Bei einem Test-Drive-in in Berlin-Mitte wird ein Rachenabstrich von einer Person genommen.
Bei einem Test-Drive-in in Berlin-Mitte wird ein Rachenabstrich von einer Person genommen. Foto: dpa

Mehr als 800.000 Corona-Tests können jede Woche in Deutschland durchgeführt werden. Können. Das ist das Problem. Laut einem Bericht des „Spiegel“ werden die Testkapazitäten nämlich nicht annähernd ausgenutzt. In der vorletzten Woche wurden gerade einmal 323.000 Menschen auf das Virus getestet. Gestern hat die Bundesregierung gegengesteuert.

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Die Kritik der Experten an den ungenutzten Testmöglichkeiten war groß. „Es ist ein ganz schlechtes Zeichen, dass so sparsam getestet wird“, sagte beispielsweise der Hallenser Virologe Alexander Kekulé dem „Spiegel“. Der Grund für die wenigen Tests ist offenbar, dass nicht genug Aufträge an die Labore ergehen. Die Geschäftsführerin des Interessenverbands der akkreditierten medizinischen Labore in Deutschland (ALM) sagte dem Magazin, ein Arzt müsse auf die Laboranforderung schreiben, ob es einen Corona-Test geben solle. „Was nicht bei uns ankommt, kann nicht getestet werden.“

Coronavirus: Testsituation hat sich geändert

Da zu Beginn der Krise nicht so viele Testkapazitäten wie heute zur Verfügung standen, hatte das Robert Koch-Institut (RKI) die Devise ausgegeben, dass nur Patienten mit Symptomen getestet werden sollen. Und die Krankenkasse hat nur in diesen Fällen gezahlt. Mit einem gestern vom Bundeskabinett beschlossenen Gesetzentwurf soll das nun geändert werden. Wie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte, sollen Kassen künftig auch Tests bei Menschen übernehmen, die keine Symptome zeigen.

Außerdem soll im Umfeld besonders gefährdeter Menschen, wie etwa Pflegeheimen, breiter getestet werden. „Wir wollen Corona-Infizierte künftig schneller finden, testen und versorgen können“, sagte Spahn. „Nur so können wir Infektionsketten wirksam durchbrechen und einen unkontrollierten Ausbruch der Epidemie in Deutschland verhindern.“

Um einen noch besseren Überblick zu bekommen, sollen künftig auch negative Testergebnisse von den Laboren übermittelt werden. Doch auch die kommen nur zustande, wenn endlich mehr getestet wird.