Überraschende Wende

Angriff auf Jungen wegen ukrainischer Sprache war Ausrede von Kindern

Es klang dramatisch: Ein russisch sprechender Mann soll einen Jungen von einer Brücke gestoßen haben, weil dieser Ukrainisch sprach. Jetzt stellt sich heraus, dass das Kind nicht die Wahrheit gesagt hat.

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Blaulicht auf Polizeifahrzeug: Es gibt eine überraschende Wende im Fall eines ukrainischen Jungens.
Blaulicht auf Polizeifahrzeug: Es gibt eine überraschende Wende im Fall eines ukrainischen Jungens.Lino Mirgeler/dpa

Wie die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte, stimmt es nicht, dass ein Russisch sprechender Mann den Zehnjährigen über ein Brückengeländer warf und dabei verletzte. Denn den Ermittlungen zufolge hat sich der Junge beim Spielen am Kanal an einer Scherbe oder einem anderen scharfen Gegenstand verletzt. Erst später soll es zu einem Streit mit einem Russisch sprechenden Mann gekommen sein.

Den Ermittlungen zufolge spielte der Junge mit anderen Kindern im Kanal, aus Spaß riefen sie Schimpfwörter. Dann kam der Mann und soll die Kinder auf Russisch angesprochen haben, was diese verstanden. Sie sollen den Mann geärgert haben, es kam zum Streit.

Als der Zehnjährige aus dem Kanal kommend auf einen Stahlträger kletterte, um über das Brückengeländer zu steigen, packte der mutmaßlich verärgerte Mann den Jungen am T-Shirt, so der Ermittlungsstand.

Der Junge landet im nur 20 Zentimeter tiefen Wasser und fiel nicht hin

Nach dem Eindruck des Zehnjährigen schubste er das Kind ins Wasser. Die Polizei geht davon aus, dass der Junge durch den Griff des Mannes das Gleichgewicht verlor. Nach eigenen Angaben landete der Zehnjährige auf den Füßen im nur 20 Zentimeter tiefen Wasser, er fiel dabei nicht hin.

Nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft warf der Mann danach eine Flasche in Richtung des Jungen. Es sei aber fraglich, ob es ein zielgerichteter Wurf war und ob der Zehnjährige getroffen wurde, hieß es. Ob der Russland-Ukraine-Konflikt bei der Auseinandersetzung eine Rolle spielte, wurde von der Justiz nicht näher untersucht.

Das Verfahren wird voraussichtlich eingestellt

Der ursprüngliche schwerwiegende Verdacht gegen den Mann basierte der Staatsanwaltschaft zufolge auf Zeugenangaben sowie Blutspuren auf einem Stahlträger an der Brücke und einem Krankenhausarztbericht.

Erst später stellte sich heraus, dass der Junge falsche Angaben gemacht hatte. Grund dafür war den Ermittlungen zufolge die Sorge des Kindes, zuhause Ärger wegen seiner schmutzigen Kleidung und der Fußverletzung zu bekommen.

Nach dem mutmaßlichen Angriff Ende August hatte die Staatsanwaltschaft wegen versuchten Totschlags gegen den unbekannten Mann ermittelt. Mit den neuen Erkenntnissen werde das Verfahren voraussichtlich eingestellt, hieß es.