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40 Jahre PC: Wie IBM Apple die Show stahl

Vor 40 Jahren startete IBM mit seinem ersten Personal Computer eine neue Ära in der Technik-Geschichte. Kein anderer Computer hatte auf die Branche so viel Einfluss wie der erste IBM-PC.

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Das ist er, der erste Personalcomputer von IBM. Vor 40 Jahren startete IBM mit seinem ersten Personal Computer eine neue Ära in der Technik-Geschichte.
Das ist er, der erste Personalcomputer von IBM. Vor 40 Jahren startete IBM mit seinem ersten Personal Computer eine neue Ära in der Technik-Geschichte.IBM/dpa

Den Trend zum Personal Computer hat der Computergigant IBM in den 1970er-Jahren fast verschlafen. Damals war der Konzern zwar der führende Anbieter von Großrechnern, doch die waren meistens so groß wie ein Kühlschrank und nicht für den privaten Gebrauch geeignet. An diesen Verhältnissen wollten die Konzernmanager an der Ostküste der USA eigentlich auch nichts ändern. Doch die langhaarigen Technik-Nerds in Kalifornien, die sich im „Homebrew Computer Club“ ihre selbstgebastelten Mikrocomputer vorführten, wirbelten die Pläne von IBM durcheinander und erzwangen vor 40 Jahren die Entwicklung des ersten IBM-PCs.

IBM-Konzernchef Frank Carey beauftragte Anfang 1980 den Entwickler Bill Lowe, sich im IBM-Forschungslabor in Boca Raton (Florida) mit einem verschworenen Dutzend Entwickler an die Arbeit zu machen. Sie sollten an der berüchtigten IBM-Bürokratie vorbei einen neuartigen Personal Computer entwickeln. Lowe entschied sich für eine offene Architektur ohne vorhandene IBM-Technologie.

Eine Frau arbeitet vor 40 Jahren an einem IBM-PC.
Eine Frau arbeitet vor 40 Jahren an einem IBM-PC.Armonk/IBM/dpa

Doch dazu mussten die IBM-Techniker Komponenten von außen zukaufen. Bei der Suche nach einem geeigneten Chip stießen sie auf Intels Mikroprozessor 8088 und legten damit das Fundament für den Aufstieg von Intel zum weltgrößten Chip-Produzenten. Auch das Betriebssystem für den neuen PC wollten die IBM-Ingenieure nicht selbst schreiben.

Nachdem der führende Softwareentwickler Gary Kildall von Digital Research die IBM-Offerte nicht ernst nahm, ergriff der damals erst 25 Jahre alte Bill Gates die Chance seines Lebens. Dabei verfügte Microsoft 1980 gar nicht über ein geeignetes Produkt. Doch Gates und sein Partner Paul Allen erkannten sofort, welche Perspektive ihnen ein IBM-Auftrag eröffnen würde. Gates kaufte bei einem Entwickler in der Nachbarschaft für läppische 25.000 Dollar den Kern für eine Systemsoftware zusammen und lizenzierte IBM das Konglomerat als PC-DOS 1.0. Die erfahrenen IBM-Manager ließen sich von Gates sogar die Rechte an DOS abringen und sorgten so dafür, dass Microsoft sich zum globalen Softwaregiganten entwickeln konnte.

Bill Gates bei einer Vorführung von Windows 95 auf der Cebit in Hannover
Bill Gates bei einer Vorführung von Windows 95 auf der Cebit in HannoverImago Images

Am 12. August 1981 präsentierte IBM in New York den unter größter Geheimhaltung entwickelten IBM-PC 5150. Technikpuristen waren enttäuscht. Der Chip war für eine vernünftige Grafikdarstellung nicht leistungsstark genug. Das DOS von Microsoft wurde als schwache Softwarearchitektur kritisiert. Apple begrüßte den großen Rivalen leicht überheblich mit einer Zeitungsanzeige mit den Worten: „Willkommen, IBM. Ernsthaft.“

Doch das Kalkulationsprogramm 1-2-3 für den IBM-PC konnte komplexere Rechenmodelle ausführen als der Apple II und verdrängte die Konkurrenz aus den Büros. In den USA kostete die billigste Version des IBM-PCs 5150, die der Benutzer mit einem eigenen Bildschirmgerät koppeln musste, 1565 Dollar. Voll ausgestattet wurden damals 6000 Dollar fällig, das entspricht knapp 18.000 Dollar heute.

Fans verfolgen das fünfte Spiel zwischen Profi-Schachweltmeister Garri Kasparow (auf dem Bildschirm) und dem IBM-Superrechner Deep Blue am 11.5.1997 in New York. Der Mensch hat das Duell gegen die Maschine verloren.
Fans verfolgen das fünfte Spiel zwischen Profi-Schachweltmeister Garri Kasparow (auf dem Bildschirm) und dem IBM-Superrechner Deep Blue am 11.5.1997 in New York. Der Mensch hat das Duell gegen die Maschine verloren.Imago Images

Basis für den durchschlagenden Markterfolg der IBM-Architektur war die Entscheidung, anderen Firmen wie Compaq, Dell oder Nixdorf den Nachbau des IBM-PCs zu gestatten. Im Nachhinein haben die IBM-Manager vielleicht bedauert, dass sie damit der Konkurrenz den Weg bereitet haben. Zehn Jahre nach dem Verkauf des ersten „PC-Clones“ durch Compaq verlor IBM die Spitzenposition im Markt 1994 an das texanische Unternehmen. 2005 verkaufte IBM seine PC-Sparte samt Marktrechten an den chinesischen Konzern Lenovo, der heute Weltmarktführer ist.

Der PC-Boom fand also weitgehend ohne IBM statt. Für die Branche insgesamt ging es jahrelang nur bergauf. Dazu trugen auch bessere Bedienoberflächen wie Windows 95 bei. 1996 wurden weltweit rund 70 Millionen PCs verkauft. Die Absatzzahlen stiegen dann kontinuierlich auf über 350 Millionen PCs im Jahr 2011 an. Danach zeigte der Trend allerdings stetig nach unten. Der Tiefpunkt wurde 2018 mit einem Absatz von knapp 260 Millionen PCs erreicht.