Pflegebedürftige werden im Heim intensiv betreut, doch einige Ältere legen Wert auf ihre Selbstständigkeit.
Pflegebedürftige werden im Heim intensiv betreut, doch einige Ältere legen Wert auf ihre Selbstständigkeit. Weißbrod/dpa

Alter, das heißt für viele: Unselbstständigkeit, Krankheit, Pflegebedürftigkeit. Doch dann gibt es auch Menschen, die mit über 100 Jahren ihr Leben selbst meistern. Zu ihnen gehört Martha Goth. Was die 102-Jährige im Altersheim erlebt hat, ist Stoff für einen herzergreifenden Film, der erst noch gedreht werden müsste. Denn die Greisin aus dem bayerischen Kaufbeuren fühlte sich zu jung inmitten der pflegebedürftigen Alten und Kranken. Sie fasste den Entschluss, das Pflegeheim zu verlassen – und schmeißt nun wieder ihren eigenen Haushalt!

Lesen Sie auch: Schock für Dawid Kubacki: Polnischer Skisprung-Star bangt um das Leben seiner Frau >>

15 Monate lebte die Dame nach Berichten der Regionalpresse in dem Altersheim, nachdem sie sich bei einem Sturz im heimischen Garten den Oberschenkel gebrochen hatte. Angehörige und Ärzte kamen mit ihr zu dem Entschluss, es sei zu riskant, wenn Martha Goth weiter im Haus leben würde, wo sie Treppen hoch- und runtersteigen müsste. Der nächste Sturz hätte dramatisch werden können.

Aber mit dem Leben im Altersheim konnte die Dame einfach nichts anfangen. „Ich durfte da nicht mal selber das Geschirr wegräumen“, erklärte sie einem Bild-Reporter. Auch mit den Heimbewohnerinnen und -bewohnern konnte die Dame nichts anfangen: „Und um mich herum nur kranke und demente Leute. Mit wem soll ich mich da unterhalten?“

Auszug aus dem Pflegeheim mit 102 Jahren, nun schmeißt sie wieder ihren eigenen Haushalt

Sie ist damit wohl kein Einzelfall, doch viele ältere Personen finden sich mit der Situation ab. Nicht so Martha Goth, bestärkt auch durch ihre Angehörigen, die auf ihren Wunsch hörten. Ihre Kinder sind auch längst im Rentenalter, den Wunsch nach mehr Selbstständigkeit bestärkten sie tatkräftig. Sohn Günther (70) mit seiner 75-jährigen Marion hat der Mutter nun eine Wohnung organisiert, im eigenen Mehrfamilienhaus, Warmmiete 975 Euro.

Ende 2022 verabschiedete sich die Greisin, auf einen Rollator gestützt, vom Pflegepersonal der Hospitalstiftung und machte sich auf den Weg zu ihrer neuen Zwei-Zimmer-Wohnung. Dort schmeißt sie nun ihren Haushalt, bügelt ihre Wäsche. Staubsaugen und Betten wechseln gehören zu ihrer Routine. Zwar bringt das Rote Kreuz warmes Mittagessen, aber Frühstück, Spiegeleier oder eine Suppe zwischendurch kocht sie selbst. Wofür sie sich richtig Zeit nimmt: Zeitung lesen. Mindestens zwei Stunden plant sie dafür ein, jeden Tag.