Der Angeklagte sitzt in Aachen im Gerichtssaal.
Der Angeklagte sitzt in Aachen im Gerichtssaal. Foto: dpa/Henning Kaiser

Am 9. Juni 2004 detonierte in der Kölner Keupstraße, einem Zentrum migrantischen Geschäftslebens, eine Nagelbombe. Die Rechtsterroristen vom Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) hatten sie aus der Ferne gezündet. 22 Menschen wurden verletzt, vier davon schwer, viel mehr von ihnen wurden traumatisiert, leiden bis heute unter dem Angriff. Einige von ihnen traten als Nebenkläger im NSU-Prozess auf, auch eine gewisse Meral Keskin - doch die hat es nie gegeben. Deswegen steht seit Freitag ein 52-jähriger Anwalt in Aachen vor Gericht.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte seine Mandantin erfunden habe und so für seine Arbeit beim NSU-Prozess unrechtmäßig 211.000 Euro aus der Staatskasse erhalten habe. Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe. Zum Prozessauftakt schwieg er.

Im Falle eines Schuldspruchs drohen ihm eine Geldstrafe oder bis zu fünf Jahre Haft. Es geht in dem Prozess auch um die Frage, ob der Anwalt aus Eschweiler seinen Beruf weiter ausüben darf. Es werden ihm Betrug, versuchter Betrug, Urkundenfälschung und Anstiftung zur falschen Versicherung an Eides statt vorgeworfen.

Um das Oberlandesgericht München, das für den NSU-Prozess zuständig war, von der Existenz von Meral Keskin zu überzeugen, habe er falsche medizinische und psychologische Bescheinigungen vorgelegt. Zudem habe er vorspielt, dass seine Mandantin in Berlin den Bundespräsidenten getroffen habe. Als Meral Keskin vorgeladen werden sollte, flog der Betrug auf.