Cape Canaveral statt Baikonur

Die USA fliegen wieder selbst ins All

Ende Mai soll wieder ein bemanntes Spaceshuttle vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral zur ISS aufbrechen.

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Eine „Falcon 9“-Trägerrakete startet in Cape Canaveral. Ein solches Modell soll auch Ende Mai Astronauten zur ISS bringen.
Eine „Falcon 9“-Trägerrakete startet in Cape Canaveral. Ein solches Modell soll auch Ende Mai Astronauten zur ISS bringen.

Es ist eine der ironischen Wendungen der Weltgeschichte: Zu ihrem wohl teuersten Bauwerk haben die US-Amerikaner ohne die Russen seit Jahren keinen Zugang mehr. Nur russische Sojus-Raumschiffe transportierten Astronauten zur hauptsächlich von den USA finanzierten Internationalen Raumstation (ISS). Damit soll nun Schluss sein: Nach knapp neunjähriger Pause sollen am 27. Mai erstmals wieder Astronauten von den USA aus starten.

US-Astronauten seit 2011 auf Russland angewiesen

Zuletzt waren im Sommer 2011 Astronauten mit der Raumfähre „Atlantis“ von der Abschussrampe 39A des Weltraumbahnhofs Cape Canaveral aus zur Raumstation geflogen. Danach mottete die US-Raumfahrtbehörde Nasa ihre Space-Shuttle-Flotte aus Kostengründen ein und war für Flüge zur ISS seither auf Russland angewiesen. Das war mit bis zu 80 Millionen Euro pro Flug in einer russischen Sojus-Kapsel nicht nur teuer, sondern kratzte auch mächtig am Ego.

„Die bedeutendste Nation der Welt sollte bei der Raumfahrt nicht auf irgendein anderes Land angewiesen sein“, hatte der damalige Nasa-Chef Charles Bolden 2014 gesagt – und eigene Flüge für 2017 angekündigt. Im Zuge technischer Probleme, Finanzierungsschwierigkeiten und Umstrukturierungen nach der Wahl von US-Präsident Donald Trump wurde das Projekt immer weiter aufgeschoben.

Aufgrund der Corona-Krise wird der lang ersehnte Start Ende Mai ohne Zuschauer erfolgen.
Aufgrund der Corona-Krise wird der lang ersehnte Start Ende Mai ohne Zuschauer erfolgen.

Neben SpaceX war auch Boeing damit beauftragt worden, Transporter für Astronauten zu entwickeln. Der von Boeing entwickelte „Starliner“ schaffte es allerdings bei einem ersten Versuch im Dezember nicht zur ISS. Der unbemannte Test soll nun wiederholt werden. Bis dahin ruhen alle Hoffnungen auf dem „Crew Dragon“ der Firma SpaceX, wie Nasa-Chef Bridenstine deutlich macht. „Diese Mission hat für die Vereinigten Staaten eine hohe Priorität.“

Los geht es nach derzeitigem Plan am 27. Mai um 22.32 Uhr (MESZ), wieder an der Abschussrampe 39A. Aber sonst ist diesmal vieles anders. Die Astronauten starten nicht an Bord eines Raumschiffs der Nasa, sondern in deren Auftrag mit einer „Falcon 9“-Rakete und dem „Crew Dragon“ - und das mitten in der Corona-Pandemie, in der Unternehmen nur eingeschränkt arbeiten können und Zuschauer nicht zugelassen werden.

Die Astronautern Robert Behnken (l.) und Douglas Hurley vor einer "Crew Dragon"-Kapsel.
Die Astronautern Robert Behnken (l.) und Douglas Hurley vor einer "Crew Dragon"-Kapsel.

Foto: Im „Crew Dragon“ sollen die Nasa-Astronauten Robert Behnken (49) und Douglas Hurley (53) sitzen, beides erfahrene Veteranen des Space-Shuttle-Programms. Das Ganze sei ein Test, der „letzte Flugtest“ des „Crew Dragon“, betont die Nasa. „Das sollten wir nicht aus den Augen verlieren“, sagt Nasa-Chef Jim Bridenstine. „Wir machen das, um Dinge zu lernen. Und wir nehmen es sehr, sehr ernst in Hinblick auf Sicherheit.“