Tote Fische schwimmen an der Wasseroberfläche des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder. Schwappt das verseuchte Wasser jetzt auch in die Ostsee?
Tote Fische schwimmen an der Wasseroberfläche des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder. Schwappt das verseuchte Wasser jetzt auch in die Ostsee? PAP/dpa/Marcin Bielecki

Die Ursache ist weiter ungewiss. Das Unglück nimmt immer erschreckendere Ausmaße an. Das massenhafte Fischsterben in der Oder beunruhigt die Menschen in Brandenburg und in Polen. Jetzt dehnt sich das Problem offenbar weiter aus. Schwappt das Gift-Wasser nun in die Ostsee?

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Besorgt richten sich die Blicke mehr und mehr auf den Mündungsbereich vor der Ostsee. Man setze alles daran, dass kein toter Fisch im Stettiner Haff ankomme, hatte der Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern, Till Backhaus (SPD), gesagt. Mit Stand Dienstag seien im deutschen Teil des Haffs keine toten Fische gesichtet worden.

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Warum ist die Gefahr real, dass das giftige Wasser aus der Oder auch in die Ostsee schwappt?

Das Problem: Die Oder fließt in das Stettiner Haff, durch das die Grenze von Deutschland und Polen verläuft, und von dort aus in die Ostsee. Genau dorthin, wo derzeit eigentlich Tausende Urlauber einen unbeschwerten Sommerurlaub verbringen, das gute Wetter zum Baden nutzen und die köstlichen Fischspezialitäten der Region essen wollen.

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Dass sich die giftigen Wassermassen in Richtung Ostsee vorschieben, scheint klar. Südlich der Hafenstadt Stettin sind mittlerweile nach Angaben polnischer Behörden in Kanälen, die mit der Oder verbunden sind, tote Fische gefunden worden. Dies bedeute, dass sich die verseuchten Wassermassen auf Stettin zubewegen, sagte der Chef der Gebietsadministration für die Woiwodschaft Westpommern, Zbigniew Bogucki, am Dienstag.

Wie reagiert man an der Ostsee auf das Fischsterben in der Oder?

Auch die Tourismusbranche in der Region im östlichen Mecklenburg-Vorpommern zeigt sich besorgt. „Es ist eben noch eine Situation, in der sehr vieles unklar ist“, sagte der Geschäftsführer des Landestourismusverbands, Tobias Woitendorf. Die Landesregierung in Schwerin rät vorsichtshalber vom Baden im Stettiner Haff ab. Gesundheitliche Risiken könnten bislang nicht ausgeschlossen werden. Auch vom Angeln, Fischen und der Wasserentnahme haben Behörden abgeraten.

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Eine Warnung vor dem Baden wegen der Gewässerverunreinigung in der Oder hängt der Bademeister am Badestrand am Stettiner Haff auf. Nach dem massiven Fischsterben in der Oder rät die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern für mehrere Badestellen vom Baden ab.
Eine Warnung vor dem Baden wegen der Gewässerverunreinigung in der Oder hängt der Bademeister am Badestrand am Stettiner Haff auf. Nach dem massiven Fischsterben in der Oder rät die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern für mehrere Badestellen vom Baden ab. dpa/Jens Büttner

Was ist das Problem in der Oder – warum sterben derzeit massenhaft Fische?

Auf der Webseite des Brandenburger Landesumweltamts lässt sich ablesen, dass sich die Werte im Fluss vom 7. August an dramatisch veränderten. So schnellten der Sauerstoffgehalt, der pH-Wert, die Trübung und andere Werte schlagartig nach oben, während die Menge von Nitrat-Stickstoff deutlich abfiel.

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Wie schlimm ist das Ausmaß des massenhaften Fischsterbens in der Oder?

Allein die polnische Feuerwehr hat nach eigenen Angaben bislang fast hundert Tonnen toter Fische aus dem Grenzfluss und einem kleineren Fluss geborgen, der keine Verbindung zur Oder hat. Auch in Brandenburg sammelten Helfer die Fischkadaver an der Oder ein. Die verendeten Tiere werden in speziellen Verbrennungsanlagen vernichtet. Über die in Deutschland eingesammelten Mengen gab es vorerst keine Angaben.

Was ist die Ursache für das massenhafte Fischsterben in der Oder?

Noch ist die konkrete Ursache unklar. Bei den Untersuchungen würden derzeit drei Hypothesen in Betracht gezogen. Die erste Hypothese ist das mögliche Eindringen eines giftigen Stoffes ins Wasser, entweder beim Produktionsprozess in einem an der Oder ansässigen Industriebetrieb oder durch eine illegale Einleitung in den Fluss. Die zweite Hypothese besagt, dass die Ursachen natürlicher Natur waren: hohe Temperaturen, niedrige Wasserstände und erhöhte Schadstoffkonzentrationen. Die dritte Hypothese sei die Einleitung einer großen Menge chlorhaltigen Brauchwassers in die Oder.

Das Brandenburger Landesumweltamt hat erste Laborergebnisse ausgewertet. Die am Montagabend vom Landeslabor Berlin-Brandenburg in einer ersten Tranche übermittelten Ergebnisse hätten keine besonders hohen Werte für Metalle wie Quecksilber gezeigt, hieß es am Dienstag vom Umweltministerium des Landes Brandenburg. Eine einzelne Ursache für die Umweltkatastrophe lasse sich nicht erkennen.

Auch in in Polen untersuchten Wasserproben sind nach Angaben der Regierung bislang keine toxischen Substanzen entdeckt worden, die das Fischsterben verursacht haben könnten. In den Proben toter Fische seien zudem keine Hinweise auf Pestizide gefunden worden, sagte Polens Umweltministerin Anna Moskwa am Dienstag in Warschau.