Spezialeinsatzkräfte der Polizei stürmen die Apotheke.
Spezialeinsatzkräfte der Polizei stürmen die Apotheke. dpa/Schmidt

Karlsruhe in Angst, fast fünf Stunden lang hielt ein Geiselnehmer in einer Karlsruhe Apotheke mehrere Menschen in seiner Gewalt. Das Leben ringsherum kam zum Erliegen, auch ein Auftritt von Martin Rütter musste abgesagt werden. Am späten Abend stürmten dann Spezialkräfte die Apotheke. Doch Entwarnung gab es erst heute Morgen: Dann war klar, dass es doch keinen zweiten Mittäter gab.

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Der mutmaßliche Geiselnehmer in Karlsruhe handelte nach Angaben der Polizei allein. Bei der Tat am Vorabend in einer Apotheke in der Innenstadt habe er eine Schreckschusswaffe bei sich gehabt, sagte ein Sprecher am Sonnabend. Der anfängliche Verdacht, dass der Mann eine Mittäterin gehabt haben könnte, habe sich nicht bestätigt: „Der 20-Jährige hat allein agiert.“ Von den anfangs elf Geiseln hätten sich neun in dem Gebäude verstecken können. Zwei Menschen seien weiter in der Gewalt des Verdächtigen gewesen.

Nach fast fünf Stunden, gegen 21.10 Uhr, stürmten Spezialkräfte die Apotheke

Der polizeibekannte 20-Jährige hatte die Geiseln fast fünf Stunden lang in seiner Gewalt. Nach ersten Erkenntnissen blieben alle Geiseln und auch der Täter körperlich unverletzt. Die Polizei hat eine Ermittlungsgruppe mit zehn Beamten eingerichtet.

Die Geiselnahme begann gegen 16.30 Uhr, die Einsatzkräfte hatten sehr schnell Kontakt „in die Apotheke hinein“, wie es hieß. Sie sperrten das Gebiet weiträumig ab. Nach fast fünf Stunden, gegen 21.10 Uhr, stürmten Spezialkräfte die Apotheke und beendeten die Geiselnahme.

Die Polizei setzte in Karlsruhe auch ein stark gepanzertes Spezialfahrzeug ein.
Die Polizei setzte in Karlsruhe auch ein stark gepanzertes Spezialfahrzeug ein. dpa/Einsatzreport24

Der Geiselnehmer wurde überwältigt und festgenommen. Der deutsche Beschuldigte ist den Angaben zufolge bereits polizeibekannt. Er habe in der Vergangenheit unter anderem wegen Gewalt- und Eigentumsdelikten Strafanzeigen bekommen.

Martin Rütter warnte auf Instagram: „Leute, die Situation ist ernst!“

Augenzeugen hatten kurz vor der Beendigung der Geiselnahme von zwei lauten Knallgeräuschen berichtet, Polizisten seien auf die Apotheke zugelaufen. Auch nach der Festnahme durchsuchten Polizisten das Gebäude – um sicherzustellen, dass sich nicht noch ein weiterer Täter versteckt, wie der Sprecher schilderte.

Eine Gefahr für die Bevölkerung bestand nach Einschätzung der Einsatzkräfte nicht. Trotzdem rief die Polizei die Menschen dazu auf, das Einsatzgebiet zu meiden und den Anweisungen der Einsatzkräfte Folge zu leisten. Für Bewohner wurde eine Schule zum Unterkommen geöffnet.

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Die Karlsruher Messe sagte wegen der Lage zwei Abendveranstaltungen kurzfristig ab. Ein Event mit Hundetrainer Martin Rütter sowie ein Meisterkonzert seien betroffen, sagte eine Sprecherin der Messe. Martin Rütter warnte auch auf Instagram immer wieder, zum Veranstaltungsort zu kommen, berichtete live vor Ort. „Leute, die Situation ist ernst. Kommt nicht zur Schwarzwaldhalle nach Karlsruhe“, sagt er in einem der Videos.

Der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup zeigte sich erschüttert über die Geiselnahme und erleichtert über deren Ende. „Es macht mich tief betroffen, dass es in unserer Mitte solch eine Tat gab“, sagte der SPD-Politiker. Zugleich betonte er: „Karlsruhe ist erleichtert, dass diese gefährliche Situation unblutig beendet wurde.“ Er dankte im Namen der Stadt den Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Sie hätten das Leben der Geiseln geschützt. Mentrup wünschte den befreiten Geiseln, „dass sie die schrecklichen Erlebnisse bald hinter sich lassen können“.

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Auch Martin Rütter meldete sich nach Beendigung der Geiselnahme noch einmal tiefbewegt per Video auf Instagram. „Ich hoffe wirklich, dass die entsprechenden Personen das alles gut verarbeitet kriegen und hoffentlich ein irgendwie normales Leben führen können.“