Ein Feuerwehrmann versucht in Brasilien einen Waldbrand zu löschen.
Ein Feuerwehrmann versucht in Brasilien einen Waldbrand zu löschen. Foto: dpa/Diego Baravelli

Wir alle haben noch die Bilder aus dem letzten August im Kopf. Die zuckenden Flammen, die großen Rauchwolken, die erschreckenden Satellitenbilder. „Die Lunge der Welt brennt“, klagten wir mit Blick auf das Amazonas-Gebiet. Allein an fünf heißen August-Tagen verbrannten 471.000 Hektar Wald, Weiden und Felder. Nun brennt es schon wieder - und zwar so heftig wie seit 13 Jahren nicht mehr im Juni.

Mehr als 2200 Brände hat das Nationale Institut für Weltraumforschung Inpe bei der Auswertung von Satellitenbildern im Amazonas-Gebiet im Juni registriert. Das sind dem Inpe zufolge fast 20 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum - und so viele wie seit dem Juni 2007 nicht mehr. Das lässt nichts gutes für den Monat August vermuten, wenn die Waldbrände üblicherweise ihre Höhepunkte erreichen.

Bis zu einer gewissen Grenze sind Waldbrände im Regenwald natürlich und gar kein Problem. Sie können dem Ökosystem sogar nützen, Asche ist ein natürlicher Dünger. Doch sind für viele Waldbrände in den letzten Jahren Abholzungen und Brandrodungen verantwortlich - und die war in diesem Jahr offenbar besonders intensiv. Zwischen Januar und Mai wurden 2000 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt.

Wir erinnern uns an die Bilder aus dem letzten August als schwere Feuer im Amazonasgebiet wüteten.
Wir erinnern uns an die Bilder aus dem letzten August als schwere Feuer im Amazonasgebiet wüteten. Foto: AFP/Joao Laet

Mit dem Beginn der Trockenzeit in Amazonien schrillen bei Umweltschützern und Klima-Aktivisten für gewöhnlich die Alarmglocken. Sie und auch Wissenschaftler waren in diesem Jahr jedoch bereits zuvor schon davon ausgegangen, dass in der Corona-Krise die Kontrollen der Behörden nachgelassen haben. Kritiker werfen der Regierung von Präsident Jair Bolsonaro zudem vor, Abholzung und Brandrodung zu befeuern.

Umweltminister Ricardo Salles zufolge sollte die Regierung es ausnutzen, dass die Aufmerksamkeit der Gesellschaft auf das Coronavirus gerichtet ist, um Umweltvorschriften für Amazonien zu lockern, ohne einen Aufschrei zu erzeugen. „Wir haben in diesem Moment die Gelegenheit, alle Regelungen zu ändern und die Vorschriften zu vereinfachen“, sagte Salles im April.

Der Regenwald im Amazonasgebiet wird seit Jahren immer stärker gerodet und abgeholzt.
Der Regenwald im Amazonasgebiet wird seit Jahren immer stärker gerodet und abgeholzt. Foto: AP/Andre Penner

Der extrem rechte Bolsonaro ist ein Befürworter der wirtschaftlichen Ausbeutung Amazoniens. Er geriet wegen der verheerenden Brände im Amazonas-Gebiet im vergangenen Jahr heftig in die Kritik. Ihm wird vorgeworfen, die Zerstörung in Kauf zu nehmen, um neue Flächen für Landwirtschaft, Viehzucht und Bergbau zu erschließen.