Assistenzarzt betäubte und vergewaltigte mehr als 80 Frauen +++ Er filmte die Taten +++ Viele Opfer wissen nichts davon
Der Mediziner hat sich nach seiner Festnahme im Herbst 2020 in der Untersuchungshaft das Leben genommen.

Seine Opfer waren ihm hilflos ausgeliefert. Assistenzarzt Philipp G. soll mindestens 29 seiner Patientinnen im Evangelischen Klinikum Bielefeld-Bethel erst betäubt und dann vergewaltigt haben. Auch in seinem privaten Umfeld soll er Frauen missbraucht haben. Die geschätzte Zahl der Opfer liegt nach ersten Erkenntnissen im dreistelligen Bereich.
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Im Fall eines Arztes, der im Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld (NRW) zahlreiche Patientinnen betäubt und vergewaltigt haben soll, hat die Staatsanwaltschaft Duisburg nach eigenen Angaben 29 Patientinnen als Opfer identifiziert und informiert. Das teilte die Behörde am späten Freitagnachmittag per Pressemitteilung mit. Der Mediziner hatte sich nach seiner Festnahme im Herbst 2020 in der Untersuchungshaft das Leben genommen.
Arzt begeht nach der Verhaftung Selbstmord
Bei der Durchsuchung der Wohnung des Assistenzarztes im Jahr 2020 fanden die Ermittler jedoch eine Liste mit fast 80 Namen von potenziellen Opfern, so das ARD-Magazin „Kontraste“. Es musste also noch weitere Vergewaltigungen außerhalb der Bielefelder Klinik gegeben haben, von denen die Ermittler zuvor nichts gewusst hatten. Bei der Durchsuchung seien auch Videoaufnahmen und Dateien gefunden worden, die darauf schließen ließen, dass sich die Zahl der Opfer im dreistelligen Bereich bewege.
Weil die Staatsanwaltschaft Bielefeld die Ermittlungen nach dem Suizid eingestellt hatte und zahlreiche Patientinnen nicht erfahren hatten, dass sie möglicherweise auch Opfer waren, hatte die Staatsanwaltschaft Duisburg im September 2021 die Ermittlungen übernommen. Dabei geht es um die Frage, ob Mitarbeitern des Klinikums Beihilfe zur Vergewaltigung durch Unterlassen vorgeworfen werden kann. Die Dienstvorgesetzten des Arztes sollen von Patientinnen bereits 2019 über Auffälligkeiten unterrichtet worden, den Hinweisen aber nicht nachgegangen sein.
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Bei den Ermittlungen sei eine Namensliste mit 80 Frauen sichergestellt worden, zu denen der Arzt sexuellen Kontakt gehabt haben soll. Zu 16 Frauen liegen demnach Videodateien vor, die nicht in der Klinik entstanden sind. Darauf sei auch einvernehmlicher Sex zu sehen, erklärte die Staatsanwaltschaft. Die Auswertung der Daten dauere noch an.
Der Arzt litt an einer Geschlechtskrankheit
Bei der Obduktion hatten die Rechtsmediziner bei dem Arzt eine bakterielle Geschlechtskrankheit entdeckt. Dabei blieb offen, seit wann der Assistenzarzt die Krankheit hatte. „Es ist daher unklar, ob und welche der Sexualpartnerinnen dem Risiko einer Infektion ausgesetzt und Opfer einer zumindest fahrlässigen Körperverletzung waren“, teilte die Staatsanwaltschaft mit. In Zusammenarbeit mit der Opferschutzbeauftragten des Landes NRW seien alle Sexualkontakte des Verstorbenen, soweit bekannt, informiert worden.
Im Gegensatz zur Identifizierung der Opfer im Klinikum in Bielefeld sei es aber schwierig, die Sexualpartner aus dem privaten Bereich zu identifizieren. Auf der Namensliste seien zum Teil nur Spitznamen, Berufsbezeichnungen oder kompromittierende Bezeichnungen aufgeführt. Deshalb könne derzeit, so die Staatsanwaltschaft, keine genaue Zahl zu möglichen weiteren Opfern durch Straftaten im privaten Bereich genannt werden. Die Ermittlungen dauern an.