel Liebe gegeben und bekommen – das reicht.“