Virologe Drosten von der Charité Berlin kritisiert die Wahlmöglichkeit beim Impfstoff.
Virologe Drosten von der Charité Berlin kritisiert die Wahlmöglichkeit beim Impfstoff. Foto: imago images/IPON

Viele Menschen verzichten auf eine Impfung mit Astrazeneca. Sie warten, bis sie einen Impftermin mit den Produkten von Biontech/Pfizer oder Moderna bekommen. Der Grund ist die Angst der Menschen vor einer Sinusvenenthrombosen. Mindestens acht Menschen starben. Menschen, die älter als 60 Jahre sind und auf eine Impfung mit Astrazeneca verzichten, werden jetzt von Christian Drosten scharf angegriffen.

Hintergrund: In manchen Bundesländern, derzeit auch in Berlin, können sich Menschen über 60 aussuchen, mit welchem Corona-Impfstoff sie geimpft werden wollen. Ein damit verbundenes wählerisches Verhalten bezeichnet Drosten, Leiter der Virologie an der Berliner Charité, in seinem Podcast jetzt als „ganz schlechte Entwicklung“.

Drosten findet es „nicht gut, wenn Ältere jetzt an dieser Stelle wählerisch sind“

„Da muss man wirklich sagen, dann nimmt man im Juni einem Jüngeren die Impfung weg. Und das ist wirklich nicht in Ordnung“, sagte der Virologe. Und weiter: „Ich finde es nicht gut, wenn Ältere jetzt an dieser Stelle wählerisch sind.“ Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Astrazeneca derzeit für Menschen ab 60.

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Auch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) und die Ärztekammer Berlin fordern, ab sofort alle Menschen über 60 Jahren in den Impfzentren nur noch mit dem Impfstoff von Astrazeneca gegen Corona zu impfen.

„Die Wahlfreiheit in Berlins Impfzentren muss beendet werden“, erklärten beide ärztlichen Standesver­tre­­tun­gen. „Nur so können die Menschen unter 60 Jahren, die zum Beispiel aufgrund ihrer schweren Vorer­kran­kungen eine dringende Impfung benötigen, schneller berücksichtigt werden. Denn sie dürfen aktuell nur mit Biontech und Moderna geimpft werden.“

Kassenärztliche Vereinigung und Ärztekammer Berlin wollen Wahlmöglichkeit abschaffen

KV und Ärztekammer appellieren an ältere Menschen: „Wir möchten alle Berlinerinnen und Berliner über 60 Jahren dringend darum bitten, sich mit dem Impfstoff Astrazeneca impfen zu lassen. Bitte vertrauen Sie der Empfehlung der Ständigen Impfkommission, dass dieser Impfstoff unbedenklich bei allen Personen über 60 Jahren geimpft werden kann.“

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Bis zum 8. April wurden hierzulande 46 Fälle einer Sinusvenenthrombose nach Impfung mit Vaxzevria gemeldet. Fünf Frauen und drei Männer starben. Inzwischen wird der Einsatz von Astrazeneca hierzulande nur bei Menschen ab 60 Jahren empfohlen. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hält an ihrer Einschätzung fest, dass der Nutzen des Impfstoffs das Risiko überwiegt.

Am Montag wurde bekannt, dass über 800.000 Berliner trotz Einladung bisher noch keinen Impftermin vereinbart haben.