Covid-Todesfälle: DAS hatten die meisten Verstorbenen der vierten Corona-Welle gemeinsam
Niedrige Impfquote, hohe Todeszahlen, doch so einfach ist die Gleichung nicht!

Seit längerem steht fest: Ungeimpfte sind deutlich häufiger von schweren Verläufen bei Corona-Infektionen betroffen als vollständig Geimpfte, insbesondere Geimpfte nach einer Auffrischungsimpfung. Das hat jüngst eine bundesweite Auswertung von Patienten auf Intensivstationen ergeben. Doch wie verhält es sich mit den Todeszahlen: Sterben Ungeimpfte häufiger an der Krankheit, oder erholen sie sich womöglich auch von schweren Verläufen?
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Impfquote niedrig, viele Todesfälle, doch jetzt niedrige Inzidenzen
Aufschluss bringen da Zahlen, die die Mitteldeutsche Zeitung beim Gesundheitsamt des Saalekreises in Sachsen-Anhalt recherchiert hat. Das Erstaunliche: Wie in anderen ostdeutschen Regionen auch liegt die Corona-Inzidenz derzeit weit unter dem bundesdeutschen Schnitt. Doch zur vierten Welle, angetrieben durch die Delta-Variante des Coronavirus, wurden exorbitante Inzidenzen als auch Todeszahlen gemeldet. Die Impfquote in dem Kreis um die Kleinstadt Merseburg westlich von Sachsen liegt mit 62 Prozent deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.
112 Todesfälle wurden in der Zeit zwischen August 2021 bis zum 9. Januar gezählt, die man der vierten Welle zurechnen kann, bevor die Omikron-Welle dominant geworden ist. Die Auswertung der Fälle ergibt folgendes Bild: Die allermeisten Verstorbenen waren über 70 Jahre alt, die älteste sogar 100. Eine einzige Verstorbene war jünger als 50, nämlich 34 Jahre alt. Deutlich mehr Männer als Frauen waren unter den Toten. Dieses deckt sich mit Beobachtungen aus anderen Teilen Deutschlands.
Trotz hoher Impfquote bei Älteren: Die meisten Toten waren ungeimpft
Auch wenig überraschend: Die meisten der Toten waren ungeimpft, lediglich 37 der 112 Verstorbenen waren vollständig geimpft. Richtig klar wird das Risiko für Ungeimpfte aber erst dann, wenn man berücksichtigt, dass die Impfquote in Sachsen-Anhalt bei Über-60-Jährigen überdurchschnittlich hoch liegt, nämlich bei 86,9 Prozent. Es ist also nur eine kleine Minderheit von Ungeimpften, die aber eine deutliche Mehrzahl der Todesfälle ausmachen. Die M.Z. unterstreicht, dass lediglich zwei der Toten unter 60 Jahren geimpft waren.
Das Sterberisiko steigt also deutlich auch für Geimpfte jenseits der 70 nach einem Impfdurchbruch. Doch ungleich höher ist offenbar die Todeswahrscheinlichkeit nach einer Infektion für ältere Ungeimpfte. Die relativ niedrigen Inzidenzen in vielen Teilen Ostdeutschlands in diesen Tagen führt der Virologe Alexander Kekulé im MDR-Podcast „Kekulés Corona-Kompass“ übrigens darauf zurück, dass dort wohl bereits eine Corona-Durchseuchung stattgefunden hat: Nicht nur aufgrund der niedrigen Impfquote, sondern auch infolge allzu lockerem Umgang mit Corona-Regeln habe sich ein erheblicher Teil der Bevölkerung bereits infiziert. Bei unter 50-Jährigen war im Saalekreis zwar nur ein Todesfall aufgetreten, doch die Folgen von Long-Covid-Erkrankungen selbst nach milden Verläufen sind noch wenig erforscht.