Drogenkriege in Mexiko
Auch ohne „El Chapo“ geht die Gewalt weiter
Die Schreckensherrschaft von Joaquín Guzmán ist vorbei - aber die Nachfolger führen sein Vermächtnis in Mexiko fort. Jeden Tag gibt es fast hundert Morde.

Joaquín „El Chapo“ Guzmán, der berühmteste Drogenboss Mexikos, verbringt heute seine Tage in einer 3,5 mal zwei Meter großen Zelle. Nach seiner Verurteilung zu lebenslanger Haft in den USA vor einem Jahr kam der heute 63-jährige Ex-Chef des Sinaloa-Kartells in das Hochsicherheitsgefängnis im Bundesstaat Colorado. Seine Schreckensherrschaft ist vorbei. Die Gewalt der Kartelle in Mexiko aber längst nicht.
Allein im letzten Monat wurden zerstückelte Leichen werden gefunden, ein Richter und seine Frau wurden zu Hause erschossen und bei einem Massaker in einer Entzugsklinik wurden 27 Menschen getötet. Vergangenes Jahr wurden laut offizieller Statistik im Schnitt fast 100 Menschen pro Tag in Mexiko ermordet. Trotz Corona-Krise ist es 2020 nicht weniger geworden.
Drei Söhne Guzmáns - Iván Archivaldo, Jesús Alfredo und Ovidio, bekannt als die „Chapitos“ - ließen den mexikanischen Staat im vorigen Jahr schlecht aussehen, als sie in Culiacán, der Hauptstadt des Bundesstaates Sinaloa, Angst und Tod verbreiteten. Der Armee war es gelungen, den 30-jährigen Ovidio festzunehmen, aber seine Brüder erzwangen mit einem Gewaltausbruch seine Freilassung.
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Währenddessen breitet sich ein neueres Kartell schnell aus: das Cártel Jalisco Nueva Generación (CJNG), das früher mit dem Sinaloa-Kartell von „El Chapo“ verbündet war und nun ein Rivale ist. CJNG-Chef ist Nemesio Oseguera Cervantes, genannt „El Mencho“. Für Hinweise, die zu seiner Festnahme führen, hat die US-Regierung zehn Millionen Dollar ausgelobt.
Aber der Drogenhandel ist längst nicht die einzige Einnahmequelle der knapp 200 kriminellen Organisationen, die es nach einem Bericht des Forschungsinstituts International Crisis Group in Mexiko gibt. Darunter sind regionale Gruppen wie das Kartell Santa Rosa de Lima, das aus dem Diebstahl von Kraftstoff erwuchs, und das Nordost-Kartell, das unter anderem Migranten entführt.

„Im allgemeinen sind mexikanische kriminelle Organisationen kleiner und kleiner geworden“, heißt es in dem Bericht. „Sie kämpfen um bescheidene Stücke der Wirtschaft, wie Produktion und Vertrieb von Tabak, Avocados und Schweinswalleber - eine Delikatesse in der chinesischen Küche.“
Das Vermächtnis von „El Chapo“ lebt in Mexiko in der Gewalt seines Kartells weiter, aber auch im Persönlichkeitskult um ihn. Seine Tochter Alejandrina betreibt eine Marke, die seinen Namen trägt. Sein Konterfei ziert Kleidung, Bierflaschen - und während der Corona-Krise auch Mundschutzmasken.
„El Chapo“ hatte 2016 in einem Interview des US-Schauspielers Sean Penn für das Magazin „Rolling Stone“ dem Geschäft mit Drogen eine lange Zukunft vorausgesagt. „Am Tag, an dem ich nicht mehr existiere, wird es nicht nachlassen.“ Diese Prophezeiung bewahrheitet sich gerade.