Seegras der Superlative

180 Kilometer lang – Forscher entdecken die wohl größte Pflanze der Welt

Unter Wasser und eher zufällig fanden Wissenschaftler vor Australien ein ganz besonderes Pflänzchen.

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Der Seegrasteppich von Posidonia australis in der Shark Bay in Westaustralien.
Der Seegrasteppich von Posidonia australis in der Shark Bay in Westaustralien.dpa/Rachel Austin/University of Western Australia

Groß, größer, Seegras – und die Forscher staunen. Nämlich über einen Seegrasteppich, der 180 Kilometer lang und 4500 Jahre alt ist. An der Westküste Australiens wächst somit die wohl größte Pflanze der Welt. Bei dem Gewächs der Superlative handelt es sich um die Seegras-Art Posidonia australis, wie Forscher der University of Western Australia und der Flinders University in Adelaide im Fachblatt Proceedings of the Royal Society B berichten.

Das botanische Wunder wurde in der Meeresbucht Shark Bay etwa 800 Kilometer nördlich von Perth entdeckt und zwar eher zufällig. Denn eigentlich wollten die Wissenschaftler Untersuchungen zur genetischen Vielfalt von Seegraswiesen durchführen und dazu von einer solchen Proben entnehmen.

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Wiese ist ein einzelner Organismus und ziemlich widerstandsfähig

Dann die Überraschung: Alle Proben waren genetisch identisch – bei dem Gewächs handelt es sich somit um einen einzigen zusammenhängenden Organismus. „Das Ergebnis hat uns schlicht umgehauen – es gab nur eine einzige Pflanze, die sich über 180 Kilometer erstreckt.“ Die Seegraswiese sei wahrscheinlich aus einem „einzigen, kolonisierenden Keimling“ entstanden, der sich immer weiter ausgebreitet habe, sagte Edgeloe. Angesichts der enormen Größe schätzen die Experten, dass die Pflanze etwa 4500 Jahre lang gewachsen sein muss – also in etwa so alt ist wie die Cheops-Pyramide in Ägypten.

Die flache Umgebung der Shark Bay mit ihren sandigen Sedimenten sei ideal für das klonale Wachstum von Seegraswiesen. Wie die Pflanze es geschafft habe, so lange zu überleben und dabei noch so gut zu gedeihen, sei aber ein Rätsel. Weitere Studien sollen nun klären, warum der Klon mit wechselnden Umweltbedingungen so gut zurechtkommt. Sicher sei, „dass er eine Widerstandsfähigkeit gegenüber variablen und oft extremen Bedingungen entwickelt hat, die es ihm ermöglicht, jetzt und in Zukunft zu bestehen“, heißt es in der Studie.

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Erst vor wenigen Jahren hatten Forscher in Nordamerika einen riesigen Verbund von 47.000 Zitterpappeln mit identischem Erbgut entdeckt, die unterirdisch durch Wurzeln verbunden sind. Auch dieser sogenannte Pando existiert wahrscheinlich schon seit Tausenden von Jahren. „Pando“ ist lateinisch und heißt „ich verbreite mich“. Dieser „Wald aus einem Baum“ wiege 5,9 Millionen Kilogramm und wachse auf 43 Hektar, schrieb das Team um Paul Rogers von der Utah State University 2018 im Fachblatt PLOS One. „Pando“ ist lateinisch und heißt „ich verbreite mich“.