ConocoPhillips will in Alaska nach Öl bohren. Klimaaktivisten laufen Sturm.
ConocoPhillips will in Alaska nach Öl bohren. Klimaaktivisten laufen Sturm. AP/ConocoPhillips

Ist man regelmäßig auf Instagram oder TikTok unterwegs, kommt man an einem Thema derzeit nicht vorbei: dem Willow Project im US-Bundesstaat Alaska. Entsprechend sind zahlreiche der Beiträge in englischer Sprache, doch immer mehr deutsche Beiträge mischen sich darunter. Doch was ist das Willow Project eigentlich? Und wieso ist der Widerstand dagegen so groß?

Das Willow Project: Neues Öl aus Alaska

Das Willow Project ist ein Projekt zur Förderung von Öl in Alaska. Hinter dem Projekt steht ConocoPhillips, der drittgrößte amerikanische Öl-Konzern. Der möchte insgesamt 250 Ölquellen erschließen und diese mit bis zu fünf Bohrstationen ausbeuten. Insgesamt 600 Millionen Barrel Rohöl sollen damit gewonnen werden, das sind 95 Milliarden Liter.

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Während dieses Projekt vom demokratischen US-Präsidenten Joe Biden unterstützt wird, wird es von Umwelt- und Klimaschützern kritisiert. Denn das Öl, das mindestens 30 Jahre lang aus den neuen Feldern im Osten des National Petroleum Reserve in Alaska sprudeln soll, wird bei seiner Forderung und Nutzung beinahe 300 Millionen Tonnen CO2 emittieren. Das könnte die Klimaziele der USA und damit der Welt nachhaltig gefährden. Schon jetzt steuert die Welt auf Kipppunkte zu, weitere Öl-Projekte verschärfen diese Situation.

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Hier sollen die Ölfelder des Willow Projects liegen.
Hier sollen die Ölfelder des Willow Projects liegen. AP

Neben den CO2-Massen, die Otto Normalverbraucher unvorstellbar sind, werden auch die Begleiterscheinungen des Willow Project kritisiert. So würden bei der Förderung des Öls weitere klimaschädliche Gase freigesetzt, es würden Hunderte Kilometer an Straßen durch die Natur gebaut, hinzu kommt Infrastruktur für die Arbeiter und natürlich für die Förderung und Transport des Rohöls. Wildtiere würden dadurch aus ihren Lebensräumen vertrieben, lautet ein Teil der Kritik.

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Zudem beklagen Indigene, die in der auserkorenen Öl-Förder-Region leben, dass die Bohrungen ihren Städten, ihrer Lebensweise und der lokalen Umwelt erheblichen Schaden zufügen würden. Jedoch gibt es auch Indigenen-Vertreter, die die Bohrungen unterstützen.

Das Willow Project: Die Kritik richtet sich vor allem an US-Präsident Joe Biden

Im Zentrum der Kritik steht dabei gar nicht so sehr das Unternehmen ConocoPhillips, das letztendlich nur das tut, was es stets getan hat: fossile Energien zu fördern, damit Geld zu verdienen und die Klimakrise voranzutreiben. US-Präsident Joe Biden hingegen, der das Projekt vor wenigen Tagen genehmigte, hatte sich noch im Wahlkampf als Klimaschützer dargestellt, war mit dem Ziel angetreten, keine neuen Öl- und Gasprojekte auf staatlichem Grund mehr zu genehmigen.

Aktivisten und Wissenschaftler werfen Biden nun vor, diesem Anspruch nicht gerecht zu werden. Doch die Gemengelage beim Willow Project ist komplizierter. Denn Bidens Vorgänger Donald Trump hatte das Projekt auf dem bereits vor mehr als 20 Jahren gepachteten Gebiet bereits durchgewunken, ehe ein Bundesrichter die Genehmigung 2021 einkassierte, da bei dem Projekt die Klima-Folgen nicht ausreichend berücksichtigt worden seien. Dennoch gab es nun die erneute Bewilligung, wenn auch gleichzeitig Gasbohrungen im arktischen Ozean eingeschränkt und mehrere Gebiete unter Schutz gestellt wurden. Klimaschützer bezeichnen den Deal als Feigenblatt.

Das Willow Project: Das sagen Befürworter

Befürworter des Willow Projects, zu denen zahlreiche hochrangiger Politiker in Alaska zählen, verweisen auf die wirtschaftliche Unabhängigkeit, die die Öl-Förderung den USA bereite. Zudem würden Arbeitsplätze geschaffen, die Region gestärkt und auch der Staat könnte als Verpächter fleißig verdienen. Bis zu 17 Milliarden Dollar seien demnach für Staat, Bundesstaat und die anliegenden Gemeinden drin.

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Das Unternehmen ConocoPhillips hat bereits Probebohrungen unternommen.
Das Unternehmen ConocoPhillips hat bereits Probebohrungen unternommen. AP/ConocoPhillips

Kritiker kontern, dass das Projekt die Energiewende gleich mehrfach ausbremst. Jetzt, da finanzielle Mittel ins Willow Project und nicht in erneuerbare Energien gehen – und in Zukunft, wenn der Markt sich auf erneuerbare einstellen könnte, aber mit dem neu gewonnen Öl überschwemmt wird.

Das Willow Project: ConocoPhillips weiß um die Klimakrise

Hinzukommt, dass das CO2-intensive Projekt die Klimakrise weiter vorantreibt. Diese und ihre Folgen hat ConocoPhillips sogar in der Planung berücksichtigt. Denn in dem Unternehmen rechnet man damit, dass der Permafrostboden, auf dem die Bohrinfrastruktur errichtet wird, wegen der Klimakrise in den kommenden 30 Jahren aufweichen wird. Um das zu verhindern, soll er künstlich gekühlt werden, was erneut für CO2-Emmissionen sorgen wird.

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Trotz der erteilten Genehmigung bleibt der Widerstand gegen das Projekt hoch. Mehrere Petitionen laufen gegen Joe Biden. Zudem hat die Umwelt-Organisation Sierra-Club eine Briefaktion an den US-Präsidenten gestartet. Ob diese auch Erfolg haben wird, ist völlig offen.