ARCHIV - 25.04.2013, Bayern, Nordhalben: Ein Gedenkstein mit dem Porträt des Mädchens Peggy auf dem Friedhof. Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
ARCHIV - 25.04.2013, Bayern, Nordhalben: Ein Gedenkstein mit dem Porträt des Mädchens Peggy auf dem Friedhof. Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

20 Jahre lang beschäftigte das Verschwinden von Peggy Knobloch Polizei, Journalisten und auch die Öffentlichkeit - und das Interesse scheint nicht abzureißen. Auch nicht, nach dem die Ermittlungen vor einigen Monaten offiziell eingestellt wurden. In sechs Folgen rollt eine ZDF-Serie ab dem 8. Januar (Freitag) einen der bekanntesten ungelösten Kriminalfälle Deutschlands noch einmal auf.

Die damals neunjährige Peggy verschwand auf dem Weg zur Schule. Erst 15 Jahre später, im Jahr 2016 wurden ihre sterblichen Überreste gefunden. Der Fall bleibt ungelöst, ein 2004 verurteilter Mann wurde 2014 freigesprochen. Im Oktober wurden die Ermittlungen offiziell eingestellt. Man kam der Lösung einfach nicht näher. Zwar hatte ein Mann aus dem Landkreis Wunsiedel vor zwei Jahren gestanden, das tote Mädchen mit seinem Auto in den Wald gebracht zu haben. Er bestritt jedoch, Peggy getötet zu haben. Das leblose Kind habe er damals von einem Bekannten an einer Bushaltestelle übernommen. Später widerrief der Bestatter sein Geständnis. Die Informationen reichen laut Staatsanwaltschaft nicht für eine Mord-Anklage aus. Andere Anklagepunkte wie Strafvereitelung seien verjährt und könnten nicht mehr zur Anklage gebracht werden.

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„Höllental“ heißt die Serie – so wie das Flusstal im Frankenwald, an den die Kleinstadt Lichtenberg direkt angrenzt. Das ZDF nutzt den furchteinflößenden Namen und zeigt tatsächlich ein Tal der Hölle: Die Kamera fliegt über die dichten Baumwipfel, verirrt sich auf der Suche nach dem Mädchen zwischen den Bäumen. Selten hat ein Wald so bedrohlich gewirkt.

Peggys oberfränkischer Heimatort Lichtenberg wird als verlassener Ort zwischen Nebelschwaden gezeigt. Die Straßen menschenleer, die Stimmung erdrückend. Keine Frage, mag der Zuschauer denken: Hier muss ein solches Verbrechen stattfinden. „Wir zeigen diese Orte in einer von Menschen und Fahrzeugen entleerten Hyperrealität“, erklärte Regisseurin Marie Wilke. „Die Welt in ‚Höllental‘ ist für mich ein Modell der realen Welt, in der verschiedene Versionen der möglichen Wirklichkeit dargestellt werden.“

Originalschauplätze wechseln sich ab mit Aufnahmen von Polizeiakten, Fotos und Medienberichten. Die Doku-Serie lässt Journalisten und Nachbarn detailgetreu von Peggy berichten. Über ihren Alltag, ihre Offenheit gegenüber Fremden und ihre letzten Stunden. Polizisten geraten ins Stocken, wenn sie von dem Gefühl der Ohnmacht erzählen, das sich im Laufe der Jahre nur noch verstärkte. Immer wieder weicht dabei die düstere Hintergrundmusik ein paar Sekunden Stille.

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Schauspieler oder Fiktion braucht das True-Crime-Format nicht, die Realität ist erdrückend genug. Von dem spurlosen Verschwinden, den Fehlern bei den Ermittlungen und im Gerichtssaal über das Finden der Leiche bis zum Einstellen des Verfahrens mangels Beweisen. Sechs Folgen braucht die Serie, um das Verbrechen neu zu erzählen. Doch wirklich Neues bringt „Höllental“ nicht hervor.

„Ich bin nicht mit einem investigativen oder journalistischen Anspruch an ‚Höllental‘ herangegangen“, betonte die Regisseurin. Der Gedanke an Peggy sei für sie zentral gewesen. Sie habe nach einer Haltung gesucht, wie sie die Geschichte des Verschwindens erzählen kann. So lässt die Serie viele Fragen offen – wie das Verbrechen selbst.