Postzustellerin Andrea Bunar ist zum Saisonbeginn mit ihrem gelben Postkahn auf einem Fließ unterwegs
Postzustellerin Andrea Bunar ist zum Saisonbeginn mit ihrem gelben Postkahn auf einem Fließ unterwegs dpa / Patrick Pleul

Das ist sicherlich eines der ungewöhnlichsten Zustellgebiete Deutschlands: im Spreewalddorf Lehde kommt Post-Zustellerin Andrea Bunar mit dem Kahn über die Spreewaldfließe, um die Post und Paketsendungen zu bringen.

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Mehr als 600 Briefe jede Woche und rund 70 Pakete bringt Andrea Bunar mit dem leuchtend gelben Kahn über den Wasserweg zu den Häusern. Dabei hat der Kahn keinen Motor, er wird mit einem etwa vier Meter langen Rudel, einer Ruderstange, bewegt. Das verlangt nach einiger Muskelkraft! Nicht nur des neun Meter langen Kahns wegen – auch die Pakete selbst sind oft sehr schwer. Pakete könnten bis zu 31,5 Kilogramm wiegen. Geliefert habe sie auch schon Rasenmäher, eine Hollywoodschaukel oder eine Gartenhecke. Im vergangenen Jahr habe sie sogar einen Strandkorb mit dem Kahn zu Kunden gebracht.

Spreewald ist Unesco Biosphärenreservat

Die rund acht Kilometer lange Tour der Postzustellerin führt sie zu 65 Haushalten.  In einer Postkahnsaison können etwa 1100 Kilometer zusammenkommen. Vorteil: Die Zustellung ist klimaneutral und leise. Ein Motor wäre im Unesco Biosphärenreservat Spreewald gar nicht gestattet, so Bunar, die mittlerweile ihre elfte Saison auf den Fließen fährt.

„Es ist schön, auf dem Wasser etwas Ruhe und Gelassenheit zu tanken“, sagt die 51-Jährige Bunar. Nach dem Winter freue sie sich auf diese Aufgabe, Mitte Oktober ist die Postkahnsaison dann wieder zu Ende. In den Wintermonaten werden die Kunden in Lehde mit dem Postauto beliefert, doch das bedeutet für Bunar längere Strecken zu Fuß, teils über Brücken und Treppen.

Andrea Bunar freut sich darauf, das Postauto wieder gegen den Kahn tauschen zu können
Andrea Bunar freut sich darauf, das Postauto wieder gegen den Kahn tauschen zu können dpa / Patrick Pleul

125 Jahre Post-Tradition im Spreewald

Die Postzustellung per Kahn hat eine 125-jährige Tradition. Damals geschah das auch noch in anderen Orten im Spreewald, da viele Dörfer lange Zeit nicht mit dem Straßennetz verbunden waren. Ende des 19. Jahrhunderts richtete die Post  die Zustellung per Spreewaldkahn ein, um Haushalte besser erreichen zu können. Heute hat sich diese Tradition nur noch im Spreewalddorf Lehde erhalten – einzigartig in Deutschland.