Chinesische Arbeiter fliehen vor Corona-Lockdowns, Besucher im Disney-Themenpark eingesperrt
Beschäftigte die in China Apple-Produkte wie das iPhone produzieren, verlassen die gewaltige Foxconn-Fabrik

Die sogenannte Null-Covid-Politik Chinas stürzt die Menschen in Angst, bei einem Ausbruch mehr oder weniger eingesperrt zu werden. Arbeiterinnen und Arbeiter der für Apple produzierenden Foxconn-Fabrik in Zhengzhou haben offenbar nach einigen Coronafällen das Unternehmensgelände verlassen. Unklar blieb, ob sie flohen oder mit Erlaubnis das Gelände verließen.
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Auf chinesischen Handys zirkulierende Videos zeigten Menschen, die über Zäune kletterten und auf einer Straße vom Fabrikgelände weggingen. Anscheinend wollten sie, nachdem mit Corona infizierte Kollegen in Quarantäne genommen wurden, einer drohenden Isolation entgehen.
Bereits in den vergangenen Tagen hatte es Berichte über äußerst schlechte Bedingungen gegeben, nachdem in Teilen der Stadt strenge Corona-Maßnahmen verhängt worden waren. Auch klagten Arbeiter über Probleme bei der Lebensmittelversorgung.
Infizierte Beschäftigte werden am Arbeitsplatz isoliert
Das Unternehmen teilte mit, es wende das „Management des geschlossenen Kreises“ an, die Abschottung von infizierten Arbeitnehmern am Arbeitsplatz ohne Kontakte nach außen. Drei Mahlzeiten am Tag würden zur Verfügung gestellt.
Ein Fabrikarbeiter sagte telefonisch, die ersten Beschäftigten seien gegangen, als Coronafälle Mitte Oktober bekannt geworden seien. Foxconn habe das Tragen von Masken vorgeschrieben und täglich die Arbeitsplätze desinfiziert. Die Produktion sei normal weiter gelaufen. „Es infizieren sich immer noch Leute an den Fließbändern, und sie gehen immer noch in Sorge zur Arbeit“, berichtete er. Er habe die Fabrik verlassen und werde in seine Heimatstadt zurückkehren.
Freiwillige in umliegenden Dörfern versorgten die Menschen mit Lebensmitteln. Einer dieser Freiwilligen sagte, die Menschen in einem Video, das er veröffentlicht habe, seien Foxconn-Beschäftigte.
Im riesigen Foxconn-Komplex können bis zu 350.000 Menschen arbeiten. Sie ist eine der größten Fabriken in China und produziert Produkte für den US-Tech-Giganten Apple, darunter das neue iPhone-Modell.
Besuche im Disney-Themenpark wegen Coronafällen eingesperrt
Corona-Infektionen haben in China immer wieder zum Lockdown ganzer Städte geführt. Zuletzt hatte der Disney-Themenpark in Shanghai schlagartig auf unbestimmte Zeit geschlossen. Die BBC berichtete, dass nur Leute herausgelassen würden, wenn sie einen negativen Corona-Test vorweisen können. Zum Trost dürften sie aber weiter die Fahrgeschäfte nutzen. Schon vor einem Jahr waren 30.000 Menschen darin eingeschlossen, nachdem die Behörden angeordnet hatten, alle zwecks Kontaktverfolgung zu testen.
Der Sender weiß von Millionen Chinesen, die allein seit 24. Oktober unter 200 über das Land verteilten Lockdowns leiden. Und obwohl wegen solcher Maßnahmen die Wirtschaftsleistung Chinas im zweiten Quartal um 2,6 Prozent schrumpfte, hält Präsident Xi Jinping an der Null-Covid-Politik fest, einem „Volkskrieg, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen“.
Die Zahl ausländischer Manager und Fachkräfte soll sich wegen dieser Politik nach groben Schätzungen mehr als halbiert haben. Deutsche Firmen verloren laut einer Umfrage der deutschen Handelskammer (AHK) ein Viertel ihrer ausländischen Mitarbeiter.

Ausländer verlassen China, weil sie die Corona-Überwachung nicht mehr ertragen
Dass die Corona-App auf dem Handy jeden Schritt bestimmt, wollen viele Ausländer nicht mehr hinnehmen. Wer an Eingängen keinen aktuellen negativen PCR-Test nachweisen kann, kommt vielfach nicht mal mehr in seine eigene Wohnung, geschweige denn in den Supermarkt oder ins Restaurant. Jeder muss sich einscannen: Totale Kontrolle. Gibt es irgendwo einen Corona-Fall, werden ganze Nachbarschaften dicht gemacht.
Lockdowns mit großen Schwierigkeiten, Lebensmittel zu besorgen, Überwachung haben neben der Abschottung des Landes das Risiko steigen lassen, in Chinas Corona-Mühlen zu geraten. „Das Risiko weiterer Lockdowns schwebt wie ein Damoklesschwert über allem“, sagt Jens Hildebrandt von der AHK. „Schreckensszenarien wie der zweieinhalbmonatige Lockdown Shanghais ist in den Köpfen.“