Gemeinsam über das eigene Verlangen und die eigenen Empfindungen sprechen, statt zu schweigen: der erste Schritt zum erfüllten Sex.
Gemeinsam über das eigene Verlangen und die eigenen Empfindungen sprechen, statt zu schweigen: der erste Schritt zum erfüllten Sex. imago/Design Pics

Es ist das Tabuthema schlechthin, viele vermeiden, darüber zu sprechen. Dabei ist es wichtig, über den Orgasmus zu reden, am besten gemeinsam in der Partnerschaft, damit unbefriedigender Sex nicht zum Beziehungskiller wird!

Wenn Männer nicht zum Höhepunkt kommen, können sie das schlecht verbergen: Der männliche Höhepunkt ist in der Regel die Sperma-Entladung aus dem erigierten Glied. Ohne die dafür nötige Erregung gibt es keinen Orgasmus, wie auch immer diese zustande kommt. Immerhin jeder zweite Mann gibt in Umfragen an, regelmäßig zum Orgasmus zu kommen – was allerdings auch bedeutet, dass jeder zweite Mann nicht regelmäßig oder gar nicht zum Höhepunkt kommt.

Nur jede fünfte Frau kommt regelmäßig zum Orgasmus, in lesbischen Beziehungen deutlich mehr

Bei Frauen ist das Zahlenverhältnis jedoch extrem unausgewogen: Nur eine Minderheit von Frauen, zwischen 18 und 20 Prozent, gibt an, beim penetrativen heterosexuellen Sex regelmäßig zum Orgasmus zu kommen. In lesbischen Partnerschaften liegt die Zahl übrigens deutlich höher, auch wenn der Anteil je nach Umfrage zwischen 60 und über 80 Prozent schwankt. Etwa jede zehnte Frau gibt an, nie zum Höhepunkt zu kommen.

Die Gründe, warum Frauen nicht zum Orgasmus kommen, sind vielfältig. Grundsätzlich ist der weibliche Orgasmus störanfälliger als der des Mannes. Psychische oder körperliche Faktoren beeinflussen das Wohlbefinden von Frauen stärker als von Männern und machen es möglich, gemeinsam zum Höhepunkt zu kommen – oder eben nicht. Männer sollten sich immer bewusst sein: Während eines Zwei-Minuten-Quickies kommt keine Frau tatsächlich zum Orgasmus. Der weibliche Höhepunkt braucht ein Vorspiel, das möglicherweise erst dann zum Höhepunkt führt, wenn er den seinen schon längst erlebt hat.

Diese vier Faktoren verhindern, dass Frauen einen Orgasmus erleben

Frauenärztinnen und Frauenärzte nennen vor allem vier Faktoren, die hemmend auf den weiblichen Orgasmus wirken:

1. Lustlosigkeit: Es liegt eine Störung des sexuellen Verlangens vor.
2. Gestörte sexuelle Erregung: Dazu können psychische wie körperliche Umstände führen, beispielsweise eine trockene Scheide.
3. Orgasmusstörung: Trotz sexueller Erregung kommt es nicht zum Orgasmus.
4. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: Trotz Erregung kommt es infolge von Muskelkrämpfen, mangelndem Feuchtwerden der Scheide oder wegen ähnlicher Faktoren nicht zu sexueller Lust.

Ein entscheidender Schritt zur Lösung aller Orgasmusprobleme ist, miteinander darüber zu sprechen. Vielen Männern ist überhaupt nicht bewusst, dass die Partnerin den Sex womöglich als unbefriedigend oder sogar als unangenehm empfindet – oder schlimmer noch: So genau wollen sie es gar nicht wissen, sie befürchten gar peinliche Vorhaltungen. Wenn einem etwas an der Partnerschaft liegt, sollte man sich von diesen Ängsten befreien, sich ehrlich machen und über die eigenen Empfindungen offen sprechen.

Auch Männer sollten wissen, wie wichtig die Klitoris beim weiblichen Orgasmus ist

Viele Männer, aber auch erstaunlich viele Frauen wissen wenig über den weiblichen Orgasmus. Die Klitoris spielt bei der weiblichen Befriedigung eine entscheidende Rolle – mit der Folge, dass Frauen bei der klitoralen Selbstbefriedigung, aber auch beim lesbischen Sex oftmals leichter zum Orgasmus kommen als beim penetrativen heterosexuellen Sex.

Männer wiederum sollten dies nicht als Versagen interpretieren, die Frau nicht befriedigen zu können: Vielmehr ist der erste Schritt zu besserem Sex, das eigene Empfinden und das des Partners besser zu verstehen. Wenn penetrativer Sex die Partnerin nicht so stimuliert wie erhofft, führt dies zum nächsten Schritt: Gibt es andere Körperstellen und Berührungen, die ihr mehr Lust verschaffen?  

Weiblicher Orgasmus: Das bewirken Sex Toys, Alkohol und Medikamente

Auch Sex Toys wie Liebeskugeln oder Satisfyer können mehr Lust auslösen als beispielsweise Dildos, die ja wiederum penetrativen Sex simulieren. Die richtige Situation, die passende Musik, das stimmungsvolle Licht: All das kann zur Erregung beitragen.

Alkohol und andere Drogen: Ein Gläschen Rotwein oder ein Cocktail mag dem einen oder der anderen helfen, zwischen Entspannung und Erregung zum Höhepunkt zu gleiten. Aber allzu oft ist es doch ein Gläschen zu viel – und dann wird der Alkohol zum Erotik-Killer.

Sexuelle Gesundheit: Erkältungen, Stoffwechselstörungen und Wechselwirkungen von Medikamenten können sich negativ auf die Orgasmusfähigkeit auswirken. Einige gesundheitliche Faktoren wie eine trockene Scheide lassen sich beispielsweise mithilfe von Gleitgel kompensieren. Wer per Selbstbefriedigung zum Höhepunkt kommt, sollte ihn auch in einer Partnerschaft erleben können.