Brief einer Corona-Ärztin: Mir geht das Mitgefühl für sterbende Ungeimpfte aus
Nach seiner Covid-Erkrankung experimentierte ihr Patient mit allem, was höchst umstritten in der Behandlung ist. Erfolglos! Er starb. Impfen lassen hatte er sich nicht: wegen mangelnden Vertrauens in den Wirkstoff.

„Mein Patient saß an der Bettkante und rang nach Luft, während er versuchte, mir seine Geschichte zu erzählen. Er hielt nach jedem Wort inne, um zu Atem zu kommen. Die Plastikschläuche, die Sauerstoff durch seine Nase lieferten, schienen kaum ausreichend zu sein.“ Es sind die Worte einer Ärztin aus Los Angeles, die seit eineinhalb Jahren um das Leben von Corona-Patienten kämpft. Und sie gibt zu: „Mir geht das Mitgefühl aus – für die Ungeimpften!“
Der Mann, um den es in ihrer Schilderung geht, die Anita Sircar für die „Los Angeles Times“ aufgeschrieben hat, war nicht einmal 50 Jahre alt. Er hatte leichten Bluthochdruck, war ansonsten aber kerngesund. Bis er Corona bekam.
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„Er war 10 Tage, bevor er zu mir kam, positiv auf das Coronavirus getestet worden. Vor acht Tagen begann er zu husten und war stark müde. Sein Arzt verschrieb ihm Antibiotika. Es hat nicht geholfen“, erinnert sich Anita Sircar, Ärztin für Infektionskrankheiten an der UCLA School of Medicine, an ihren Patienten.
Ungeimpfte Corona-Patienten sind die, die sterben
Später habe er sich selbst Hydroxychloroquin, das er im Internet gefunden hatte, verordnet. Auch das brachte keine Linderung der Symptome. Er bekam Atemnot, während er vom Schlafzimmer ins Badezimmer lief oder seine Schuhe anziehen wollte. Er war ein Schatten seines früheren Selbst. Es wurden ihm monoklonale Antikörper verabreicht, eine im Labor hergestellte Transfusion, die die körpereigenen Antikörper ersetzt. Auch das: erfolglos!
Und dann landete er in der Notaufnahme. Sein Sauerstoffgehalt war schon so niedrig, dass es lebensbedrohlich war. Die Lunge war gezeichnet von Entzündungsmarkern. Nichts hatte geholfen. Es wurde immer schlimmer. Er konnte nicht atmen.
Die Top 6 der Ausreden der Impf-Gegner – und warum Ärztin Anita Sircar sie nicht gelten lässt:
- „Wenn Sie glauben, dass die Pandemie fast vorbei ist und Sie sie aussitzen können, ohne sich impfen zu lassen, liegen Sie falsch: Dieses Virus wird Sie finden.“
- „Wenn Sie glauben, dass Sie einfach warten können, bis der Impfstoff die ordentliche Zulassung bekommen hat, werden Sie den Tag möglicherweise nicht mehr erleben.“
- „Wenn Sie glauben, wenn Sie sich anstecken, gehen Sie einfach ins Krankenhaus und werden behandelt: Es gibt keine Garantie, dass wir Ihr Leben retten können. Es gibt nicht einmal das Versprechen, dass wir ein Bett für Sie frei haben.“
- „Wenn Sie glauben – weil Sie vielleicht schwanger sind –, dass der Impfstoff Sie, Ihr Baby oder Ihre zukünftige Fruchtbarkeit beeinträchtigt, spielt das alles keine Rolle, wenn Sie nicht mehr am Leben sind, um Ihr Neugeborenes zu sehen.“
- „Wenn Sie glauben, Sie lassen einfach alle anderen um sich herum impfen, damit Sie nicht müssen: Es gibt 93 Millionen berechtigte, ungeimpfte Menschen in der ‚Herde‘, die genauso denken wie Sie und die damit dem Ende diese Pandemie im Weg stehen.“
- „Wenn Sie glauben, dass sich geimpfte Menschen sowieso infizieren, dann fragen Sie sich noch einmal nach dem Sinn der Impfung. Der Impfstoff wurde entwickelt, um Krankenhausaufenthalte und Todesfälle durch schwere Krankheiten zu verhindern. Anstelle einer tödlichen Lungenentzündung haben Menschen mit Durchbruchsinfektionen eine kurze, schwere Erkältung. Der Impfstoff hat sich bereits bewährt. Die Geimpften sterben nicht an Covid-19.“
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„Letztes Jahr hätte mich ein Fall wie dieser platt gemacht. Ich hätte mit der Traurigkeit gerungen und damit, wie unfair das Leben war. Dieses Jahr hatte ich Mühe, Sympathie zu finden. Wir haben August 2021, nicht 2020“, gibt die Ärztin zu. Überall in den USA sind Corona-Impfstoffe seit Monaten erhältlich – kostenlos für jeden, der ihn haben will, sogar in Drogerien und Supermärkten. „Hochmoderne, revolutionäre, überwältigende, lebensrettende Impfstoffe sind überall dort erhältlich, wo die Menschen Lebensmittel kaufen. Aber die Menschen wollen sie immer noch nicht haben“, hadert die Medizinerin.
