Prozess wegen versuchten Mordes

48-jähriger Berliner  wurde von seiner Ex zwei Jahre lang vergiftet

Der Mann überlebte, ist aber nun zu 80 Prozent schwerbehindert. Die Giftmischerin ist die Mutter dreier erwachsener Kinder

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Opfer Tayfur C. (48) im Gericht.
Opfer Tayfur C. (48) im Gericht.Pressefoto Wagner

Giftige Liebe: Um ihren Geliebten an sich zu binden, schüttete Michaela P. (55) ihrem Ex heimlich Thallium in die Cola. Er überlebte zwar, ist aber nun zu 80 Prozent schwerbehindert.

Die Giftmischerin: Aparte Erscheinung, Mutter dreier erwachsener Kinder, zuletzt als kaufmännische Angestellte tätig. Bis vor sechs Monaten die Handfesseln klickten. Nun der Prozess wegen versuchten Mordes.

Teilgeständnis abgelegt

Ein Teilgeständnis zu einem der zwei Anklagepunkten legte sie ab: „Ich habe ihm Thallium in sein Getränk gemischt, aber nicht um ihn zu töten. Ich wollte ihn für mich zurückhaben.“ Das sei am 14. Juli 2020 gewesen. Ihr perfider Plan: „Ich wollte, dass er erkrankt, ich seine Retterin bin.“

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Doch laut Anklage soll sie schon viel früher als Giftmischerin agiert haben. Der Staatsanwalt geht davon aus: Sie habe Tayfur C. (48) von Juni 2017 bis Juni 2019 geringe Dosen des hochgiftigen Schwermetalls Thallium verabreicht. Die Anklage: „Sie wollte seine Schwächung erreichen, um ihn an sich zu binden.“

Er erkrankte schwer, lag im Krankenhaus. Allgemeine Schwäche, starke Magenschmerzen, Lähmungserscheinungen, Haarausfall, Gewichtsverlust. Die Ärzte zunächst ratlos. Dann ein Tipp von ihr: „Möglicherweise ein Schwermetall.“ Treffer. Thalliumsulfat! Früher in Rattengift verwendet.

„Ich habe sie niemals verdächtigt“

Der Mann, der nun auf eine Gehhilfe gestützt den Saal betrat: „Ich habe sie niemals verdächtigt.“ Als es ihm 2017 so schlecht ging, sei sie stets an seiner Seite gewesen. C.: „Ich hatte den Eindruck, sie tut alles, um mir zu helfen.“

Sie kannten sich seit 1995. Die Frau: „Er war meine große Liebe.“ 2001 die erste Trennung, 2004 dann Versöhnung, 2008 sei er erneut ausgezogen. Die Frau: „Ich konnte ihn nicht vergessen.“ 2016 wieder Versöhnung.

Im Juni 2019 ging C. - einigermaßen genesen. Ein Jahr später suchte sie wieder Kontakt, fädelte über einen Uhrenkauf ein Treffen ein. Während C. und ein angeheuerter Lockvogel im Lokal am Tisch saßen, kippte sie am Tresen heimlich Thallium in seine Cola - „mindestens 2,11 Gramm, eine potentiell tödliche Dosis“, so die Anklage. Fortsetzung: 24. Februar.