In Virginia vor Gericht

Au-pair im mysteriösen Liebesdreieck-Doppelmord angeklagt

Ist die Brasilianerin nur ein Bauernopfer in dem geheimnisvollen Geflecht einer Dreiecksbeziehung?

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Die Angeklagte Juliana Peres Magalhaes
Die Angeklagte Juliana Peres MagalhaesPolizei Fairfax County

Ein mysteriöser Doppel-Mord hält eine Nobelenklave in Virginia seit Februar 2023 in Atem. Christine Banfield wurde in ihrem Haus erstochen, ein Mann namens Joseph Ryan neben ihr erschossen. Die Polizei kann bis heute nicht mit Sicherheit sagen, wer die beiden umgebracht hat. Dennoch wird dem jungen brasilianischen Au-Pair-Mädchen jetzt wegen Totschlags der Prozess gemacht.

Was die Sache für die Ermittler und die Staatsanwaltschaft noch komplizierter macht, ist die Rolle von Banfields Ehemann Brendan. Der soll mit Juliana Peres Magalhaes eine Affäre gehabt haben, während seine tote Frau ihren mutmaßlichen Killer auf einer Fetisch-Dating-Webseite kennengelernt haben soll.

Magalhaes hatte am 24. Februar 2023 gegen 7 Uhr morgens die Villa der Banfields mit deren jungen Tochter verlassen, um mit dieser in den Zoo zu fahren. Im Polizeiverhör sagte sie aus, dass ihr auf halber Strecke einfiel, dass sie die geschmierten Brote für das Lunch zuhause vergessen hatte. Als sie wieder am Haus ankam, sah sie ein fremdes Auto in der Einfahrt und rief Brendan Banfield an. Der Beamte der Steuerbehörde IRS war ebenfalls auf dem Weg ins Büro, kehrte aber um und kam zurück. Dann seien Brendan Banfield und die Brasilianerin gegen 7:21 Uhr zusammen ins Haus gegangen.

Erst 10 Minuten nach den Schüssen den Notruf gewählt

Was dann geschah, ist bis heute unklar. Ursprünglich hatte Magalhaes der Polizei erzählt, dass sie Zeuge wurde, wie ein unbekannter Mann der nackten Christine Banfield in deren Schlafzimmer ein Messer an den Hals hielt. Magalhaes behauptete dann, sie habe auf den Angreifer, den 38-jährigen Joseph Ryan, geschossen. Bevor dieser zusammenbrach, soll er noch die Klinge in Christine Banfields Hals gerammt haben. Später änderte die 23-Jährige ihre Story und gab an, dass Brendan Banfield zuerst auf Ryan geschossen haben soll. Dann habe auch sie auf Ryan geschossen, nachdem ihr Boss sie angewiesen habe, eine Pistole aus dem Schlafzimmer zu holen. Es dauerte laut Ermittler danach über 10 Minuten, bis Banfield den 911-Notruf rief. Als der Rettungsdienst eintraf, kam für Christine Banfield und Joseph Ryan jede Hilfe zu spät.

Brendan Banfield und Juliana Peres Magalhaes. Die beiden sollen eine Affäre gehabt haben.
Brendan Banfield und Juliana Peres Magalhaes. Die beiden sollen eine Affäre gehabt haben.Polizei Fairfax County

Die Ermittler stießen auf SMS-Nachrichten, die für eine Affäre zwischen Brendan Banfield und der jungen Brasilianerin zeugen. Zudem fanden die Cops ein Foto der beiden in Pärchen-Pose, das Magalhaes eingerahmt auf dem Nachtschrank stehen hatte. Weiter kompliziert wird der Fall durch den Fakt, dass Ryan ins Haus gelassen wurde.

Ehemann des Opfers hatte Affäre mit Au-pair

Fairfax County Polizeichef Kevin Davis: „Es gab kein gewaltsames Eindringen. Nach unseren Kenntnissen haben sich alle vier Beteiligten gekannt.“ Laut Staatsanwalt Eric Clingan hatte Joseph Ryan über eine Messersex-Fetisch-Webseite mit Christine Banfield kommuniziert: „Es gibt allerdings keinen Beweis dafür, dass es wirklich Christine war, die vom Heimcomputer mit Ryan in Kontakt war. Jeder im Haus hätte ein Foto von Christine hochladen und in ihrem Namen schreiben können.“

Obwohl es keine direkten Beweise für eine Schuld von Magalhaes gibt, muss sie vor Gericht. Nicht aber ihr angeblicher Liebhaber Brendan Banfield. Weshalb ihr Anwalt Ryan Campbell in der „Washington Post“ überzeugt ist, dass Julianna als Bauernopfer herhalten soll: „Es war Mr. Banfield, der zuerst auf Ryan geschossen hat. Meine Klientin hat erst auf Anweisung ihres Bosses abgedrückt. Sie war überzeugt, dass der Mann mit dem Messer eine tödliche Bedrohung für die Banfields war.“ ■