Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko)
Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (Stiko) dpa

Diese Worte dürften für erhitzte Diskussionen sorgen: Einer der wichtigsten Experten im Kampf gegen das Coronavirus hat die Pandemie in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk faktisch für beendet erklärt. Wörtlich sagte Thomas Mertens, Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko), am Donnerstag im Bayerischen Rundfunk: „Es handelt sich mittlerweile um eine endemische Virusinfektion.“ Mertens leitet das Gremium, das verbindliche Empfehlungen für den Einsatz von Impfstoffen ausspricht, unter anderem der Corona-Vakzine.

Pandemisch oder endemisch: Dabei geht es nicht nur um Haarspalterei. Nachdem die Weltgesundheitsorganisation WHO den Pandemiefall ausgerufen hatte, wurden aufgrund dessen einschneidende, weltweite Maßnahmen ergriffen, wie es sie noch nie zuvor gab: Der weltweite Flugverkehr ruhte über Monate weitestgehend, weiterhin gibt es Länder mit zum Teil harschen Einreise-Beschränkungen und Lockdowns, wie zum Beispiel China. 

Weiterhin erkranken Menschen schwer an Corona, doch jeder kann sich inzwischen schützen

Doch nach und nach haben immer mehr Länder einen pragmatischen Umgang mit dem Virus gefunden, nachdem die inzwischen vorherrschenden Virus-Varianten bei den meisten Erkrankten vor allem Erkältungssymptome auslösen. Die Impfung schützt in aller Regel vor tödlichen Verläufen, allerdings erkranken vor allem ältere und immungeschwächte Menschen zum Teil weiterhin schwer.

In der Abwägung zwischen Gesundheitsschutz und den Möglichkeiten, sich selbst gegen eine Erkrankung zu schützen, hat die Bundesregierung neue Lockdowns in diesem Winter ausgeschlossen. Dennoch spricht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) weiter von der Corona-Pandemie. Dies stimmt insofern, als dass das Virus weiterhin weltweit verbreitet ist. Da es sich jedoch vor allem lokal und in Wellen verbreitet wie Grippeviren und andere Erkältungserreger, mehren sich die Stimmen, die Corona nunmehr als endemisch einstufen wollen.