Ein Kunde zieht in einem Bus der VHH ein 9-Euro Ticket aus dem Fahrkartendrucker.
Ein Kunde zieht in einem Bus der VHH ein 9-Euro Ticket aus dem Fahrkartendrucker. dpa/Markus Scholz

Seit Anfang Juni gilt das 9-Euro-Ticket, die Hälfte der Zeit ist also vorbei – und es erscheint nur logisch, dass sich viele Menschen Gedanken darüber machen, wie es danach weitergehen kann. Natürlich: Das Ticket, das zum unglaublich billigen Tarif die Öffi-Nutzung in ganz Deutschland erlaubte, sollte auch eine finanzielle Entlastung für die Bundesbürger sein. Doch auch nach August steigen die Preise weiter, wird das Leben teurer. Es wäre also nur gerecht, wenn es auch für die Zeit danach eine für jeden erschwingliche Lösung geben würde.

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Viel wurde vorgeschlagen: Öffi-Teilhabe für einen Euro am Tag, also 365 Euro im Jahr, zum Beispiel. Ein Ticket für 29 Euro, vorgeschlagen vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Dessen Chefin Jutta Gurkmann sagte, ein leicht buchbares Ticket für alle Busse und Bahnen im Nahverkehr sollte für einen monatlichen Preis von 29 Euro, also rund einen Euro pro Tag, angeboten werden. „Das würde in der Preiskrise alle entlasten, insbesondere aber Haushalte mit wenig Geld, und zudem der nötigen Verkehrswende mehr Schub geben.“ Und nun? Wird über das 69-Euro-Ticket diskutiert. 69 Euro!

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9-Euro-Ticket: Neuer Vorschlag für 69-Euro-Ticket ist eine Frechheit!

Was war doch gleich der wichtigste Grund, warum das 9-Euro-Ticket so gut angenommen wurde? Dass es erschwinglich war. Sind 69 Euro im Monat erschwinglich? Klare Antwort: Für viele Menschen nicht. Natürlich ist es günstiger, 17 Euro spart man etwa im Vergleich zur Umweltkarte der BVG. Aber trotzdem: Wieso findet man nicht eine andere Lösung? Diese ist in meinen Augen jedenfalls eine Frechheit.

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Zugegeben: Nett an einem solchen Ticket wäre, dass es keinen chaotischen Tarifdschungel mehr gibt. Dass man sich als Bahnfahrer in verschiedenen Regionen nicht durch unterschiedliche Ticketsysteme kämpfen müsste. Dass man sogar bei weiteren Strecken sparen könnte, weil man (entsprechend viel Zeit vorausgesetzt) vom ICE auf die Regionalbahn umsteigen könnte. Alles Argumente, die für die Idee sprechen. Die aber im Grunde genommen wertlos sind, wenn sich zu viele Menschen den Fahrschein nicht leisten können.

Das günstige 9-Euro-Ticket sorgt dafür, dass viele Regionalzüge völlig überfüllt sind.
Das günstige 9-Euro-Ticket sorgt dafür, dass viele Regionalzüge völlig überfüllt sind. dpa/Sebastian Gollnow

Die Deutschen haben gezeigt, dass sie interessiert sind am günstigen Nahverkehr, dass sie bereit sind, das Auto auch mal abzustellen und sich in den Zug zu setzen. Nun sollten alle anderen beweisen, dass die Botschaft angekommen ist. Denn dafür braucht es vor allem eine vernünftige Preispolitik – und die haben wir  nicht.

Momentan gibt es keine vernünftige und nachvollziehbare Preispolitik

Beispiel: Ich will im Herbst in den Wanderurlaub, liebäugelte mit dem Bayerischen Wald. Das Bahnticket dafür kostet mich auf einer Fahrt für zwei Personen so viel wie fünf Flüge für zwei Personen nach Wien.

Für eine Fahrt von Berlin nach Dresden zahlte ich am 23. Dezember 190 Euro für zwei Personen. Ja, es war der 23. Dezember und ja, ich habe in der letzten Minute gebucht, aber trotzdem: Nein, verdammt! Wäre ich nicht in einer Notsituation gewesen, hätte ich niemals so viel Geld für eine zwei-Stunden-Fahrt gezahlt.

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Doch während es mich nur ärgerte, wäre es für viele andere Menschen schlichtweg unerschwinglich gewesen. Und das darf einfach nicht sein. Es braucht vernünftige und günstige Lösungen – Vorschläge dafür gibt es inzwischen mehr als genug. Voraussetzung ist aber natürlich, es gibt wirklich an ernst gemeintes Interesse an einer Verkehrswende und daran, die Bürger nachhaltig zu entlasten.

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