Brisante Meta-Studie: War die Corona-Maskenpflicht völlig wirkungslos?
Gesundheitsminister Lauterbach hält dagegen.

Nachher ist man immer klüger: Seit Ausbruch der Corona-Pandemie Ende 2019 hat es in der ganzen Welt unterschiedlich drastische Maßnahmen zur Eindämmung von Ansteckungen gegeben. Auch glühende Verfechter strenger Corona-Vorschriften räumen heute ein, dass bestimmte Maßnahmen völlig überzogen waren. Aber welche waren im Nachhinein sinnvoll, welche absurd? Darüber gibt es bis heute selbst unter Experten völlig unterschiedliche Auffassungen. Die Null-Covid-Politik hat beispielsweise in Ländern wie Neuseeland für äußerst wenige Ansteckungen und gerade einmal 2477 Todesfälle gesorgt, China hat sie zwar bis vor wenigen Monaten auch vor Corona-Wellen geschützt. Als sämtliche Maßnahmen dann aufgehoben wurden, steckte sich ein Großteil der chinesischen Bevölkerung an. Innerhalb weniger Wochen sollen Schätzungen zufolge mehr als eine Million Menschen gestorben sein.
Teils absurde Corona-Maßnahmen wie Ausgangs- und Verweilverbote
In Deutschland wurden zunächst auch extrem strenge Maßnahmen verhängt, die allerdings kaum durchzusetzen waren: Neben zeitweisen Ausgangsverboten gab es 2020 sogar Verweilverbote in Parks, Verbote, auf Spielplätzen zu spielen, und dergleichen. Das würde man heute nicht mehr so machen, so der Konsens. Ein Sachverständigenrat konnte sich 2022 aber nicht darauf verständigen, welche Corona-Maßnahmen sich tatsächlich als wirkungsvoll im Kampf gegen die Pandemie erwiesen haben und welche nicht. Als Hauptproblem hatte sich der Mangel an validen Daten erwiesen, um beispielsweise den Effekt von Schulschließungen oder 2G/3G-Maßnahmen auf bestimmte Corona-Varianten zweifelsfrei zu bewerten.
Einhellig positiv hatten die Expertinnen und Experten jedoch das Tragen von Masken bewertet, soweit diese korrekt getragen werden. „Eine schlechtsitzende und nicht enganliegende Maske hat jedoch einen verminderten bis keinen Effekt“, hieß es in dem Bericht. So, wie Masken von vielen getragen wurden, unter der Nase oder sogar unter dem Kinn, waren sie offensichtlich wirkungslos. Aber selbst wenn alle Menschen die Masken richtig getragen hätten, wäre der Effekt möglicherweise nicht so, wie deren Befürworter es bis heute argumentieren.
Sachverständigenrat hatte Corona-Masken einhellig befürwortet, doch Studie bezweifelt den Nutzen
Zahlreiche Studien zeigen in Experimenten und Daten-Auswertungen den Nutzen von korrekt angelegten Masken. Dennoch weckt eine Meta-Studie, die zahlreiche Einzelstudien zusammenfasst, nun erhebliche Zweifel am Nutzen von OP- und FFP2-Masken. Der Aerosolforscher Gerhard Scheuch geht so weit, festzustellen: „Das Tragen von Masken hat so gut wie keinen Effekt auf die Ausbreitung von Infektionen wie Influenza oder SARS-CoV-2.“
Das ist natürlich Wasser auf den Mühlen von Corona-Skeptikern, die sich seit jeher von Pandemie-Maßnahmen gegängelt fühlen. Dabei ist das Ergebnis der sogenannten Cochrane Review gar nicht so eindeutig zu bewerten, wie die Aussage von Gerhard Scheuch es vermuten lässt. Er selbst bestätigt in der Bild das Ergebnis von Studien, „dass eine gut getragene Maske den Träger vor einer Infektion schützen kann“. Tatsächlich hatten zahlreiche dieser Untersuchungen darüber hinaus aber auch gezeigt, dass andere durch die Masken geschützt werden – das war die Grundlage der Maskenpflicht.
Corona-Metastudie zweifelt Nutzen von Masken nicht an, bestreitet aber Wirkung der Maskenpflicht
Die Cochrane Review zweifelt einzelne Studienergebnisse überhaupt nicht an, bewertet vielmehr die Effizienz einer allgemeinen Maskenpflicht als politisches Mittel – und kommt zu dem Ergebnis, sie sei dennoch wirkungslos. Denn Millionen Leute haben sich offensichtlich trotz Maskenpflicht angesteckt – warum genau, darüber gibt es wiederum mehr Vermutungen als klare Daten. Nahe liegt beispielsweise, dass Masken nicht oder falsch getragen wurden, oder dass sich Menschen vor allem im privaten Umfeld angesteckt hatten.
Das genau ist wiederum die Schwäche der Meta-Studie: Sie bewertet die Maskenpflicht im Kontext der Gesamtentwicklung der Pandemie als ineffizient, kann aber nicht wirklich erklären, warum das so sei. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hält dieses Vorgehen für problematisch, bekommt dafür aber wiederum Gegenwind vom Aerosolforscher Scheuch:
Der Einwand von Gerhard Scheuch trifft insofern ins Schwarze, als Karl Lauterbach Maßnahmen stets mit einzelnen Studien begründete („Eine neue Studie aus Israel hat gezeigt ...“). Nun liegt eine Meta-Studie vor, die den Nutzen ebendieser Maßnahmen anzweifelt, und die soll falsch sein?
Wieder zeigt sich, woran es vor allem in Deutschland mangelt: valide Daten, die begründete Vermutungen verifizieren oder falsifizieren könnten. Aber selbst mit validen Daten wäre eine wichtige Frage nur schwer zu beantworten: Was wäre eigentlich passiert, wenn es in Deutschland keine Maskenpflicht gegeben hätte, sich Millionen Menschen in vollen U-Bahnen und Bussen angesteckt hätten? Wären wir tatsächlich mit dem sprichwörtlichen blauen Auge durch die Pandemie gekommen, oder hätte es unser Gesundheitssystem in die Knie gezwungen, wären weite Bereiche der Infrastruktur durch Personalausfälle kollabiert und vielleicht sogar Krematorien überlastet worden – genau so, wie es in anderen Ländern ja passiert ist?