Das Kunstwerk „A Surge of Power“, das Jen Reid zeigt, stand 24 Stunden lang auf dem Sockel, auf dem einst die Skulptur eines Sklavenhändlers stand.
Das Kunstwerk „A Surge of Power“, das Jen Reid zeigt, stand 24 Stunden lang auf dem Sockel, auf dem einst die Skulptur eines Sklavenhändlers stand. Foto: AP/Matt Dunham

125 Jahre lang stand die Statue des Sklavenhändlers Edward Colston im englischen Bristol, bis am 7. Juni dieses Jahres mehrere Demonstranten das Denkmal des Mannes, der an der Versklavung von 80.000 Menschen beteiligt war, zu Fall brachten und im Hafenbecken versenkten. Doch gut einen Monat später steht der verwaiste Sockel nun nicht mehr leer. Der Künstler Marc Quinn hat dort am Mittwoch die Skulptur einer Black-Lives-Matter-Aktivistin aufgestellt. 

Jen Reid posiert vor der Statue, die die Black-Lives-Matter-Aktivistin selbst zeigt.
Jen Reid posiert vor der Statue, die die Black-Lives-Matter-Aktivistin selbst zeigt. Foto: dpa/Matt Dunham

Die neue Statue mit dem Titel „A Surge of Power“ („Eine Welle der Macht“) zeigt die Aktivistin Jen Reid mit erhobener Faust. Reid war selbst bei der Enthüllung des Werks anwesend. Die Statue werde die Anti-Rassismus-Diskussion am Laufen halten, sagte sie der Zeitung „The Guardian“. Reid selbst war dabei gewesen, als im Juni die Statue von Edward Colston im Hafen versenkt wurde.

Die Statue wurde derweil ohne das Wissen des Stadtrats von Bristol errichtet, wie Bürgermeister Marvin Rees erklärte. Er wolle, dass die Bürger von Bristol entscheiden, was künftig mit dem Sockel passiere. Er verstehe, dass Menschen sich ausdrücken wollen, schrieb Rees auf Twitter. Aber alles, was ohne Abstimmung auf den Sockel gestellt würde, werde entfernt.  Bereits am Donnerstag wurde die Statue wieder von dem Sockel entfernt und in ein Museum gebracht. 

Die Skulptur wurde am Donnerstagmorgen in ein Museum abtransportiert.
Die Skulptur wurde am Donnerstagmorgen in ein Museum abtransportiert. Foto: dpa/Ben Birchall

Es gehe nicht darum, eine Statue von Jen Reid zu entfernen, sagte Reese dem „Guardian“, sie sei eine beeindruckende Frau. Es gehe ihm darum, die Statue eines Lononder Künstlers zu entfernen, die ohne Erlaubnis in Bristol aufgestellt worden sei. Der Stadtrat hatte bereits vergangenen Monat die Einsetzung einer Kommission bekannt gegeben, deren Ziel es sei, die "wahre Geschichte" Bristols ans Licht zu bringen.

Bristol gehört zu den britischen Städten, die im 17. und 18. Jahrhundert am stärksten in den Sklavenhandel involviert waren. So auch Edward Colston, der in Bristol lange Zeit als Wohltäter galt und einigen noch gilt. Sein Reichtum gründete jedoch zu einem erheblichen Teil auf dem Handel mit afrikanischen Sklaven, die unter unsäglichen Bedingungen nach Amerika verschifft wurden.