„Flirt mit dem Tod“
Erstochen mit einer Feile: Kaiserin Sisi starb vor 125 Jahren
Der Anarchist Luigi Lucheni war entschlossen, durch eine mörderische Tat in die Geschichte einzugehen. Die Kaiserin von Österreich war sein Zufallsopfer

„Was wollte dieser Mann denn eigentlich?“ fragte Kaiserin Sisi ihre Begleiterin, nachdem der Anarchist Luigi Lucheni sie erstochen hatte. Das Tatwerkzeug? Eine zugespitzte Feile. 120 Schritte geht sie weiter, vollkommen im Unwissen darüber, dass ihr der Todesstoß versetzt wurde – bis sie ohnmächtig wird. Ihr Tod schockte vor 125 Jahren die ganze Welt. „Im Umfeld des Kaisers wurde sogar eine militärische Strafexpedition gegen die Schweiz erwogen, aber Franz Joseph wiegelte ab“, sagt der Schweizer Autor und Historiker Michael van Orsouw.
Attentat auf Kaiserin Sisi bei einem Kuraufenthalt
Sisi ereilte der gewaltsame Tod in einem ihrer Lieblingsländer. Neunmal habe die Kaiserin in der Schweiz teils wochen- oder monatelang Zuflucht gesucht, sagt Orsouw. Der frühe Tod der ersten Tochter, der Suizid ihres Sohnes Rudolf – Sisis Leben war überschattet von schweren Schicksalsschlägen. Die Schweiz war ihr Rückzugsort.
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Lucheni erfuhr aus der Zeitung, dass sich Sisi in Genf aufhielt. Eigentlich wollte der Italiener den Prinzen von Orléans umbringen und so als „Anarchist der Tat“ – und nicht des bloßen Wortes – in die Geschichte eingehen. Der Adelige war aber schon abgereist und Sisi sogar das noch viel berühmtere Opfer. Die Kaiserin soll manche Wahrnehmung als Omen für das nahe Ende gedeutet haben. „Der Flirt mit dem Tod war jedenfalls Teil ihrer Identität“, sagt Orsouw über die letzten Lebensjahre der hochgebildeten wie kapriziösen Frau.

Das Attentat auf die Kaiserin Sisi machte IHN berühmt
Der 25-jährige Lucheni wurde nach der Tat sofort gefasst und sonnte sich in seiner makabren Berühmtheit. Er wollte nach eigenen Worten unbedingt zum Tod verurteilt werden, doch die Todesstrafe war im Kanton Genf schon abgeschafft. Sein Wunsch, deshalb in einem anderen Kanton vor Gericht zu stehen, wurde abgelehnt. Die lebenslange Haft beendete Lucheni 1910 durch Suizid.
Ungewöhnliche Ehrerbietung der toten Kaiserin Sisi gegenüber
Sisis letzter Weg in ihre Heimat war 1898 laut Orsouw ein besonderes Spektakel in mehrfacher Hinsicht. Der Zug mit dem Sarg hielt in fast jedem Kantonshauptort. Honoratioren und Zehntausende einfache Bürger beweinten die tote Kaiserin. „Diese Ehrerbietung und das schon fast monarchische Gehabe sind schon sehr bemerkenswert für die demokratisch geprägte Schweiz“, so der Autor. Eine bleibende Konsequenz hatte das Attentat. Die bittere Erfahrung einer unzureichenden internationalen Zusammenarbeit der Polizei habe noch im selben Jahr zur Gründung der Vorgängerorganisation von Interpol geführt, sagt Orsouw.