Wer Musicals mag, der findet auf Deutschlands Bühnen eine breite Vielfalt. Von Disney-Stücken wie „Die Eiskönigin“ und „König der Löwen“ in Hamburg über Klassiker wie „Cabaret“ in Berlin bis hin zu eher weniger bekannten Produktionen, die in kleineren Stadt-Theatern aufgeführt werden. In Leipzig tanzt in diesem Herbst nun sogar Hitler über die Musical-Bühne: Im Satire-Stück „The Producers“ werden allerdings nicht nur der Diktator und die Nationalsozialisten mächtig aufs Korn genommen – auch andere bekommen ihr Fett weg.
In der Musikalischen Komödie feierte das Stück von Mel Brooks bereits Mitte Oktober Premiere. Die absurde Story: Es geht um den Broadway-Produzenten Max Bialystock (Patrick Rohbeck), der aktuell nicht wirklich große Erfolge vorzuweisen hat – deshalb bahnen sich bereits Probleme mit dem Finanzamt an. Buchprüfer Leo Bloom (Nick Körber) lässt dann in einem Nebensatz die entscheidende Idee fallen: Könnte man nicht eigentlich mit einem Flop viel mehr Geld verdienen?
Ist „Frühling für Hitler“ das schlechteste Bühnen-Stück der Welt?
Bialystock fasst den wilden Plan: Er will das schlechteste Stück der Welt auf die Bühne bringen – gemacht vom schlechtesten Regisseur der Stadt, besetzt mit den schlechtesten Schauspielern, die er am Broadway auftreiben kann. Die Finanzierung soll über Geldgeber geregelt werden – und wenn das Stück nach ein paar Tagen abgesetzt wird, will er sich mit der Kohle und Bloom nach Rio absetzen, um sein Leben im Luxus zu genießen. Ob der Plan wirklich funktioniert?

Bloom und Bialystock suchen daraufhin ein richtig schlechtes Bühnen-Stück – und stoßen auf „Frühling für Hitler“. Geschrieben von einem Nazi, der Lederhosen trägt und in einer Bretterbude haust, in der auch Tauben mit den Namen Joseph, Eva, Bernd und Björn wohnen – samt Hakenkreuz-Armbinden an den Flügeln. Regie führt ein homosexueller Produzent, der dafür bekannt ist, dass er alle seine Stücke mit richtig viel Glitzer und Glamour inszeniert. Die schwedische Schauspielerin Ulla Inga Hansen Benson Yansen Tallen Hallen Svaden Swansson bekommt eine der Rollen - sie spricht zwar mit Akzent, hat aber andere Vorzüge. Am Ende wird „Frühling für Hitler“ zum Glitzer-Spektakel, Hitler zur Witzfigur – und der Saal lacht über Nazis.
„The Producers“ Darf man über Adolf Hitler und Nazis wirklich lachen?
Da drängt sich eine Frage auf: Darf man das? Genau darum gehe es, sagt Regisseur Dominik Wilgenbus, der das Stück für das Theater inszenierte, in der „Leipziger Volkszeitung“. Die Symbolik müsse bei den Zuschauern Unbehagen auslösen. „Mel Brooks hat einmal gesagt, dass er mit dem Schrecklichen, dem Unsagbaren und Unvorstellbaren nicht anders umgehen kann, als darüber zu lachen“, sagt er. „Das funktioniert aber nur, wenn tatsächlich über dieses Schreckliche, Unsagbare und Unvorstellbare gelacht wird.“

Man müsse, sagt der Regisseur, „Neonazis lächerlich machen, und die muss man als solche erkennen können. Dadurch wird es erst komisch - und das Lachen bleibt im Hals stecken.“ Am Ende gibt’s dann sogar eine klare politische Botschaft: Beim Schluss-Applaus landen Hakenkreuz-Armbinden und ein blonder Nazi, der gerade noch über die Bühne tanzte, in einer Mülltonne. Ein wichtiger Moment, auch für das Theater: Es sei nicht nur der Plan gewesen, Unterhaltung zu bieten, sagt Wilgenbus, „sondern in der aktuellen politischen Situation auch Position zu beziehen“.
Die Show in Leipzig macht sicher nicht nur Musical-Fans Spaß – tolle Bühnenbilder, eine starke Besetzung, böser Humor und tolle Musik machen „The Producers“ zu einem sehenswerten Spektakel. Das Musical läuft noch am 19. und 20. Dezember, am 13. und 14. Januar, am 16. und 17. März. Und am 17. und 18. Mai. Tickets gibt’s unter anderem im Netz unter www.oper-leipzig.de. ■