Ausreden der Corona-Impf-Gegner schockieren die Ärztin
Und ihr Patient: Der kämpfte in seinem Krankenhausbett uns Überleben, während seine Frau und zwei kleine Kinder zu Hause waren, alle mit Covid-19 infiziert. Er und seine Frau hatten beschlossen, sich nicht impfen zu lassen.
„Vor seiner Krankenzimmertür holte ich tief Luft – um meine Wut und Frustration zu unterdrücken – und ging hinein. Ich hatte 17 Monate am Stück in den Covid-Einheiten gearbeitet, den ganzen Tag, jeden Tag. Ich hatte Hunderte von Covid-Patienten betreut. Das hatten wir alle, ohne lange genug Pausen machen zu können, um uns von dieser endlosen Tortur zu erholen. Die Mitgefühlsmüdigkeit setzte ein. Für diejenigen von uns, die nach dem härtesten Jahr unseres Berufslebens nicht gegangen waren, war jetzt sogar die Hoffnung Mangelware“, schreibt Anita Sircar in ihrem bewegenden Gastbeitrag.

Sie habe ihn gefragt, warum er sich gegen eine Impfung entschieden habe.
„Nun, ich bin kein Impf-Gegner oder so. Ich habe nur darauf gewartet, dass die Kommission den Impfstoff vernünftig genehmigt. Ich wollte nichts Experimentelles nehmen. Ich wollte nicht das Versuchskaninchen der Regierung sein. Ich vertraue nicht darauf, dass es sicher ist“, sagte er. In den USA hatten die Corona-Impfstoffe zunächst eine Notfallzulassung bekommen – anders als in Deutschland.
Wenn Hunderte und Tausende von Menschen sterben, wenn die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft, unsere Kinder, nicht geimpft werden können, dann hört der Luxus der Wahl auf zu existieren.
Anita Sircar, Corona-Ärztin, über Menschen die meinen, dass eine „Impfung eine zutiefst persönliche Entscheidung ist“
Das Verrückte: Alle Behandlungen, denen er sich nach seiner Infektion unterzogen hatte – Antibiotika, monoklonale Antikörper und Hydroxychloroquin – sind wirklich experimentell, mit nicht eindeutigen Beweisen für ihre Wirksamkeit gegen Corona.
„Der einzige nachgewiesene Lebensretter, den wir in dieser Pandemie haben, ist der Impfstoff, den viele Menschen nicht wollen. Ein Impfstoff, den wir an andere Länder verschenken, weil das Angebot in den USA die Nachfrage übersteigt“, hadert die Ärztin.
Alle Behandlungsmöglichkeiten sind schlechter als der Schutz durch eine Impfung
Als letzten Rettungsanker bot sie ihrem Patienten an, ihn mit Remdesivir zu behandeln. Wohl wissend, dass das erst vor kurzem von der FDA zugelassen wurde. „Ich erklärte ihm, dass es die meiste Zeit des letzten Jahres unter einer EUA stand und nicht so umfassend untersucht oder verabreicht wurde wie Covid-19-Impfstoffe. Dass in den USA mehr als 353 Millionen Dosen des Covid-19-Impfstoffs zusammen mit mehr als 4,7 Milliarden Dosen weltweit ohne überwältigende, katastrophale Nebenwirkungen verabreicht wurden. Bei Menschen wurden nicht annähernd so viele Dosen von Remdesivir verabreicht oder untersucht. Seine langfristigen Nebenwirkungen sind noch unbekannt.“ Dann fragte sie den Patienten: „Soll ich es Ihnen trotzdem geben?“
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Er wollte. Es schien seine letzte Rettung. Aber auch das funktionierte nicht. „Er starb neun Tage später an einem tödlichen Schlaganfall. Wir, das Pflegeteam, haben uns mit seinem Tod versöhnt, weil wir wissen: Er hat sich persönlich entschieden, sich nicht impfen zu lassen, um sich und seine Familie nicht zu schützen. Wir taten alles, was wir konnten, um ihn zu retten“, sagt sie.
Und: „Die Last dieser Pandemie ruht nun auf den Schultern der Ungeimpften. Auf denjenigen, die sich impfen lassen könnten, sich aber dagegen entscheiden. Eine Entscheidung, die sie verteidigen, indem sie erklären, dass eine ‚Impfung eine zutiefst persönliche Entscheidung ist‘. Aber vielleicht hat die persönliche Entscheidung eines Menschen noch nie in der Geschichte die Welt als Ganzes so beeinflusst wie jetzt. Wenn Hunderte und Tausende von Menschen sterben, wenn die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft, unsere Kinder, nicht geimpft werden können, dann hört der Luxus der Wahl auf zu existieren.“