Jungen vor Zug gestoßen : Angeklagter zeigt vor Gericht Reue
Ein Achtjähriger wird am Frankfurter Hauptbahnhof vor einen fahrenden ICE gestoßen und stirbt. Es bleibt die schmerzende Frage nach dem Warum. Im Prozess bittet der mutmaßliche Täter um Entschuldigung.

Der Fall hatte Bundesweit Bestürzung ausgelöst. Habte A. hatte im Juli vergangenen Jahres am Frankfurter Hauptbahnhof eine Mutter und ihren achtjährigen Sohn vor einen einfahrenden ICE geschubst. Während die Mutter sich retten konnte, kam das Kind ums Leben. Gestern begann der Prozess gegen den 41-Jährigen. Der Angeklagte zeigte Reue.
„Es tut mir unendlich leid, ganz besonders für die Familie“, hieß es in einer Erklärung, die der Anwalt des Angeklagten zum Prozessauftakt vorgelesen hatte. Im Prozess las ein psychiatrischer Sachverständiger aus Gesprächsprotokollen vor. Demnach sagte der zuletzt in der Schweiz lebende Familienvater, der im Jahr 2006 als Flüchtling aus Eritrea kam, er könne sich an die Tat nicht erinnern. Falls die Vorwürfe zutreffen, handele es sich um den größten Fehler seines Lebens. Frauen und Kinder müsse man beschützen.
Die Staatsanwaltschaft hat den Mann nicht angeklagt, sondern beantragt in einem Sicherungsverfahren seine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie, da eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit bestehe, dass er weitere Taten begehe. Die Familie des toten Jungen tritt in dem Verfahren als Nebenkläger auf. Ebenso wie eine heute 79-Jährige, die der Mann gestoßen haben soll. Sie stürzte auf den Bahnsteig.
Bis zu der Tat lebte Habte A. 13 Jahre in der Schweiz. Er galt als zuverlässig, fleißig und unauffällig. Im Juli 2019 kam es dann zum Ausbruch häuslicher Gewalt, nach der er nach Deutschland flüchtete. Dort kam es dann zur Attacke auf den Jungen.