April Benayoum wurde am Rande der „Miss France“-Wahl im Internet antisemitisch beleidigt.
April Benayoum wurde am Rande der „Miss France“-Wahl im Internet antisemitisch beleidigt. Foto: AFP/Loic Venance

Es begann als herrliche Belanglosigkeit in einer schweren Zeit und endete in einem handfesten Skandal: Noch während die Wahl zur „Miss France“ am Samstag im Fernsehen übertragen wurde, hagelte es im Netz übelste antisemitische Attacken gegen eine der Kandidatinnen, nachdem sie über ihre israelischen Wurzeln sprach.

April Benayoum trat als „Miss Provece“ gegen 29 andere Frauen bei dem Schönheitswettbewerb an. Am Ende belegte die 21-Jährige den zweiten Platz, doch das geriet zur absoluten Nebensache. Denn plötzlich ging im Internet ein antisemitischer Mob auf die Kandidatin los. Auslöser für die üblen Attacken war wohl ein Interview, dass Benayoum während der Schönheitswettbewerbs gab. Dabei sprach sie auch über ihre israelischen Wurzeln.

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„Es ist traurig, im Jahr 2020 noch Zeuge eines solchen Verhaltens zu werden“, sagte Benayoum im Anschluss an die Miss-Wahl der Regionalzeitung Var-Martin. Sie verurteile diese Kommentare stark, aber sie lasse sie nicht an sich heran. Dennoch müsse es eine Mobilisierung geben, damit so etwas aufhöre.

Die Organisatoren des Schönheitswettbewerbs verurteilten die antisemitischen Hassbotschaften ebenso wie die neue „Miss France“ Amandine Petit (23), die die antisemitischen Äußerungen als „extrem enttäuschend“ und „fehl am Platz“ bezeichnete.

April Benayoum (l.) gratuliert Amandine Petit zu ihrem Sieg bei der „Miss France“-Wahl.
April Benayoum (l.) gratuliert Amandine Petit zu ihrem Sieg bei der „Miss France“-Wahl. Foto: AFP/Loic Venance

Auch die französische Politik reagierte geschockt auf den Hass-Ausbruch am Rande der „Miss France“-Wahl. So zeigte sich Innenminister Gérald Darmanin „tief schockiert“. Er kündigte Ermittlungen gegen die Absender der Botschaften an. Justizminister Éric Dupond-Moretti kündigte an, dass die Behörden gegen jene vorgehen würden, die den Schönheitswettbewerb dazu missbrauchten, ihren „antisemitischen Hass zu entladen“. Frankreichs Staatsbürgerschafts-Ministerin Marlène Schiappa twitterte, dass die „Miss France“-Wahl ein Schönheitswettbewerb und kein Antisemitismuswettbewerb sei.

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Die Internationalale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus (Licra) verurteilte die Hassbotschaften scharf und teilte mit, dass die Miss-Wahl „Twitter in eine antisemitische Jauchegrube gegen die Miss Provence verwandelt“ habe.

Frankreich hat mit rund einer halben Million Menschen die größte jüdische Bevölkerung Europas. Doch seit einigen Jahren mehren sich die antisemitisch motivierten Angriffe. Im Jahr 2018 stieg die Zahl der antisemitischen Vorfälle in Frankreich um 69 Prozent an.