Der Angeklagte Banker wird von einem österreichischen Gendarmen in den Gerichtssaal geleitet.
Der Angeklagte Banker wird von einem österreichischen Gendarmen in den Gerichtssaal geleitet. Foto: dpa/Christopher Eckl

Es war ein spektakulärer Prozess, der am Dienstag im niederösterreichischen Wiener Neustadt begann. Einem 62 Jahre alten Bankberater wurde vorgeworfen, seine betagte Kundin (86) getötet zu haben. Die Waffen, die er dabei benutze, könnten so auch aus einem schlechten Krimi stammen: eine mit Münzen gefüllte Socke und Frischhaltefolie.

Die Tat ereignete sich im September des vergangenen Jahres. Der Bankberater war zum Haus seiner Kundin gefahren, um ihr zu eröffnen, dass er in den vergangenen Jahren einen erheblichen Teil ihres Geldes verloren hatte. Rund um das Jahr 1999 habe er mit dem anvertrauten Geld der Seniorin rund 140.000 Euro Verlust gemacht. Er habe ihr den Wertverlust verschwiegen, da er sich um seinen Ruf in der Finanzwelt gesorgt habe. Anschließend legte er ihr stets falsche Unterlagen vor und hoffte, das verlorene Geld wieder einzuspielen. Das gelang ihm jedoch auch über mehrere Jahre nicht. 

Angeklagter gesteht Tat mit Münzsocke

Im Prozess gestand der Angeklagte die Tat. Sein Schwindel habe gedroht aufzufliegen, da seine Kundin ihre Konten umstrukturieren wollte. Er habe anschließend mehrere Optionen erwogen: sie umzubringen, aber auch ein Suizid. Laut Anklage soll er sich für die erste Variante entschieden haben. Bei vorhergehenden Treffen habe er noch vor der Ausführung seines Tötungsplanes zurückgeschreckt, am Tattag jedoch nicht. 

Wie die Anklage ausführte, sei es zum lautstarken Streit gekommen, nachdem der Angeklagte seiner Kundin den Geldverlust gestanden hatte. Der 62-Jährige soll der Seniorin dann zehnmal mit seiner mitgebrachten Münzsocke, die er im Prozess als „furchtbaren Strumpf“ bezeichnete, auf den Kopf geschlagen haben und sie anschließend erst mit einem Stück Frischhaltefolie und später mit bloßen Händen erstickt haben. Im Prozess gab der Angeklagte an, sich nur schemenhaft an die Tat zu erinnern. „Ein Bild habe ich noch, wo sie am Türstock so runterrutscht“, sagte er.

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Nach der Tat ergriff der Angeklagte abrupt die Flucht, da ein vom Streit alarmierter Nachbar der Seniorin an die Tür klopfte. „In dem Moment habe ich gedacht, jetzt ist es vorbei“, sagte der 62-Jährige am Dienstag vor Gericht. Er flüchtete aus dem Wohnzimmerfenster und stürzte sich anschließend auf der nächsten Autobahn vor einen Lkw. Er überlebte schwer verletzt.

Während die Staatsanwaltschaft dem Banker Mord vorwirft, plädiert seine Verteidigung trotz der mitgebrachten Tatwaffe auf eine Tat im Affekt. Er habe von Beginn an reumütig und umfassend ausgesagt und der Polizei Details erzählt, die er nicht habe erzählen müssen, hieß es.