Bilanz nach drei Monaten

Deutschlandticket: Was bringt das 49-Euro-Ticket wirklich?

Im Sommer 2022 lockten die beliebten 9-Euro-Tickets. Jetzt ist das reguläre Nachfolgeangebot schon so lange auf dem Markt wie die ganze Sonderaktion von damals. Eine Bilanz ...

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Für 49 Euro pro Monat mit Bus, Regional- und S-Bahn durchs ganze Land fahren: Das Deutschlandticket macht es seit Mai möglich.
Für 49 Euro pro Monat mit Bus, Regional- und S-Bahn durchs ganze Land fahren: Das Deutschlandticket macht es seit Mai möglich.Markus Scholz/dpa

Die Erwartungen waren hoch, als das neue Deutschlandticket nach langem Gezerre zwischen Bund und Ländern über einen Nachfolger für die befristeten 9-Euro-Tickets aus dem Sommer 2022 an den Start ging. Seit 1. Mai kann das Ticket für 49 Euro im Monat genutzt werden – als digital buchbares, monatlich kündbares Abonnement. Es gilt bundesweit im Nahverkehr, und das ohne kompliziertes Kümmern um Tarifzonen. Aber ist es so gut, wie alle gehofft haben?

Ja, meint Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Fast drei Monate nach dem Start sieht er gute Chancen für einen dauerhaften Schub bei der Nutzung von Bussen und Bahnen. „Das Ticket ist wirklich ein Riesenerfolg“, sagte der FDP-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Seit der Einführung am 1. Mai seien nahezu eine Million Neukunden für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gewonnen worden. „Und wir haben die Zahl der Abonnenten erhöht, die sich fest an den ÖPNV binden. Das heißt, dass es nicht nur eine Gelegenheitsnutzung gibt, sondern eine Alltagsnutzung.“

Deutschlandticket: 25 Prozent mehr Menschen in Nahverkehrszügen

Die Nahverkehrszüge werden nun deutlich häufiger genutzt. „Im Juni sind 25 Prozent mehr Menschen mit unseren Zügen gefahren als noch im April“, sagte die Vorständin Regionalverkehr der Deutschen Bahn, Evelyn Palla, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Sie haben auch deutlich längere Strecken im öffentlichen Nahverkehr zurückgelegt. Damit ist das Deutschlandticket jetzt bereits ein großer Erfolg.“

Das Deutschlandticket gilt seit Anfang Mai.
Das Deutschlandticket gilt seit Anfang Mai.Boris Roessler/dpa

Kritischer sieht es der Fahrgastverband Pro Bahn. Ein großer Teil der Neukunden seien vor allem die, die das System ohnehin zwischendurch genutzt hätten, „etwa mit Tageskarten und Einzelfahrscheinen“, sagte der Ehrenvorsitzende des Verbandes, Karl-Peter Naumann, der Rheinischen Post. „Dass man wirklich Menschen in großen Mengen von der Straße in den öffentlichen Personennahverkehr gelockt hat, ist nicht passiert“, fügte er hinzu.

Verbesserungen beim Angebot für Deutschlandticket-Nutzer

Vielleicht auch, weil die Anbindung mit dem ÖPNV nach wie vor längst nicht in allen Regionen gut ist. Im Blick stehen nun aber auch Verbesserungen beim Angebot für die Fahrgäste. „Jetzt arbeiten wir unter anderem am Ausbau der Schienenwege. Die Verantwortlichen vor Ort müssen auch das Angebot stärker an den Bedürfnissen der Fahrgäste ausrichten – zum Beispiel mit passenden Takten zu den Stoßzeiten“, erklärt Volker Wissing.

Er weiß: „Das heißt: Auch das Angebot und die Infrastruktur müssen stimmen.“ Und: „Natürlich spielt der Preis eine Rolle“, erläuterte der Minister. „Aber vergessen wir nicht: Die 49 Euro liegen deutlich unter den bisherigen Abo-Preisen und sind damit eine deutliche finanzielle Entlastung bei ausgeweitetem Geltungsbereich.“ Und: „Je mehr Abonnenten wir haben, umso günstiger kann das Ticket dauerhaft bleiben. Deswegen müssen wir dafür sorgen, dass möglichst viele das Ticket auf Dauer nutzen.“