Festnahme von Bolsonaro

Fluchtversuch? Bolsonaro wollte Fußfessel mit Lötkolben aufschmelzen!

Der verurteilte Brasiliens Ex-Präsident versuchte, seine elektronische Fußfessel loszuwerden. Wollte er in die USA fliehen?

Author - Stefan Doerr
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Jair Bolsonaro wurde festgenommen, nachdem er seine Fußfessel manipuliert hatte.
Jair Bolsonaro wurde festgenommen, nachdem er seine Fußfessel manipuliert hatte.Pablo Porciuncula/AFP

Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro wird festgenommen – und er räumt ein, seine Fußfessel im Hausarrest angeschmort zu haben. Ein bemerkenswertes Video zeigt Spuren des Manipulationsversuchs. Wollte er fliehen?

Das vom Obersten Gerichtshof veröffentlichte Video zeigt ein rund zehn Zentimeter großes Kunststoffgehäuse, das um Bolsonaros Knöchel deutlich angeschmort ist. Das Kernmodul der Fessel blieb laut der Beamtin „offenbar intakt“. Bolsonaro gab an, er habe „aus Neugierde“ den Lötkolben angesetzt. Auf Anweisung des Obersten Gerichtshofs wurde der 70-Jährige am Samstag vom Hausarrest ins Gefängnis verlegt.

Bolsonaro wurde zu 27 Jahren Haft verurteilt

Seit August stand Bolsonaro wegen Verstößen gegen gerichtliche Auflagen unter Hausarrest. Wegen des Verdachts auf ein „konkretes Fluchtrisiko“ und eine „Bedrohung der öffentlichen Ordnung“ sitzt er jetzt in Haft. Nicht betroffen war dabei das Urteil über mehr als 27 Jahre Haft wegen eines versuchten Putsches, das noch nicht rechtskräftig ist.

Die Festnahme begründeten Ermittler mit neuen Erkenntnissen: Kurz nach Mitternacht habe die Fußfessel Alarm ausgelöst, was auf Manipulation hindeutete. Zusätzlich hatte Bolsonaros Sohn, Senator Flávio Bolsonaro, zu einer nächtlichen Mahnwache vor dem Haus des Ex-Präsidenten aufgerufen.

Wollte Bolsonaro in die US-Botschaft fliehen?

Bundesrichter Alexandre de Moraes sah darin das Risiko, dass die zu erwartende Menschenmenge vor dem Haus eine Kontrolle des Hausarrests erschweren könnte. Bolsonaro hätte im Schutz des Chaos womöglich in die nahegelegene Botschaft eines ihm wohlgesonnenen Landes fliehen können – etwa der USA. Moraes ordnete daher eine Präventivhaft an.

Die Regierung des früheren US-Präsidenten Donald Trump steht weiterhin hinter dem rechtskonservativen Ex-Militär Bolsonaro, der seine Wahlniederlage von 2022 bis heute nicht anerkennt. Nach Überzeugung des Obersten Gerichts soll er gemeinsam mit Militärs und politischen Verbündeten einen Staatsstreich gegen Amtsinhaber Luiz Inácio Lula da Silva geplant haben. Die US-Regierung wiederum wirft der brasilianischen Justiz politische Motive im Vorgehen gegen Bolsonaro vor.