Dr. Christian Ramers von der San Diego State Universität hält die Corona-Infektion trotz erster Impfung für nicht überraschend.
Dr. Christian Ramers von der San Diego State Universität hält die Corona-Infektion trotz erster Impfung für nicht überraschend. Fotos: dpa/Sven Hoppe, San Diego State University

Solche Nachrichten will eigentlich keiner hören. Im US-Bundesstaat Kalifornien hat sich ein Krankenpfleger trotz einer Impfung mit dem Impfstoff von Biontech und Pfizer mit dem Coronavirus angesteckt. Doch was im ersten Moment gruselig und angsteinflößend klingt, war komplett erwartbar, wie ein Experte nun erklärt. Fälle wie diese könne es in den kommenden Wochen und Monaten immer wieder geben.

Wie mehrere amerikanische Medien berichten wurde dem 45-Jährigen Matthew B. das Vakzin am 18. Dezember in San Diego gespritzt. Am 24. Dezember traten bei ihm Frösteln, Gliederschmerzen und Schwäche auf. Zwei Tage später unterzog sich der Mann einem Corona-Test, der positiv ausfiel. Der 45-jährige Pfleger hatte über seine Erkrankung trotz Impfung zuerst auf Facebook berichtet.

Doch so wirklich überraschend ist das aus wissenschaftlicher Sicher eben nicht. Dr. Christian Ramers, Facharzt für Infektionskrankheiten des „Family Health Centers” in San Diego bezeichnete den Fall in einem Interview mit ABC News als „nicht unerwartet“ und lieferte auch gleich zwei mögliche Erklärungsansätze dafür. „Wir wissen aus den klinischen Impfstoffstudien, dass es ungefähr 10 bis 14 Tage dauert, bis sich ein Schutz durch den Impfstoff entwickelt”, so Ramers. Und weiter: „Wir wissen, dass die erste Dosis ungefähr 50 Prozent Schutz bietet. Menschen benötigen jedoch eine zweite Dosis, um bis zu 95 Prozent Schutz zu erreichen”, fügte der Infektiologe hinzu.

Ein weiterer möglicher Grund für den positiven Test trotz Corona-Impfung sei laut dem renommierten HIV-Forscher Ramers, dass der 45 Jahre alte Pfleger bereits vor seiner Impfung mit dem Virus in Kontakt gekommen war. Bei einer Inkubationszeit, die durchaus 14 Tage betragen kann, sei möglich, dass Matthew B. sich vor dem 18. Dezember infizierte. 

Schon länger warnen Experten davor, dass Impfungen, besonders in diesem frühen Stadium der Impfkampagne kein Allheilmittel seien – und zunächst Regeln wie das Social Distancing und die Maskenpflicht beibehalten werden sollten. „Wir sind optimistisch, dass die Impfung der Anfang vom Ende des Coronavirus ist“, so Ramers. „Aber es ist ein Prozess, der erst langsam anlaufen muss.“

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Bei den Versuchsreihen von Biontech und Pfizer war es bei den knapp 40.000 Probanden lediglich zu milden Nebenwirkungen gekommen. „In der zentralen klinischen Phase-3-Studie wurde dieser Impfstoff im Allgemeinen gut vertragen, ohne dass vom unabhängigen Datenüberwachungsausschuss ernsthafte Sicherheitsbedenken gemeldet wurden“, erklärte ein Pfizer-Sprecher.