Pro und contra

Vier-Tage-Woche: Was gut ist und was schaden kann

Beschäftigte mit der verkürzten Arbeitszeit sind produktiver, weniger gestresst und seltener krank. Was also spricht dagegen, allen eine Vier-Tage-Woche anzubieten.

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Vier statt fünf Tage in der Woche arbeiten – bei vollem Gehalt. Das soll Arbeitgeber attraktiver machen und die Produktivität erhöhen.
Vier statt fünf Tage in der Woche arbeiten – bei vollem Gehalt. Das soll Arbeitgeber attraktiver machen und die Produktivität erhöhen.imago images/Rupert Oberhäuser

Es steht seit einigen Jahren im Raum: Das Arbeiten in einer Vier-Tage-Woche. Zahlreiche Pilotprojekte haben in erster Linie positive Erfahrungen gebracht. Beschäftigte mit der verkürzten Arbeitszeit sind produktiver, weniger gestresst und seltener krank. Was also spricht dagegen, allen Arbeitnehmer eine Vier-Tage-Woche anzubieten. Ein Überblick.

Was halten Arbeitnehmer von der Vier-Tage-Woche?

Rund 81 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland wünschen sich eine Vier-Tage-Woche. Die meisten von ihnen (73 Prozent) allerdings nur mit einem vollen Lohnausgleich. Das zeigt eine Studie.

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Was versteht man unter einer Vier-Tage-Woche?

Eines vorab: „Die Vier-Tage-Woche hat es immer schon gegeben“, sagt Nathalie Oberthür, Fachanwältin für Arbeitsrecht aus Köln. Bislang verstand man darunter vor allem die Möglichkeit, Teilzeitansprüche geltend zu machen.

In Unternehmen mit mehr als 15 Mitarbeitern kann man das beantragen. Der Arbeitgeber könne dies dann nur aus betrieblichen Gründen ablehnen: Etwa weil er jeden Tag eine Erreichbarkeit für die Kunden benötige, so die Anwältin. Allerdings: Die Arbeitszeitverkürzung beinhaltet dann auch eine Reduzierung des Gehalts.

„Was im Moment diskutiert wird, wird häufig als Wohlfühlfaktor bezeichnet und bedeutet etwas anderes“, sagt Oberthür: Dass man zwar weniger arbeitet – aber bei vollem Lohnausgleich.

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Eine bessere Work-Life-Balance ist der Wunsch vieler Arbeitnehmer. Das passende Modell zur Vier-Tage-Woche hängt dabei von den eigenen Bedürfnissen und der Motivation ab.
Eine bessere Work-Life-Balance ist der Wunsch vieler Arbeitnehmer. Das passende Modell zur Vier-Tage-Woche hängt dabei von den eigenen Bedürfnissen und der Motivation ab.Uwe Umstätter/Westend61/dpa

Was sind die Vorteile einer Vier-Tage-Woche?

„Die Debatte um die Vier-Tage-Woche bietet die riesige Chance, dem Wert von Freizeit, Ehrenamt und vor allem Sorgearbeit Gewicht zu geben“, sagt Johanna Wenckebach, wissenschaftliche Direktorin des Hugo-Sinzheimer-Instituts (HSI) für Arbeits- und Sozialrecht der Hans-Böckler-Stiftung.

Die Motive der Beschäftigten können natürlich ganz unterschiedlich sein: Einige legen vielleicht Wert auf „Work-Life-Balance“ und wollen mehr Zeit für ihr Hobby haben, andere nutzen den zusätzlichen freien Tag, um sich um Kinder oder Eltern zu kümmern.

Von einer Vier-Tage-Woche können übrigens nicht nur die Beschäftigten, sondern auch die Betriebe profitieren: Zum einen werden sie attraktiver für Fachkräfte, zum anderen kann laut Studien die Effizienz steigen.

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„Wenn bei vollem Lohnausgleich nur vier Tage gearbeitet wird und sich die Arbeitsbelastung nicht erhöht, kann das durchaus zu mehr Arbeitszufriedenheit und höherer Produktivität führen“, sagt DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel. Aber genau bei dieser Einschränkung liegt auch der Knackpunkt.

Wo lauern Gefahren bei der Vier-Tage-Woche?

Zum Nachteil wird ein solches Modell vor allem dann für die Beschäftigten, wenn das gleiche Arbeitspensum auf weniger Wochentage verteilt wird. „Das wäre im Ergebnis noch mehr Hamsterrad, nur getarnt als Flexibilität“, sagt Piel.

Wenn sich die Arbeitsstunden pro Tag erhöhen, bedeutet das nach Ansicht von Anja Piel erhebliche Risiken für Beschäftigte. „Nach sechseinhalb Stunden Arbeit am Tag sinkt die Leistungsfähigkeit, mehr als acht Stunden gefährden die Gesundheit.“

Bekomme ich weniger Urlaub bei einer Vier-Tage-Woche?

Einerseits ja: Denn wer weniger Tage im Jahr arbeitet, hat Anspruch auf weniger Urlaubstage. Die IG Metall weist allerdings auf ihrer Webseite darauf hin, dass sich zumindest an der Dauer des Urlaubs in Wochen praktisch gar nichts ändert.