Queen Elizabeth ist nicht mehr so fit wie früher.
Queen Elizabeth ist nicht mehr so fit wie früher. imago images

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Queen Elizabeth II. gehe es schlecht, ihr Sohn Prinz Charles sei schon bei ihr und Enkel William sei auf den Weg nach Balmoral Castle. Die Nachricht zwischen den Zeilen: Die britische Königin, die seit 1952 auf dem Thron sitzt, liegt im Sterben. Am Abend bestätigte der Buckingham Palace den Tod der Monarchin.

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Was für die Familie der 96-Jährigen ein schlimmer emotionaler Verlust wäre, wurde von der Palastverwaltung aber längst schon minutiös durchgeplant. Denn auch wenn Elizabeth nur repräsentative Aufgaben erfüllt, ist sie noch immer das Staatsoberhaupt des Vereinigten Königreichts. Und so wird im Ernstfall  das Protokoll „London Bridge“ aktiviert werden. Das setzt dann eine minutiös geplante Maschinerie in Gang. So ähnlich war es auch im April 2021, als Prinz Philip, der Ehemann der Queen, mit 99 Jahren gestorben war. Das Codewort damals hieß „Forth Bridge“.

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In diesem Protokoll wird der Tag, an dem die Queen stirbt, als „D-Day“ bezeichnet. Wird der Tod der Queen festgestellt, informiert ihr Privatsekretär als Erstes die Premierministerin. Aktuell ist das Liz Truss. In diesem Gespräch fällt das Codewort „London Bridge is down“ (dt.: „Die London Bridge ist eingestürzt“). Damit wird eine Anrufkaskade ausgelöst, die unter anderem die komplette britische Regierung sowie die Außenminister der 52 Commonwealth-Staaten informieren soll.

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Im Anschluss meldet die britische Nachrichtenagentur The Press Association (PA) per Blitzmeldung den Tod der Queen. Die BBC, die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt Großbritanniens, alarmiert all ihre Sendeanstalten. Die Mitarbeiter sind für einen solchen Fall zum Spielen „sanfter Musik“ und der Ankündigung eines Nachrichtenblocks angekündigt. Die Sender BBC 1, BBC 2 und BBC 4 unterbrechen unverzüglich für einen Tag ihr Programm und senden stattdessen BBC News.

Am Buckingham-Palast wird dann ein Diener eine schwarz umrandete Todesanzeige anbringen, die auch auf der Website und den Social-Media-Kanälen der königlichen Familie zu sehen sein wird.

Queen Elizabeth ist tot, jetzt muss alles ganz schnell gehen

Alles muss schnell gehen wie eine gut geölte Maschine. So sollen innerhalb von zehn Minuten nach dem Tod der Queen alle Flaggen an öffentlichen Gebäuden auf halbmast gesenkt werden. Es gibt Salutschüsse, eine nationale Schweigeminute und dann ein Treffen der Premierministerin mit dem Thronfolger Prinz Charles, der noch am Tag des Todes um 18 Uhr eine Ansprache an das britische Volk halten soll.

Ausgerufen wird der neue König an diesem Tag aber noch nicht, sondern erst am Tag nach dem Ableben der Queen. Im Protokoll wird der „D-Day 1“ genannt. An diesem Tag wird der neue König dann im St.-James’s-Palast zum neuen König ausgerufen. Um 15.30 Uhr findet dann eine Audienz des Premierministers und des Kabinetts mit dem König statt. Die Inthronisierung von Charles hat übrigens auch bereits einen Operationsnamen: „Spring tide“, zu Deutsch: „Springflut“.

Wenn Queen Elizabeth stirbt, bleibt Prinz Charles (hier mit Frau Camilla) nicht viel Zeit zum Trauern. Er würde den Thron besteigen, müsste nach Schottland, Nordirland und Wales reisen.
Wenn Queen Elizabeth stirbt, bleibt Prinz Charles (hier mit Frau Camilla) nicht viel Zeit zum Trauern. Er würde den Thron besteigen, müsste nach Schottland, Nordirland und Wales reisen. imago images

Doch mit der Thronübernahme von Charles wäre das Protokoll „London Bridge“ noch nicht vorbei. An „D-Day 2“, also dem zweiten Tag nach dem Tod der Queen, soll der Leichnam der Königin in den Buckingham-Palast gebracht werden. Sollte sie sich zum Zeitpunkt ihres Todes an anderen Orten aufhalten, würde sie mit dem Zug oder gar dem Flugzeug nach London gebracht.

Nach dem Tod der Queen muss Charles als König sein Land bereisen

An „D-Day 3“ und den folgenden ist es dann am neuen König Charles, sein Land zu bereisen. Wirklich Zeit, um um seine Mutter zu trauern, bleibt ihm nicht. Die erste Reise soll ihn dabei nach Schottland führen. Danach folgt Nordirland und schließlich an „D-Day 7“ Wales.

In London wird währenddessen aber nicht geruht. Dort wird die Operation „Lion“ (dt.: „Löwe“) geprobt: die Prozession des königlichen Sargs vom Buckingham-Palast zum Sitz der Regierung im Westminster-Palast. Das findet nach den Proben tatsächlich an „D-Day 5“ statt. Dann gibt es auch einen Gottesdienst.

Die heutige Queen Elizabeth mit ihrem Vater König George, ihrer Mutter Elizabeth Bowes-Lyon und ihrer Schwester Margaret.
Die heutige Queen Elizabeth mit ihrem Vater König George, ihrer Mutter Elizabeth Bowes-Lyon und ihrer Schwester Margaret. imago images/Glasshouseimages

An „D-Day 6“ bis „D-Day 9“ wird die Queen dann im Westminster-Palast aufgebahrt. 23 Stunden am Tag können Trauernde dann Abschied von der langjährigen Monarchin nehmen. VIPs bekommen gar Zeittickets ausgestellt, um nicht in den erwarteten langen Schlangen warten zu müssen.

Zehn Tage nach dem Tod der Queen gibt es das Begräbnis

Am „D-Day 10“ steht dann das Staatsbegräbnis an in Westminster Abbey an. Zudem soll es um die Mittagszeit zwei Schweigeminuten geben. Im Land wird dieser Tag zu einem nationalen Feiertag und einem „Tag des Trauerns“. Wenn das Begräbnis auf einen Wochentag fallen würde, sieht das Protokoll vor, dass es dem Arbeitgeber obliegt, ob er seinen Angestellten freigibt oder nicht. Mehr ist im arbeitnehmerfeindlichen Großbritannien nicht drin.

Wann das Protokoll „London Bridge“ aktiviert werden muss, ist freilich unklar. Der Queen und ihren Liebsten ist zu wünschen, dass dieser Tag noch in weiter Ferne liegen wird. Doch so viel ist sicher: Im Königshaus ist man auf einen solchen Fall vorbereitet – und das, obwohl nur die wenigsten jemals einen Wechsel auf dem britischen Thron mitbekommen haben. Denn der liegt mittlerweile schon 70 Jahre zurück.