Eine grafische Darstellung zeigt die Mission „Dart“ (Double Asteroid Redirection Test), mit der erstmals eine Sonde absichtlich in einen Asteroiden gesteuert werden soll.
Eine grafische Darstellung zeigt die Mission „Dart“ (Double Asteroid Redirection Test), mit der erstmals eine Sonde absichtlich in einen Asteroiden gesteuert werden soll. Gribbsp1/NASA/Johns Hopkins Applied Physics Lab/dpa

Erstmals hat die US-Raumfahrtbehörde Nasa eine Sonde starten lassen, die absichtlich in einen Asteroiden krachen und dadurch dessen Flugbahn verändern soll. Das Fluggerät startete am Mittwochmorgen deutscher Zeit mithilfe einer „Falcon 9“-Rakete vom US-Bundesstaat Kalifornien aus. „Asteroid Dimorphos: Wir kriegen Dich“, twitterte die Nasa kurz nach dem Start.

Kommenden Oktober soll die Sonde den Asteroiden Dimorphos treffen. Mit der rund 330 Millionen Dollar (rund 290 Millionen Euro) teuren Mission „Dart“ (Double Asteroid Redirection Test, übersetzt Pfeil) will die Nasa testen, wie sie die Erde vor Meteoriteneinschlägen schützen kann. Die Sonde ist kleiner als ein Auto und wird von zwei langen Solarpanels flankiert. Sie soll im Herbst kommenden Jahres, in etwa zehn Monaten, einen Asteroiden von der Größe eines Fußballfeldes (160 Meter Durchmesser) mit einer Geschwindigkeit von rund 24.000 Kilometern pro Stunde treffen.

Die Nasa-Sonde für die Mission „Dart“ (Double Asteroid Redirection Test)
Die Nasa-Sonde für die Mission „Dart“ (Double Asteroid Redirection Test) Gribbsp1/NASA/Johns Hopkins Applied Physics Lab/dpa

Dieser Asteroid, Dimorphos, stellt keine Bedrohung für die Erde dar. Es handelt sich vielmehr um eine Generalprobe für den Ernstfall, dass ein großer Himmelskörper tatsächlich auf Kollisionskurs mit der Erde ist. Tom Statler, ein an der Mission beteiligter Nasa-Wissenschaftler, sprach vor Journalisten von einem „historischen“ Test. „Zum ersten Mal wird die Menschheit die Bewegung eines natürlichen Himmelskörpers im Weltraum verändern.“

Die Mission ist so angelegt, dass der Asteroid auch nach dem Aufprall der Sonde, die nur eine Kamera an Bord hat, keine Gefahr darstellen soll. Nach dem Aufprall soll die rund zwölfstündige Umlaufbahn von Dimorphos um mindestens 73 Sekunden und möglicherweise bis zu zehn Minuten kürzer dauern. 2024 soll die Esa-Mission „Hera“ starten, um die Auswirkungen des Aufpralls genauer zu untersuchen.

Im Oktober 2022 soll die Sonde mit dem Asteroiden Dimorphos kollidieren.
Im Oktober 2022 soll die Sonde mit dem Asteroiden Dimorphos kollidieren. dpa

Um die Auswirkungen des Aufpralls zu untersuchen, setzen die Forscher auf einen in Italien entwickelten Mini-Satelliten, der vorher von der Hauptsonde abgeworfen werden soll. Die Wissenschaftler wissen noch nicht genau, wie viel Energie bei dem Aufprall übertragen wird, da sie die innere Zusammensetzung des Asteroiden nicht kennen. Anhand der Daten wollen sie ermitteln, mit wie viel Masse auf bestimmte Typen von Himmelskörpern geschossen werden muss, um sie stark genug abzulenken.

Derzeit wissen Wissenschaftler von keinem Asteroiden, der in absehbarer Zeit direkt auf die Erde zurasen könnte – aber Forscher haben rund 27.000 Asteroiden in der Nähe unseres Planeten identifiziert, davon rund 10.000 mit einem Durchmesser von mehr als 140 Metern. Diese könnten bei einem Aufprall auf die Erde ganze Städte oder Regionen verwüsten. Schätzungen zufolge kommt so ein Einschlag alle 20.000 Jahre vor.

Die sogenannte kinetische Impaktormethode ist nicht die einzige Möglichkeit, einen Asteroiden abzulenken. Theoretisch denkbar wäre auch, eine Atombombe in der Nähe eines Asteroiden zu zünden. Eine weitere Möglichkeit wäre, ein großes Raumschiff lange genug neben einem Asteroiden herfliegen zu lassen, bis seine Schwerkraft den Asteroiden auf einen neuen Kurs zieht.