Immer wieder kommt es in Hannover an Bahnhöfen zur Gewalttaten. In der Nacht zu Mittwoch starb ein 34-Jähriger, der zuvor angeschossen wurde.
Immer wieder kommt es in Hannover an Bahnhöfen zur Gewalttaten. In der Nacht zu Mittwoch starb ein 34-Jähriger, der zuvor angeschossen wurde. Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

Was für eine schreckliche Bluttat. Und wieder geschah es an einem Bahnhof in Hannover! Ein 34-Jähriger wurde in der Nacht zu Mittwoch gegen 23.20 Uhr niedergeschossen. Er verstarb kurz darauf im Krankenhaus. Nur eines von vielen Gewaltdelikten in der Landeshauptstadt von Niedersachsen.

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Was war passiert? Am Dienstagabend geriet das Opfer an einer Stadtbahnhaltestelle im Stadtteil Döhren mit dem Täter in Streit. Dann zückte der Angreifer eine Schusswaffe, traf den 34-jährigen Mann lebensgefährlich. Nach einer Erstversorgung kam der Schwerverletzte noch in eine Klinik. Doch die Ärzte konnten sein Leben nicht mehr retten.

Nun sucht die Polizei nach zwei Tatverdächtigen, die auf der Flucht sind. Zeugen zu Folge ist der mutmaßlichen Täter etwa 17 Jahre alt und soll 1,70 Meter groß sein, lange lockige Haare haben und war mit einer hellen Winterjacke bekleidet gewesen sein.

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Bluttat in Hannover am Bahnhof kein Einzelfall

Immer wieder kommt es in Hannover an Bahnhöfen zu gefährlichen Auseinandersetzungen. Der Hauptbahnhof von Hannover landete bei der Zahl der Gewaltdelikte im vergangenen Jahr auf dem zweiten Platz – nach Hamburg und vor Nürnberg – und belegte bei den Waffendelikten Platz drei.

Überhaupt sei die Kriminalitätsbelastung im vergangenen Jahr an einigen deutschen Bahnhöfen besonders hoch gewesen. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der AfD-Fraktion hervorgeht, gehörte beispielsweise der Nürnberger Hauptbahnhof 2022 zu den drei Bahnhöfen, an denen die Bundespolizei die meisten Sexualdelikte, Gewaltverbrechen und Eigentumsdelikte erfasst hat.

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Am Hauptbahnhof in Dortmund wurden im gleichen Zeitraum mehr Waffendelikte und Straftaten im Zusammenhang mit Drogen registriert als an jedem anderen deutschen Fernbahnhof.

Polizisten stehen in Düsseldorf in einem U-Bahnhof um für Sicherheit zu sorgen.
Polizisten stehen in Düsseldorf in einem U-Bahnhof um für Sicherheit zu sorgen. Christoph Reichwein/dpa

Der bundesweit am stärksten frequentierte Bahnhof ist nach Auskunft der Deutschen Bahn (DB) der Hamburger Hauptbahnhof mit durchschnittlich rund 537.000 Reisenden und Besuchern pro Tag, gefolgt von den Hauptbahnhöfen Frankfurt am Main und München. Der Berliner Hauptbahnhof belegt mit rund 329.000 Menschen pro Tag Rang vier.

Die Angaben zur Kriminalität an Bahnhöfen entstammen der Polizeilichen Eingangsstatistik der Bundespolizei, daher weichen sie von den Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik ab, bei der die Erhebung nach Abschluss der Ermittlungen durch die Polizei erfolgt.

Reisende an deutschen Bahnhöfen nicht mehr sicher

Einfluss auf die Zahl der festgestellten Delikte hat zudem die Kontrolldichte am jeweiligen Bahnhof. Ein Vergleich der Daten mit dem Vorjahr ist wenig aussagekräftig, da die Corona-Schutzmaßnahmen 2021 noch erheblichen Einfluss auf die Mobilität hatten - und damit auch auf die Zahl der Menschen im öffentlichen Raum.

„Es ist inakzeptabel, dass Reisende an deutschen Bahnhöfen und in Zügen nicht mehr sicher sind“, kommentierte der AfD-Abgeordnete Martin Hess. Er forderte mehr Polizeipräsenz an Bahnhöfen.

Eine Bahnsprecherin sagte, neben den Bundespolizisten sorgten auch rund 4300 Sicherheitskräfte der DB für die Sicherheit von Fahrgästen, Besuchern und Mitarbeitern. „Neben dem Sicherheitspersonal stellt die Videoüberwachung eine weitere Säule des Sicherheitskonzepts der Bahn dar“, fügte sie hinzu. Die Zahl der Kameras werde von derzeit rund 9000 Kameras bis Ende 2024 auf etwa 11.000 Videokameras erhöht. Die Sprecherin betonte: „Nur die Bundespolizei hat Zugriff auf gespeicherte Bilder.“

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Insgesamt sei zwar eine „kontinuierlich sinkende Hemmschwelle für Gewalt in der Gesellschaft“ zu beobachten. Trotzdem seien die Bahnhöfe, an denen rund 21 Millionen Menschen pro Tag zusammenkämen, insgesamt sicherer als der restliche öffentliche Raum.

In der Bundesregierung läuft derzeit die Abstimmung für eine Reform des Bundespolizeigesetzes. Ein kontroverser Punkt dabei ist die Frage, welche Räume die Polizei an den Bahnhöfen nutzen kann.