Menschen stehen vor der Schule in Ischewsk und warten auf Nachrichten von ihren Angehörigen.
Menschen stehen vor der Schule in Ischewsk und warten auf Nachrichten von ihren Angehörigen. Imago/Ilyas Bekmansurov

Er stürmte in eine Schule und schoss auf Kinder und Erwachsene: Ein Täter soll bei einem Angriff auf die Schule 88 in Ischewsk in Russland mindestens 15 Menschen getötet haben, darunter elf Kinder. Neben den Schulkindern seien Lehrer und Wachleute getötet worden, teilte das nationale Ermittlungskomitee mit.

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Ischewsk liegt in der Republik Udmurtien, einer Region rund 1200 Kilometer östlich von Moskau. Das Innenministerium der Republik hatte zunächst von 6 Toten und 20 Verletzten gesprochen.

Täter soll Kleidung mit Nazi-Symbolik getragen haben

Die Ermittlungsbehörde bestätigte, dass es zudem mindestens 24 Verletzte gebe, darunter 22 Kinder. „In Udmurtien gab es heute eine Tragödie in Ischewsk in der Schule 88. Ein noch nicht identifizierter Mensch brach in die Schule ein, tötete einen Wachmann, das ist schon bekannt“, hatte Gouverneur Alexander Bretschalow kurz nach der Tat gesagt. „Es gibt Opfer unter den Kindern und Verletzte“, sagte er.

Der Schütze nahm sich nach Angaben der Behörden das Leben, Polizisten vor Ort fanden demnach seine Leiche. Das Innenministerium der Region bestätigte den Tod des Täters. Laut Angaben der Ermittlungsbehörden soll er einen „schwarzen Pullover mit Nazi-Symbolen“ und eine Sturmhaube getragen haben. „Wir überprüfen, ob er neofaschistischen Positionen und der Nazi-Ideologie anhing“, erklärten die Ermittler. Auch habe auf den Magazinen seiner Schusswaffe das Wort „Hass“ gestanden.

Der Täter habe keine Papiere bei sich gehabt, seine Identität konnte jedoch ermittelt werden. Es handele sich um einen 1988 geborenen früheren Schüler der Schule, teilte das Ermittlungskomitee mit und gab seinen Namen mit Artiom Kasanzew an. Zudem hieß es in einem Ermittlungsbericht der Polizeibehörden, er sei psychisch krank gewesen.

Der russische Staatschef Wladimir Putin hat die Schusswaffenattacke derweil als „unmenschlichen Terrorangriff“ verurteilt. „Präsident Putin betrauert den Tod von Erwachsenen und Kindern in einer Schule, wo es einen Terrorangriff einer Person gab, die offensichtlich einer neofaschistischen Gruppe angehört“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag in Moskau.

Derweil sollen Videos zeigen, wie Menschen panisch die Kinder aus dem Gebäude evakuierten. Die Echtheit des Videos ließ sich noch nicht unabhängig überprüfen.

Der zuständige Gouverneur Alexander Bretschalow sagte in einem im Messengerdienst Telegram veröffentlichten Video, der Angreifer habe zunächst einen Wachmann getötet, bevor er in der Schule das Feuer eröffnet habe. Die Schule sei evakuiert und abgeriegelt und es seien die russische Nationalgarde, Beamte des Inlandsgeheimdienstes FSB und Mitarbeiter der für die Ermittlungen zuständigen Behörden vor Ort.

Der Gouverneur der Region ordnete für Udmurtien eine Trauerphase bis Donnerstag an. Ischewsk ist eine Stadt mit rund 630.000 Einwohnern und die regionale Hauptstadt der russischen Republik Udmurtien.

Amoktat nach einem Wochenende gewaltsamer Proteste gegen die Teilmobilisierung

Die Tat ereignet sich nach einem Wochenende voller Proteste in Russland. Vor allem in den Teilrepubliken Dagestan und Jakutien hatte es schwere, zum Teil gewalttätige Proteste gegen die von Russlands Diktator Putin verkündete Teilmobilisierung wehrpflichtiger Männer gegeben. Sie sollen im Krieg in der Ukraine eingesetzt werden. Russlands Regime bezeichnet die Ukraine als „faschistischen Staat“ und spricht im Rahmen der „militärischen Spezialoperation“, wie der Krieg in der Ukraine in Russland genannt wird, auch immer wieder davon, das Land „entnazifizieren“ zu wollen.

Am Morgen hatte zudem ein Mann in einem Rekrutierungsbüro der russischen Streitkräfte in Sibirien das Feuer eröffnet.

In Russland gab es bereits mehrfach Amokläufe an Bildungseinrichtungen mit Toten und Verletzten. Das hatte Debatten um eine Verschärfung der Waffenkontrollen ausgelöst. Im Mai vorigen Jahres hatte ein 19-Jähriger neun Menschen in einer Schule in der russischen Teilrepublik Tatarstan getötet. Die meisten Opfer in der Stadt Kasan waren auch damals Kinder. Der Mann wurde wegen Mordes festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft.