Bei Schüssen in einer Hamburger Kirche starben mehrere Menschen.
Bei Schüssen in einer Hamburger Kirche starben mehrere Menschen. Daniel Bockwoldt/dpa

Das Blutbad in einer Hamburger Kirche mit mindestens sieben Toten und acht teils Schwerverletzten lässt noch immer viele Rätsel offen. Der Täter soll sich nach dem vermeintlichen Amok selbst gerichtet haben. Aber was trieb ihn in der Kirche der Zeugen Jehovas zu dieser Wahnsinnstat? Was ist an diesem Donnerstagabend passiert? Eine Augenzeugin berichtet.

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„Ich habe gegen zehn vor neun Uhr mehrfach Schüsse vernommen. Die klangen sehr metallisch“, erzählt Anwohnerin Lara Bauch. Noch kann sie nicht fassen, was sich da vor ihrer Wohnung abgespielt hat.

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Augenzeugin von Blutbad in Hamburg: „Es waren ungefähr vier Schussperioden“

Die 23-jährige Studentin wohnt mit ihrem Freund in einer Seitenstraße gegenüber und hat aus ihrer Dachwohnung direkte Sicht auf den Tatort an der viel befahrenen Straße Deelböge. „Erst dachten wir, dass auf der Baustelle so spät noch Arbeiten sind. Es hat sich dann herausgestellt, dass das nicht der Fall ist“, erklärt sie.

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Das schmucklose Gebäude, in dem der Täter die Horror-Tat beging, liegt neben einem Malerbetrieb. Auf der anderen Seite hinter der Baustelle mit drei großen Kränen befindet sich eine Tankstelle. Erst mit einigem Abstand in der Seitenstraße gegenüber stehen moderne drei- bis vierstöckige Apartmentgebäude und gut gepflegte Altbauten in Klinkerbauweise.

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Mitarbeiter der Spurensicherung stehen in einem Gebäude der Zeugen Jehovas. Bei Schüssen in dem Gebäude sind am Donnerstagabend mehrere Menschen getötet und einige Personen verletzt worden.
Mitarbeiter der Spurensicherung stehen in einem Gebäude der Zeugen Jehovas. Bei Schüssen in dem Gebäude sind am Donnerstagabend mehrere Menschen getötet und einige Personen verletzt worden. Daniel Bockwoldt/dpa

„Es waren ungefähr vier Schussperioden. In diesen Perioden fielen immer mehrere Schüsse, etwa im Abstand von 20 Sekunden bis einer Minute“, berichtet Lara Bauch. Von ihrem Fenster konnte sie eine Person sehen, die ganz hektisch vom Erdgeschoss ins erste Obergeschoss gelaufen sei. „Der Mann war dunkel gekleidet und schnell unterwegs“, sagt Bauch. Ob er maskiert war, konnte sie nicht erkennen.

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Familien, ältere und jüngere Leute bei den Zeugen Jehovas

Ihr Freund hatte das Geschehen mit dem Handy gefilmt. Es ist zu sehen, wie ein Polizeitransporter mit Blaulicht vor dem Gebäude steht, während auf der Straße noch Autos vorbeifahren. Schwer bewaffnete Beamte gehen zügig zum Eingang, öffnen die Tür. Sie stürmen die Treppe hoch ins Obergeschoss. Im mittleren Raum liegt wohl der mutmaßliche Schütze, wie Polizeisprecher Holger Vehren später sagt. Die Polizei geht davon aus, dass er sich selbst getötet hat. Die Beamten hätten keinen Schuss abgegeben.

Polizisten in Spezialausrüstung stehen neben einem Gebäude der Zeugen Jehovas in Hamburg. Augenzeugen dachten zunächst, der Lärm käme von der angrenzenden Baustelle.
Polizisten in Spezialausrüstung stehen neben einem Gebäude der Zeugen Jehovas in Hamburg. Augenzeugen dachten zunächst, der Lärm käme von der angrenzenden Baustelle. Jonas Walzberg/dpa

Lara Bauch berichtet, dass sich die Zeugen Jehovas laut Aushang immer donnerstags gegen 19 Uhr zu einem Gottesdienst versammelten. Das Publikum sei dabei ganz gemischt – Familien, ältere und jüngere Leute. Die Augenzeugin kann das dramatische Geschehen noch gar nicht fassen. Sie hat gesehen, wie Polizisten Verletzte an Händen und Füßen rausgetragen haben. „Ich habe das immer noch nicht ganz realisiert. Also man rechnet ja am Donnerstagabend nicht damit, dass gegenüber Leute erschossen werden“, sagt die 23-Jährige.

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