Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit
Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit imago

Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit ist seit Beginn der Pandemie immer wieder als Corona-Experte aufgetreten. Der in Berlin geborene Hamburger Hochschullehrer hatte sich wiederholt gegen die Auffassung anderer Covid-Experten ausgesprochen und ist dafür auch häufig ins Kreuzfeuer der Kritik geraten.

So hatte er zu Beginn der Pandemie im März 2020 in einem Interview geäußert, dass eine „langsame Durchseuchung der Bevölkerung“ stattfinden müsse, wobei gefährdete Menschen besonders zu schützen seien. Ende März 2020 legte Schmidt-Chanasit nach, es gebe für die Wirksamkeit von Corona-Masken keinen wissenschaftlichen Beleg, diese könnten auch von anderen Corona-Maßnahmen wie „Hygiene und Abstandwahren“ ablenken.

Zahlreiche internationale Studien haben die Wirksamkeit von Corona-Masken in Innenräumen gezeigt

Nun geht es wieder um Corona-Masken, deren Wirksamkeit im Kampf gegen Covid längst breiter wissenschaftlicher Konsens ist. Zahlreiche Studien in vielen Ländern haben gezeigt, dass vor allem dort, wo in Innenräumen Abstände nicht eingehalten werden können, Corona-Masken einen elementaren Schutz gegen die Verbreitung des Coronavirus bieten. Die explodierenden Infektionszahlen nach dem Oktoberfest in München zeigen wiederum, dass ein Verzicht auf Masken bei derartigen Großveranstaltungen erhebliche Risiken für das Gesundheitswesen mit sich bringen.

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Aus diesem Grund hatte sich die Bundesregierung gemeinsam mit den Bundesländern, nach zähem Ringen, darauf geeinigt, eine bedingte Maskenpflicht für Innenräume einzuführen. So gilt Maskenpflicht seit Anfang Oktober im öffentlichen Nahverkehr, in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen und Arztpraxen.

Darüber hinaus können Bundesländer weitere Maskenregeln beispielsweise für Veranstaltungen, Museen oder Restaurants sowie Schulen erlassen, wenn dies erforderlich wird. Keine Maskenpflicht gilt hingegen in Flugzeugen, was einige Experten für inkonsequent halten. Maskenregeln für Außenbereiche, wie sie noch bis Anfang des Jahres galten, wurden hingegen verworfen, weil deren Sinn selbst von Experten angezweifelt wird.

Corona-Expertenrat der Bundesregierung hatte den Mangel an Daten zur Wirksamkeit von Corona-Maßnahmen gerügt

Nun stellt Schmidt-Chanasit in einem Interview mit Welt TV allerdings auch den Sinn von Masken in Innenräumen infrage. Diese hätten „gar nichts bewirkt“. „Die Maskenpflicht hat keinen Unterschied gemacht, das haben die Daten ganz klar gezeigt“, behauptet der Virologe, ohne allerdings zu erklären, auf welche Daten er sich bei dieser Aussage bezieht.

Diese Aussage erstaunt vor dem Hintergrund, dass ein Corona-Expertenrat der Bundesregierung im Sommer zu dem Schluss kam, viele Corona-Maßnahmen nicht abschließend bewerten zu können, eben weil die dafür notwendige valide Datenlage nicht vorliegt.

Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten hatte sich Virologe Christian Drosten bereits im April aus dem Gremium zurückgezogen. Der Bericht des Sachverständigenrates wurde später zusammen mit zahlreichen vorliegenden Studien als Entscheidungsgrundlage für die nun geltenden Corona-Regeln herangezogen.

Das Problem der unzureichenden Daten hat sich seit der Abschaffung kostenloser Corona-Tests und der Schließung zahlreicher Testzentren nochmals verschärft: Denn nunmehr bleiben zahlreiche Corona-Infektionen unerkannt. Ausfälle bei Klinikpersonal, Behörden und Unternehmen zeigen jedoch einen massiven Anstieg von Fällen, die sich nur teilweise in den erfassten Corona-Daten niederschlagen.