Der R-Wert, der die Reproduktionszahl des Coronavirus angibt, ist erstmals seit langer Zeit unter 1 gesunken.
Der R-Wert, der die Reproduktionszahl des Coronavirus angibt, ist erstmals seit langer Zeit unter 1 gesunken. Imago/Felix Schlikis

Es ist recht lange her, dass es in Sachen Corona gute Nachrichten gab. Erst zeigte die Delta-Variante im Herbst ihre ganze Stärke und nun greift Omikron um sich, zudem wurden Biontech und Pfizer bei der Entwicklung eines Impfstoffs für Kinder unter fünf Jahren zuletzt zurückgeworfen. Doch eine kleine Zahl lässt nun aufhorchen: Erstmals seit längerer Zeit vermeldete das Robert Koch-Institut (RKI) einen R-Wert, der unter 1 liegt. Doch was bedeutet das genau.

Corona-Pandemie: Das gibt der R-Wert an

Der R-Wert ist die Reproduktionszahl des Virus. Sie gibt an, wie viele Personen eine infizierte Person ansteckt. Liegt der Wert bei 1, steckt eine infizierte Person eine andere an. Liegt er darunter flaut das Infektionsgeschehen ab, liegt er darüber, nimmt es zu. Das RKI hatte am Mittwochabend einen R-Wert von 0,98 gemeldet. Heißt: Im schnitt stecken 100 Infizierte „nur“ 98 Personen an.

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Immer mehr Menschen bekommen auf ihrer Corona-Warn-App Risikobegegnungen angezeigt.
Immer mehr Menschen bekommen auf ihrer Corona-Warn-App Risikobegegnungen angezeigt. Imago/Michael Weber

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Doch, dass dieser R-Wert ein Zeichen dafür ist, dass die Omikron-Welle schon gebrochen sein könnte, glauben die allermeisten Experten nicht. „Das Verhalten des R-Wertes spiegelt nicht nur den Verlauf der Welle wider, sondern auch die Verfügbarkeit von Testkapazitäten und die Überlastungssituation in den Gesundheitsämtern“, heißt es in einer Mitteilung des RKI. Auch die renommierte Virologin Melanie Brinkmann vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung sagte der Nachrichtenagentur dpa, dass sie den niedrigen R-Wert auf ein überlastetes Test- und Meldesystem zurückführe.

TU-Wissenschaftler: R-Wert unter 1 „nicht plausibel“

Für den Corona-Modellierer Kai Nagel von der TU Berlin ist ein R-Wert unterhalb von 1 in der aktuellen Situation überhaupt „nicht plausibel“. Denn bislang steige die sogenannte 7-Tage-Inzidenz, deshalb sei laut Nagel auch ein R-Wert von über 1 zu erwarten. Und auch sinkende Inzidenzen würde er skeptisch betrachten, da viele Infektionen aufgrund von Priorisierungen bei PCR-Tests nicht mehr erfasst würden. Das könnte übrigens auch für die Stadt Berlin gelten, wo die gemeldeten Infektionszahlen seit einigen Tagen wieder zurückgehen.

So groß der Wunsch nach einem Ende der Pandemie, oder zumindest einem Ende der Omikron-Welle ist, sie wird wohl noch auf sich warten lassen. Bundesgesundheitsminister hatte jüngst prognostiziert, dass der Höhepunkt der Omikron-Welle in Deutschland erst Mitte Februar erreicht sein wird. Dann werde es bis zu 400.000 Neuinfektionen am Tag geben. Ob die aufgrund der beschränkten Testkapazitäten aber auch alle erfasst werden, dürfte fraglich sein.

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Am Mittwoch meldete das RKI mehr als 200.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Die 7-Tage-Inzidenz liegt aktuell bei 1227,5. An der Spitze der traurigen Corona-Tabelle liegt der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mit einer Inzidenz von 2748.