Raub, Diebstahl, Sexualdelikte : Die Polizei-Akte Alexanderplatz
Die Kriminalität auf Deutschlands größtem Platz ist trotz eigener Wache nach wie vor hoch.

Foto: Pudwell
Der Alexanderplatz in Mitte wird seinen Ruf als einer der gefährlichsten Orte in der Stadt nicht los. Erneut gab es am Sonntag einen Großeinsatz der Polizei. Der Grund: Mehrere Männer waren gegen 2 Uhr in einer Bar am Kino Cubix in Streit geraten. Es begann mit einem Gerangel um zwei Besucherinnen. Daraus entwickelte sich eine Schlägerei zwischen mehreren Besuchern. Dabei wurden zwei Männer im Alter von 23 und 24 Jahren verletzt. Sie mussten mit gebrochenen Nasen in Krankenhäuser gebracht werden. Von den Tätern fehlt jede Spur.
Der Alexanderplatz ist Deutschlands größter öffentlicher Platz. Er umfasst eine Fläche, die so groß ist wie 35 Fußballfelder. Täglich nutzen ihn Zehntausende Menschen zum Umsteigen. Kein Tag vergeht, an dem es rund um den Bahnhof nicht zu Straftaten kommt. Darunter sind Sexualstraftaten wie der Missbrauch von Kindern, Vergewaltigungen, Diebstähle, Betrügereien sowie der Handel mit Drogen.
Trotz der Alex-Wache, die vor zweieinhalb Jahren installiert wurde, und der Ermittlungsgruppe „Alex“ der Kriminalpolizei, die gleichzeitig ihre Arbeit aufnahm, ist die Kriminalität in den letzten Jahren nicht spürbar weniger geworden, wie aus der Antwort einer kleinen Anfrage von Danny Freymark (CDU) an die Innenverwaltung hervorgeht. Wurden im Jahr 2015 8087 Delikte registriert, stieg die Zahl nach einem leichten Rückgang im letzten Jahr wieder auf 7491 an. Erst in diesem Jahr, anscheinend coronabedingt, hatten die Polizisten weniger zu tun. Bis zum 15. Juni wurden „nur“ 2550 Delikte registriert.
Die Alex-Wache gehört zum Polizeiabschnitt 57 in der Keibelstraße und ist rund um die Uhr besetzt. Die Wache verfügt über moderne Funk- und Kommunikationstechnik. Berlin zahlte im vergangenen Jahr monatlich 4260 Euro Miete plus 2982 Euro Betriebskosten für den Container auf dem Alex. In diesem Jahr stiegen die Miete auf 4415 Euro und die Betriebskosten auf 9980 Euro. Dank der Antwort auf die kleine Anfrage wissen wir jetzt auch, dass in der Wache „neben einer kleinen Teeküche auch eine Toilette (unisex) vorhanden“ ist.
Seit Jahren prägen Rohheitsdelikte (Raub, Körperverletzung, Nötigung) das Bild am Alex. So registrierte die Polizei 2015 insgesamt 637 Fälle, im vergangenen Jahr waren es in diesem Bereich 794 Fälle. Nach wie vor machen Diebstähle das Gros der Straftaten aus. 2015 zählte die Polizei 4436 Taten. Ein Jahr später waren es 4452 Fälle. Im vergangenen Jahr sank die Zahl auf 3669.
Auffällig in der neuen Statistik: Die Zahl der ermittelten Tatverdächtigen hat deutlich zugenommen. Wurden 2016 nur 51,7 Prozent der Taten aufgeklärt, waren es 2019 schon 71,1 Prozent, in den ersten sechs Monaten diesen Jahres stieg die Zahl nochmal auf 72,5 Prozent. Hilfreich dabei ist neben Alex-Wache und SoKo auch ein Staatsanwalt, der seit dem 1. März 2018 speziell für Täter vom Alexanderplatz zuständig ist. Lutz Schnedelbach