Tragische Geschichte aus der Nacht des Untergangs

Der Geiger der Titanic: Seine Violine nahm Wallace Hartley mit in den eiskalten Tod

Die Kapelle der Titanic soll bis zum Schluss gespielt haben, um den Passagieren die Angst zu nehmen. Doch die Geschichte von Orchester-Chef Wallace Hartley geht noch weiter.

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Wallace Hartley war der Chef der Kapelle auf der Titanic – und nahm seine Geige mit in den Tod.
Wallace Hartley war der Chef der Kapelle auf der Titanic – und nahm seine Geige mit in den Tod.United Archives International/imago, imagebroker/imago

Es ist eine der Legenden über den Untergang der Titanic, die sich auch mehr als 111 Jahre nach der Schifffahrts-Tragödie hartnäckig hält: Spielte die Kapelle, die sich an Bord des luxuriösen Schiffes befand, wirklich „bis zum bitteren Ende“, wie es immer wieder heißt? Überlebende, die in der Nacht des Untergangs dabei waren und später davon berichteten, trafen darüber unterschiedliche Aussagen. Fakt ist aber: Vor allem Orchester-Chef Wallace Hartley dachte noch an die Musik, als er wusste, dass er sterben wird – und er nahm seine Violine mit in den eiskalten Tod!

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Spielte die Kapelle auf der Titanic wirklich bis zum Untergang?

Im Film „Titanic“, der 1997 in die Kinos kam und noch heute zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten zählt, spielt die Kapelle in den Minuten vor dem Untergang ebenfalls eine tragende Rolle. Schon kurz nach der Kollision des Schiffes mit dem Eisberg werden die Musiker hier nach draußen geschickt, um an Deck für die Passagiere zu spielen, die derweil die Rettungsboote besteigen. Der Sinn: Die Musik sollte den Menschen an Bord ein Stück Normalität vorgaukeln und eine Panik vermeiden.

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Die Titanic brach am 11. April 1912 zu ihrer Jungfernfahrt auf, kollidierte unterwegs mit einem Eisberg und versank.
Die Titanic brach am 11. April 1912 zu ihrer Jungfernfahrt auf, kollidierte unterwegs mit einem Eisberg und versank.United Archives International/imago

Doch der Überlieferung nach nahmen die Musiker ihren Job sehr ernst: Als alle Rettungsboote schon weggerudert waren, als die Menschen an Bord bereits um ihr Überleben kämpften, sollen die Musiker noch immer an Deck gestanden und den Choral „Näher mein Gott zu dir“ gespielt haben. Es ist das Lied, welches das im Film vierköpfige Orchester intoniert, kurz bevor das Schiff im Ozean versinkt. Zur Musik gibt es aber unterschiedliche Meinungen: Manche Zeitzeugen berichteten, das letzte Lied der Musiker sei die Hymne „Autumn“ gewesen, die damals sehr bekannt war.

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Wallace Hartley nahm seine Geige beim Untergang der Titanic mit in den Tod

Besonders dramatisch: Die Musiker blieben nicht nur ihrem Job treu, offenbar auch ihren Instrumenten. Etwa Wallace Hartley, ein Geiger, der als Leiter der achtköpfigen Kapelle auf der Titanic verpflichtet wurde. Er ist es, der im legendären Film von James Cameron am Ende als einziger an Deck verbleibt und den Choral anstimmt, bevor sich seine Kollegen noch ein letztes Mal zu ihm gesellen. Hartley kam beim Untergang der Titanic ums Leben, wie rund 1500 andere Menschen. Und um seinen Tod rankt sich eine traurige Legende.

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Sieben der acht Musiker der Titanic, in der Mitte Chef und Geiger Wallace Hartley.
Sieben der acht Musiker der Titanic, in der Mitte Chef und Geiger Wallace Hartley.United Archives International/imago

Denn: Angeblich soll sich der Vollblut-Musiker seine Violine in einem Koffer vor den Bauch gebunden haben, bevor er in den Atlantik stürzte. Entweder, weil er seine Geige als sein wichtigstes Stück mitnehmen wollte, als das Schiff sank – oder aber, weil er seinen nahenden Tod kommen sah und wollte, dass sein geliebtes Instrument mit seiner Leiche aus dem Ozean gezogen wird.

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2013 wurde die legendäre Geige von der Titanic versteigert

Spannend dabei: Hartleys Leiche wurde Tage später geborgen – auf der Identifikationskarte, die damals für alle gefundenen Toten angefertigt wurde, ist von einem Geigenkoffer aber keine Rede. Eintausend Menschen nahmen an Hartleys Begräbnis teil – und in seinem Heimatort wurde dem Musiker ein Denkmal errichtet.

Unzählige Menschen nahmen am Begräbnis von Wallace Hartley, dem Geiger und Kapellmeister der Titanic, teil.
Unzählige Menschen nahmen am Begräbnis von Wallace Hartley, dem Geiger und Kapellmeister der Titanic, teil.United Archives International/imago

Allerdings passierte exakt 100 Jahre später das Unfassbare: Im Jahr 2012 wurde eine vom Seewasser stark beschädigte Violine aufgefunden. Sieben Monate lang wurde das Instrument untersucht – und es stellte sich heraus: Die Geige gehörte Wallace Hartley. Mutmaßlich hatte er darauf das letzte Lied an Bord der Titanic gespielt, war dann in den Fluten erfroren. Das besondere Instrument wurde einige Zeit später versteigert: Für 1.050.030 britische Pfund wechselte das musikalische Relikt von der Titanic im Oktober 2013 den Besitzer.

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