Vorsicht, Kamera! Der Bär tappte bei Traunstein in Bayern in eine Kamerafalle.
Vorsicht, Kamera! Der Bär tappte bei Traunstein in Bayern in eine Kamerafalle. privat

Immer wieder Bärenspuren in Oberbayern! Mittlerweile gibt es 2023 bereits zehn gesicherte Hinweise auf einen oder mehrere Bären in der Region, im letzten Jahr gab es nur vier. Die Diskussion, ob man den Bären leben lassen soll, ist neu entfacht. Ein CSU-Landrat denkt bereits über den Abschuss nach.

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Nach dem gesicherten Nachweis eines Braunbären in Oberbayern will der Traunsteiner Landrat das Tier nicht dauerhaft in seinem Landkreis dulden. Der Bär sei eine Gefahr für die landwirtschaftliche Nutztierhaltung, sagt Landrat Siegfried Walch (CSU). „Ein Nebeneinander von großen Beutegreifern und Weidehaltung ist schlicht und ergreifend nicht möglich“, sagte er. Ein Experte des Bundes Naturschutz in Bayern (BN) widersprach dieser Sichtweise.

In Bayern: Braunbär tappt nachts in Kamera-Falle

Das Landesamt für Umwelt hatte am Montag bekannt gegeben, dass am Vortag im südwestlichen Teil des Landkreises Traunstein ein Braunbär von einer Wildkamera aufgenommen worden ist. Bereits im April hatte die Behörde von Tatzenabdrücken eines Bären im Schnee berichtet. Danach wurden im oberbayerischen Kreis Rosenheim auf einer Alm gerissene Schafe gefunden, die nach bisherigen Erkenntnissen von einem Bären angegriffen worden waren. Abschließende DNA-Analysen stehen aber noch aus.

Nutztierhaltern im Gebiet wird empfohlen, ihre Tiere nachts im Stall unterzubringen sowie Herdenschutzmaßnahmen zu ergreifen, erklärt die Behörde weiter. Einwohner sowie Besucher wurden gebeten, die Verhaltensregeln im Umgang mit Wildtieren zu beachten und bei Aktivitäten in der Natur vorsichtig zu sein. So sollten beispielsweise bei Wanderausflügen keine Essensreste oder Müll zurückgelassen werden.

Der CSU-Landrat denkt über Abschuss nach

Landrat Walch warnt davor, dass der Braunbär dauerhaft in dem oberbayerischen Landkreis leben könnte und stellt bereits einen Abschuss zur Diskussion: „Wenn ein Bär bei uns in der Region heimisch wird, ist das eine Gefahr für die Sicherheit von Mensch und Tier.“

Ein Braunbär klettert im Gehege im Wildpark Poing auf einem Baum. Jetzt wurde ein wildlebender Braunbär im Landkreis Traunstein (Bayern) gesichtet.
Ein Braunbär klettert im Gehege im Wildpark Poing auf einem Baum. Jetzt wurde ein wildlebender Braunbär im Landkreis Traunstein (Bayern) gesichtet. dpa/Mirgeler

Seine Behörde werde umgehend die rechtliche Situation prüfen, ob und ab wann eine „Entnahme“ geboten sei. In der Diskussion um die Duldung von Wolf oder Bär wird unter der sogenannten Entnahme üblicherweise die Tötung der Tiere verstanden. Zuletzt hatte es in Bayern insbesondere Forderungen gegeben, die wie Braunbären streng geschützten Wölfe leichter abschießen zu können.

Der BN-Artenschutzreferent Uwe Friedel sagt hingegen, dass ein Nebeneinander von Braunbär und Weidehaltung möglich sei. „Der Bär hat bisher keinerlei Anzeichen geliefert, die einen Abschuss fachlich und rechtlich rechtfertigen würden.“ Für die Schäfer und Bauern, die Tiere draußen hielten, gebe es Instrumente wie den Herdenschutz. Eine „Entnahme“ ist für Friedel nur die „ultima ratio“, also das letzte Mittel.

Allein im April wurden acht Bärenspuren gefunden

Laut einem Sprecher des Umwelt-Landesamtes in Augsburg gab es am Sonntag noch einen bestätigten Spurenhinweis auf einen Bären im näheren Umfeld der Wildtierkamera. Allein im April gab es in den benachbarten Landkreisen Miesbach und Rosenheim laut der Behörde acht einzelne Bärennachweise, doppelt so viele wie im gesamten Vorjahr im südlichen Oberbayern. Ob es sich bei den aktuellen Nachweisen immer um dasselbe Tier handelt, ist noch unklar. „Eine Individualisierung aufgrund eines Fotos oder Trittsiegels ist nicht möglich“, meint der Sprecher.

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Die von Bayern aus gesehen nächstgelegene Bärenpopulation lebt laut dem Landesamt für Umwelt in der norditalienischen Provinz Trentino, etwa 120 Kilometer Luftlinie vom südlichsten Teil Bayerns entfernt. Dort hatte im April eine Bärin offenbar einen Jogger getötet.