Die Bundeswehr mit Darth Vader im popkulturellen Blindflug
Das Weltraumkommando der Bundeswehr hat ein neues Gebäude bezogen – mit imperialer Begleitung.
Im Juli 2021 stellte die damalige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) das Weltraumkommando der Bundeswehr in Dienst. Das Kommando sollte alle mit dem Weltraum verbundenen Aktivitäten der Bundeswehr bündeln, heißt bislang vor allem: Den Schutz von Bundeswehr-Satelliten im All zu koordinieren.
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Die von Generalmajor Michael Traut geführte Kommandobehörde kann nun die Arbeit ganz neu aufnehmen. Denn sie ist jüngst in ein neues Gebäude auf dem Paulsberg in Uedem (NRW) gezogen. Das Gebäude umfasst modernste Technik, 122 Büroräume, zwei Lagezentren und eine redundante Strom- und Klimaversorgung. Kostenpunkt: Rund 40 Millionen Euro. Angesichts einer brüchigen Weltlage sicherlich nicht zu viel. Dennoch ist zu hoffen, dass das Weltraumkommando bei der täglichen Arbeit durchdachter vorgeht, als bei der Eröffnung des neuen Baus, da befand man sich nämlich im popkulturellen Blindflug.
Bundeswehr im Popkulturellen Blindflug
Während nämlich Generalmajor Traut davon sprach, dass „moderne Gesellschaften von weltraumgestützten Diensten essenziell abhängig sind“ und die „sichere und nachhaltige Nutzung des Weltraums“ genauso zur kritischen Infrastruktur gehören wie die Versorgung mit Strom und Wasser, stand er nicht alleine vor den Zuhörenden, sondern mit einer Gruppe Cosplayer, die sich als Figuren aus den „Star Wars“-Filmen verkleidet hatten – doch die Auswahl der Kostüme durfte durchaus verstören.
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Denn neben Traut standen mehrere Stormtrooper, TIE-Fighter-Piloten, imperiale Offiziere und Super-Bösewicht Darth Vater. Direkt neben Traut stand eine sogenannte „Imperiale Ehrengarde“, die in der Geschichte von George Lucas den Imperator Palpatine beschützt`– dem Inbegriff des Fantasy-Bösewichten.
Dass die Bundeswehr bei der Einweihung des neuen Gebäudes für ihr Weltraumkommando das wohl bekannteste Space-Märchen unserer Zeit zitieren will, ist völlig verständlich, in welchem Blindflug sich die Organisatoren aber dabei bewegten, ist beinahe schon peinlich. Schließlich sind die Rüstungen der Stormtrooper und die Maske von Darth Vader sicher ikonisch und auf Fan-Messen und an Karneval weitgehend unproblematisch, doch sollte nicht vergessen werden: Das Imperium in „Star Wars“ ist ein faschistisches Regime.
Bundeswehr: Warum inszeniert man sich mit Fantasy-Bösewichten?
Ein Regime, das sich in der Geschichte von George Lucas per Staatsstreich an die Spitze der Galaxis gesetzt hat, zahlreiche Planeten unterdrückt und einige mithilfe einer Massenvernichtungswaffe mit dem superkreativen Namen „Todesstern“ ausgelöscht hat. Und noch dazu eines, das sowohl in Sachen Machtergreifung, Ausgrenzung, Unterdrückung und Militarismus an die Nazis erinnert.
Ein Fakt, den George Lucas, der sich üblicherweise davor ziert, seine Anspielungen zu erklären, in verschiedenen Interviews zumindest in Teilen bestätigte. So sagte er, dass er sich in Sachen Propaganda, Geheimpolizei und dem militärisch-industriellen Komplex durchaus bei den Nazis inspirieren ließ. Es gibt unzählige Youtuber, die sich sich ausschließlich mit „Star Wars“ beschäftigen, die weit mehr Parallelen herausarbeiten. Doch auch wenn das „Star Wars“-Imperium keine direkte Anspielung auf das Dritte Reich ist, ist es ganz sicher ein faschistisches Regime.
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Sich unkritisch mit den zweifellos ikonischen Rüstungen zu schmücken, mag in verschiedenen Kontexten möglich sein. Als Parlamentsarmee eines demokratischen Staates ist es aber ein ziemliches Fettnäpfchen. Schließlich hätte die „Star Wars“-Anspielung sicher auch mit bekannten Figuren aus der Rebellion funktioniert. Bei der Bundeswehr entschied man sich für deren faschistischen Gegenspieler.