Weinkrise
Nein zu Wein? Franzosen verschmähen Nationalgetränk
„Zu Vino sag ich nie No“ – es sei denn, Sie sind Franzose. Das Weinland hat eine Konsumkrise. Jetzt hilft die Regierung, den überschüssigen Wein zu vernichten.

Freunde französischen Weins müssen jetzt ganz stark sein. Im Herbst werden in Bordeaux, Frankreichs bekanntester Weinanbauregion, Reben auf rund 9500 Hektar Fläche herausgerissen. Der Staat gab dafür Millionen. Der Grund? Seit Jahren ist der Weinkonsum in Frankreich rückläufig.
Vor allem jüngere Franzosen greifen in letzter Zeit lieber zu Bier statt zum Nationalgetränk. Bei der jährlichen Umfrage der Marketinggesellschaft Sowine hat das Hopfengetränk inzwischen Wein den Rang als beliebtestes Getränk in Frankreich abgelaufen, wenn auch mit hauchdünnem Vorsprung. Vor allem Männer setzen lieber auf Bier.
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Franzosen trinken immer weniger Wein
Das geht in Frankreich schon länger so. Innerhalb von 60 Jahren sank der Weinkonsum der Franzosen um rund 70 Prozent von über 120 Litern pro Jahr und Einwohner 1960 auf weniger als 40 Liter im Jahr 2020. Das liegt wahrscheinlich an Veränderungen in der Gesellschaft. Die traditionellen Mahlzeiten, bei denen Wein auf den Tisch kommt, verlieren an Bedeutung, die Kultur des Weintrinkens wird wohl in Familien nicht mehr automatisch weitergegeben.
Winzer in Frankreich müssen zittern
Der Verband Vin & Société will das Image des Weines in Frankreich unbedingt aufpolieren. „Die Frage ist eine ganz andere: Wollen wir in den kommenden Jahren Wein auf unseren Tischen sehen oder in unseren Museen?“, fragt Samuel Montgermont, Präsident von Vin & Société. Er ist nicht der Einzige, der Angst hat. „Viele Weinfachleute spüren die Auswirkungen der Schrumpfung des Marktes, die durch den Konsumrückgang angetrieben wird,“ beklagt sich der Präsident des Nationalen Komitees der Weinberufe, Bernard Farges. Er fürchtet, dass Erzeuger ihren Beruf aufgeben.
Einer der Winzer im Raum Bordeaux, die einen Rodungsantrag eingereicht haben, ist André Faugère. 1800 Hektoliter Rotwein erzeugt er im Schnitt pro Jahr. „Ich arbeite seit zwanzig Jahren mit Weinhändlern zusammen, um meine Weine nach Afrika und England zu exportieren, aber der Absatz sinkt“, sagte Faugère. Der sinkende Konsum treffe Rotwein stärker als Weiß- oder Roséwein. „Ich hatte keine kurz- und mittelfristige Perspektive, also entschied ich mich für die Rodung. Es war wirklich die Feststellung, dass sich die Essgewohnheiten geändert haben und die Leute weniger Rotwein trinken. Und das Bier gewinnt Marktanteile.“

Frankreich kriegt Millionenhilfe, um Wein zu vernichten
Staat, Region und Branchenverband wollen jetzt bis zu 67 Millionen Euro für eine komplette Umstrukturierung des Weinanbaus rund um Bordeaux zahlen, aufgegebene Anbauflächen sollen aufgeforstet werden. Insgesamt geht es um eine Region mit 110.000 Hektar Anbaufläche.
„Bier statt Wein, das lass sein“ – trinkt Frankreich jetzt Bier?
Heißt das, dass Frankreich jetzt zu einem Bierland wird? Nach Daten des französischen Brauereiverbands Brasseurs de France sind die Franzosen trotz steigenden Bierdurstes mit einem Pro-Kopf-Konsum von 33 Litern im Jahr Schlusslicht in der EU.
Das Bier, das sie trinken, wird außerdem zu 70 Prozent in Frankreich selbstgebraut. Sie werden also beim nächsten Frankreich-Besuch nicht unbedingt mehr Franzosen mit Warsteiner-Flasche in der Hand sehen. Frankreich ist bekannt für viele interessante regionale Biersorten, die nicht dem deutschen Reinheitsgebot entsprechen, aber definitiv eine Kostprobe wert sind. Je nach Region gibt es hier Rosen- und Heidelbeerbiere sowie Chicoréebiere im Norden, Buchweizenbiere in der Bretagne und Kastanienbiere in der Ardèche.